Formel-1-Zuschauerschwund: Sind es die Ticketpreise?

Von Vanessa Georgoulas
Volles Haus: In Spielberg waren die Tribünen voll

Volles Haus: In Spielberg waren die Tribünen voll

Die Formel-1-Welt rätselt: Wer ist schuld an den leeren Rängen in Hockenheim, Belgien oder Monza? Die Teamchefs diskutieren nun mit Chefvermarkter Bernie Ecclestone über die Ticketpreise. Doch sind diese wirklich schuld?

Jeder Sportfan weiss: Wer sich einen Formel-1-GP live ansehen will, muss meist tief in die Tasche greifen. Ein guter Tribünen-Platz fürs ganze Wochenende kostet für Erwachsene je nach Strecke und Tribüne zwischen 200 und weit über 400 Euro. Ein Familien-Ausflug zur Königsklasse des Motorsports kann so schnell ins Geld gehen.

Die hohen Preise sollen denn auch der Grund sein, warum immer mehr Plätze an vielen GP-Wochenenden leer bleiben.
Davon sind zumindest die Formel-1-Teamchefs überzeugt, die mit Chefvermarkter Bernie Ecclestone auch über die hohen Austragungsgebühren diskutieren, welche die Streckenbetreiber für den Besuch der Formel 1 hinblättern müssen und die somit für hohe Eintrittspreise sorgen.

Dies bestätigte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gegenüber dem Kollegen der britischen Zeitung «The Telegraph»: «Wir haben es gewagt, die Ticket-Preise zur Diskussion zu stellen.» Der 42-jährige Wiener verriet zudem: «Wir sprachen auch über die Wichtigkeit traditioneller Strecken wie Spa-Francorchamps, Monza oder Hockenheim. Diese Rennen müssen im WM-Kalender bleiben. Das ist zwar ein globaler Sport und wir müssen immer wieder neue Länder ansteuern, wie wir das schon immer gemacht haben. Aber es ist auch klar, was passieren muss, um die Tribünen bei den Traditionsrennen wie Hockenheim und Monza zu füllen.»

So löblich Wolffs Forderung nach tieferen Eintrittspreisen an den Traditionskursen ist, muss in Frage gestellt werden, ob die hohen Kosten wirklich für das Fernbleiben der Zuschauer verantwortlich sind. Denn in Silverstone, Spielberg und Montréal waren die Ränge trotz hoher Eintrittspreise gut gefüllt.

Auch ist es kein Novum, dass die Formel-1-Ticketpreise zu den höchsten Eintrittspreisen für Sportveranstaltungen gehören. Der jüngste Zuschauerschwund liesse sich also eher durch drastische Erhöhungen erklären. Doch das Preisniveau ist seit Jahren sehr hoch.

Offenbar sind die Formel-1-Fans heute nicht mehr so schnell bereit, viel Geld für ein Live-Erlebnis hinzublättern. In den Online-Foren und Kommentar-Spalten vertreten viele Motorsport-Begeisterte die Meinung, dass man die Rennen am TV besser verfolgen kann.

Die Formel-1-Verantwortlichen könnten sich folglich überlegen, wie man die Live-Informationen den Zuschauern an der Strecke besser zugänglich machen kann. Etwa mit Live-Systemen, wie sie bei den amerikanischen Football- und Basketball-Spielen eingesetzt werden.

Auch die Formel 1 bot vor Jahren mit FanVision ein System an, mit dem die Zuschauer an der Strecke mit einem kleinen Gerät samt Monitor Live-Timing sowie Live-Radioberichterstattung empfangen konnten. Doch das (kostenpflichtige) Angebot verschwand nach kurzer Zeit wieder. Natürlich können sich die Fans auch mittels Formel-1-App von der Tribüne aus informieren. Allerdings machen hohe Roaming-Gebühren sowie schwache Netze diese Option derzeit unattraktiv.

Viele Motorsport-Begeisterte begründen ihr schwindendes Interesse an einem Besuch auch mit den jüngsten Regeländerungen, etwa der Einführung der V6-Turbomotoren, die ungleich leiser als ihre Vorgänger sind. Was früher ein ohrenbetäubendes Kreischen war, ist nunmehr ein heiseres Brummen. Auch dass die Formel-1-Renner durch die gewöhnungsbedürftigen Fahrzeugnasen, die sich durch die Sicherheitsbestimmungen und die Gesetze der Aerodynamik ergeben, nicht zu den schönsten Flitzern der Formel-1-Geschichte gehören, wird oft beanstandet.

Doch auf diese Einwände gehen die wenigsten Teamchefs ein. Man werde sich schnell daran gewöhnen, winken die Meisten ab. Vielleicht sind die schwindenden Zuschauerzahlen einfach nur ein Zeichen dafür, dass sich die Formel-1-Verantwortlichen eine solche Haltung in Zeiten eines Entertainment-Überangebots nicht leisten können.

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