Marc Surer: «Kimi Räikkönen, die 2b von Ferrari»

Von Mathias Brunner
Das grosse Interview zur Sommerpause im GP-Sport, Teil 2: Der Schweizer Formel-1-Experte von Sky Deutschland über verblüffende und enttäuschende Fahrer in der ersten Saisonhälfte.
Marc, wie erklärst du einem Formel-1-Fan, wieso Daniel Ricciardo schafft, was Sebastian Vettel nicht schafft?

Ricciardo ist von einem mittelmässigen Auto zu einem Top-Team gekommen und glänzt mit einer äusserst positiven Einstellung. Vettel hat eine negative Einstellung, weil er die neue Formel 1 nicht mag und die Autos nicht jenen Abtrieb produzieren, den er braucht, um richtig schnell zu fahren. Aber das Ganze spielt sich im Kopf ab, ein Vettel hat gewiss nicht vergessen, wie man schnell Auto fährt!

Welcher Fahrer hat dich in der ersten Saisonhälfte am meisten verblüfft?

Das ist schon Daniel Ricciardo, einfach deswegen, weil niemand von ihm so klasse Leistungen erwartet hätte. Für mich zeigt das im Umkehrschluss auch, dass Mark Webber über seinen Zenith hinaus war, als er aufgehört hat. Er tat sich ja gegen Vettel zum Schluss eher schwer. Dass sich Daniel so gut gegen Sebastian schlägt, das finde ich wirklich erstaunlich.

Welcher Pilot ist eine glatte Enttäuschung?

Da muss ich leider Kimi Räikkönen nennen. Was haben wir während des Winters diskutiert, ob es von Ferrari wohl richtig sei, zwei Weltmeister zu verpflichten. Kimi ist im direkten Vergleich mit Alonso weit davon entfernt, als Top-Pilot aufzutreten. Das ist ja nicht mal die Nummer 2 bei Ferrari, eher die Nummer 2b. Kimi kommt mit diesem Wagen sichtlich nicht klar, und dafür gibt es bestimmt Gründe, aber ich muss schon auch die Frage der Motivation auf den Tisch bringen. Bei Lotus hatte Räikkönen in Sachen Speed auch gegen Romain Grosjean das Nachsehen. Allerdings war Kimi immer dann zur Stelle, wenn er ein gutes Ergebnis witterte. Das ist bei Ferrari in weiter Ferne, also scheint er mir etwas lustlos.

Daniel Ricciardo, Valtteri Bottas, Daniil Kvyat – welchen von diesen Drei würdest du am liebsten verpflichten?

(Sofort) Kvyat – das ist für mich der Mann der Zukunft. Man muss sich das einmal vorstellen: der steigt aus der GP3 in die Formel 1 auf und dann zeigt er solche Leistungen, und er hatte nicht den Luxus von Valtteri Bottas, ein Jahr lang als Freitagtestfahrer alles zu lernen. Der Russe wurde ins kalte Wasser geschmissen. Und nun löst er seine Aufgabe derart souverän. Das finde ich schon sehr eindrucksvoll.

Bei allem Respekt vor seinen Leistungen – ist er nicht ein wenig blass?

(Schmunzelt.) Ist das Bottas nicht auch? Das generelle Problem dieser jungen Fahrer ist doch: So jung hast du noch gar keine Ecken und Kanten gebildet. Man muss abwarten, wie die sich entwickeln. Als Schumi in die Formel 1 kam, gab es auch keinen, der behauptet hätte, das sei ein echter Typ. Den Jungen muss man Zeit geben. Sie haben ausser Kart und Rennwagen fahren noch gar nichts gemacht. Aus dieser Perspektive müsste man vielleicht sagen: sie kommen zu jung in die Formel 1.

Sommerpause, Hochblüte der «silly season», der albernen Saison, wie das die Engländer so schön nennen. Welche spektakulären Fahrertransfers siehst du Ende 2014 und 2015 auf uns zukommen?

Für mich ist Fernando Alonso der einzige Wackelkandidat, der inzwischen mit Recht das Vertrauen in Ferrari verloren hat. Nur: Wenn er zu McLaren-Honda zieht, wer garantiert ihm, dass die 2015 ein Siegerauto bauen? Ich schätze, es wird viel weniger passieren als wir glauben.

Wie schätzt du die Formel-1-Zukunft von Susie Wolff und Simona De Silvestro ein?

Zunächst mal reden wir hier von zwei verschiedenen Kalibern. Ich sehe vom fahrerischen Können her Simona De Silvestro absolut in der Formel 1. Bei Susie Wolff muss ich bei allem Respekt festhalten: Sie war eine mittelmässige Tourenwagenpilotin. Wenn sie ein Cockpit bekäme, dann würde mich das für sie persönlich freuen, aber aus sportlicher Perspektive würde das die Schweizerin eher verdienen.

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