Sebastian Vettel: McLaren-Honda für 150 Millionen?

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel

Sebastian Vettel

Der Red Bull Racing-Pilot spricht vor dem Monza-GP-Wochenende über die Gründe für einen Chassiswechsel, eine Offerte von McLaren-Honda und seinen Renningenieur 2015.
Sebastian, du bist an diesem Wochenende mit einem anderen Chassis unterwegs. Wieso habt ihr die Notwendigkeit gesehen, es zu wechseln?

Es war eigentlich immer geplant, es zu wechseln, das ist im Laufe eines GP-Wochenendes nicht ungewöhnlich. Weil wir in Belgien nicht besonders konkurrenzfähig waren, fanden wir die Gelegenheit als willkommen, das zu tun.

Du wirst derzeit heftig mit McLaren-Honda in Verbindung gebracht ...

Geredet wird immer viel. In Belgien hörte ich am Donnerstag, angeblich hätte ich bei McLaren-Honda einen Vertrag für 150 Millionen Pfund unterzeichnet. Da habe ich gesagt: Bringt mir sofort einen Kugelschreiber! Leider ist niemand gekommen. (Beginnt zu lachen.) Geredet wird immer, aber in der Regel ändert sich nicht so viel. Mein Hauptaugenmerk ist nicht ein Vertrag anderswo, sondern mit Red Bull Racing stärker zu werden.

Aber McLaren hat in der Öffentlichkeit eine Anfrage zugegeben. Wie stehst du denn einer neuen Herausforderung gegenüber?

(Grinst) Ich sehe derzeit hier jede Menge Herausforderung! Ich bin nicht dort, wo ich mit Red Bull Racing sein möchte, wir haben viel Arbeit. Ich bin glücklich, wo ich bin. Aber natürlich weiss keiner, was in der Zukunft passieren wird. Ich fürchte, meine Antwort ist ein wenig langweilig! Es ist auch nicht meine Angewohnheit, in der Öffentlichkeit über solche Offerten zu reden. Wahr ist: Es ist nicht das erste Mal, dass ich in den letzten Jahren angesprochen worden bin. Das ist nett, aber das ändert nichts an meiner Einstellung.

Was sagst du zum Duell zwischen den beiden Mercedes-Fahrern?

Also Belgien war sicher ein Rennzwischenfall. Du kannst eine Attacke nie so timen, dass du mit deinem Frontflügel dem Gegner den Reifen aufschlitzt, das geht einfach nicht. Fernando ist mir zum Schluss des Rennens ins Heck gefahren, und ich konnte von Glück reden, dass bei mir kein Reifen kaputt gegangen ist. Nein, das sind Rennzwischenfälle. Es wird nachher viel geredet, aber im Grunde ist alles ganz klar – sie sitzen im gleichen Auto, sie sind beide sehr starke Fahrer, da ist es naheliegend, dass sie sich auch mal ums gleiche Stück Asphalt balgen.

Aber wenn es zu so einer Kollision kommt, und der eine Fahrer gewinnt dadurch in der WM 18 Punkte, ist das nichts, was sich der Autoverband FIA anschauen sollte?

Nein, ganz im Gegenteil war ich froh darüber, dass es eben keine offizielle Untersuchung gab. Weil es eben ein Rennzwischenfall war. Vielleicht bin ich für so etwas ja nicht clever genug, aber ich würde es nicht schaffen, einen Angriff so zu timen, dass ich aus dem Duell heil herauskomme und der andere Wagen beschädigt ist. Das muss ich wohl noch lernen! Aber ich bin davon überzeugt – das geht öfter schief als gut, insofern verzichte ich gerne auf die Erfahrung. Ich fand es auch lustig, dass sich das Team zu Disziplinarmassnahmen entschloss. Wir sollen doch frei fahren dürfen. Ich finde, die FIA sollte nur dann eingreifen, wenn ein klares Foul vorliegt.

Ihr seid nicht mehr das stärkste Team, dein Renningenieur Rocky geht, Adrian Newey tritt kürzer – bricht das Dream-Team auseinander?

Also zunächst einmal ist Adrian ja noch immer da, und Rocky geht auch nirgendwo hin, er übernimmt einfach eine andere Rolle. Es ist normal, dass Leute die Position wechseln. Adrian bleibt ein starkes Element des Teams. Wir haben auch sehr clevere Leute, die nachrücken, und neue Mitarbeiter, die zu Red Bull Racing kommen. Es liegt an uns, sich da auch personell stark genug aufzustellen, um Rennen gewinnen zu können. Darum kümmern wir uns. Ein Wechsel muss nicht unbedingt etwas Schlechtes sein.

Du hast einen neuen Renningenieur angesprochen. Wir sehr warst du bei der Entscheidungsfindung eingeschlossen und wie schwierig ist es, einen Mann einzuschätzen, der von einem anderen Team kommt?

Das ist immer schwer, das stimmt schon, denn letztlich hast du mit dem neuen Mann ja noch nie zusammen gearbeitet. Also ist man sich nie hundertprozentig sicher. Aber natürlich hatte ich die Gelegenheit, mir das alles anzusehen und anzuhören, und ich habe bei der Sache ein gutes Gefühl. Daher glaube ich auch daran. Dass Rocky als leitender Ingenieur noch immer da ist, das schadet natürlich auch nicht.

Wie gut werdet ihr hier in Monza sein?

Schwer zu sagen, als unsere Lieblingsstrecke würde ich Monza nicht bezeichnen! Es war immer etwas fünfzig zu fünfzig: entweder wir waren sehr gut oder eben gar nichts.

Spa-Francorchamps schien euch auch nicht zu liegen, dann seid ihr von der Abstimmungsphilosophie her einen anderen Weg gegangen und habt obendrein die Getriebeübersetzung geändert. Das sollte euch doch auch hier nützen ...

Wir haben einen längeren siebten und achten Gang eingebaut. Das war die richtige Entscheidung und passt auch besser zu den Pisten in der zweiten Saisonhälfte. Auf langsamen Strecken macht das wenig aus, wir waren auch in Monaco nicht im achten Gang. (Beginnt zu lachen) Ich glaube, Mercedes ist nur mit sechs gefahren! Vielleicht packen sie ja mal hier den achten aus ...

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