Marcus Ericsson fristet ein Leben in Anonymität: An den Flughäfen dieser Welt, vor und nach den WM-Läufen, kennt ihn keiner, wenn er mit umgekehrtem Käppi, Sonnenbrille und riesigen Kopfhörern durch die Menge schreitet. Gestern Donnerstag macht er grosse Augen, als er die gewaltige Medienschar erkennt, die auf André Lotterer wartet. Die Anzahl Berichterstatter in Marcus’ Medienrunden passt üblicherweise recht locker in eine durchschnittliche Telefonzelle ... Und doch hat Marcus Ericsson etwas, wovon das halbe Startfeld 2014 träumt: einen Stammplatz für 2015. Wie hier in Belgien durchsickert, gilt der Vertrag mit Caterham nämlich nicht nur für 2014, sondern auch für 2015. Eine Verlängerung war lediglich abhängig von der Finanzierung, und die steht nun. Ericsson kann dabei auf langjährige Mäzene zählen, die weitgehend im Hintergrund bleiben. Er selber spricht nie über diese Männer. Ein Gönner stammt Gerüchten aus Schweden zufolge aus dem Verpackungskonzern Tetra Pak, die in Familienbesitz ist – gegründet von Ruben Rausing, zum Weltkonzern gemacht von seinen Söhnen Hans und Gad Rausing. Tetra Pak ist ein Schwergewichtler: 2012 setzte der Konzern 11,144 Mia Euro um! Ericsson soll auch von Stefan Persson unterstützt werden, dem reichsten Schweden, Sohn von Erling Persson, dem Gründer des Textil-Unternehmens Hennes & Mauritz. H&M setzte 2012 14,6 Mia Euro um und erwirtschaftete einen Gewinn von 1,79 Mia. Da wird ein Formel-1-Ticket für Ericsson beinahe aus der Kaffeekasse gelöst. Caterham-Drahtzieher Colin Kolles steht Ericsson aber nicht nur des Geldes wegen wohlwollend gegenüber: Er hat hochgerechnet, was die Rundenzeiten des Schweden wert sind, wenn der Gewichtsvorteil von Kamui Kobayashi abgezogen wird (der Unterschied schwankt zwischen acht und zehn Kilogramm). Dabei wurde festgestellt, dass Ericsson gewichtsbereinigt schneller ist als der erfahrene Japaner. Dank Rang 11 in Monaco liegt Marcus auf WM-Rang 18, der in Belgien durch André Lotterer ersetzte Kamui Kobayashi ist enttäuschender WM-Letzter.