Spannende Formel 1-WM dank Sieg von Lewis Hamilton

Von Vanessa Georgoulas
Singapur-GP-Sieger Lewis Hamilton verteidigte die Spitzenposition schon beim Start

Singapur-GP-Sieger Lewis Hamilton verteidigte die Spitzenposition schon beim Start

Die erste Entscheidung fiel schon vor dem Start zum Singapur-GP: Auf dem Weg zur Startaufstellung spukte Nico Rosbergs Lenkrad. Deshalb musste der Zweitschnellste des Qualifyings aus der Boxengasse starten.

Diesmal schlug das Technik-Pech bei Nico Rosberg zu: Der Silberpfeil-Pilot bekundete auf dem Weg zur Startaufstellung in Singapur ein Problem mit seinem Lenkrad, das kurzum ausgetauscht wurde. Doch das nützte nichts, wie Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff kurz vor dem Start erklärte: «Das war ein Problem mit der Bordelektronik. Was es genau ist, wissen wir noch nicht. Wir haben alle Funktionen neu gestartet, aber das Problem tauchte wieder auf.»

Rosberg, der als Zweitschnellster des Qualifyings aus der ersten Startreihe hätte losfahren dürfen, musste sich am Ende der Boxengasse aufstellen. Der Deutsche hing in den ersten Runden deshalb am Heck von Max Chiltons Marussia-Renner fest. Der 158-fache GP-Pilot und BBC-TV-Experte Martin Brundle analysierte: «Das Problem scheint die Kupplung zu sein. Nico kann offenbar schalten, aber ich weiss nicht, wie er ohne Kupplung Boxenstopps machen will. Die Schaltmanöver herunter sind okay, aber wenn er hochschaltet, muss er Gänge überspringen, daher kann er zu Beginn des Rennens nicht vordringen.»

Gleich zwei frühe Ausfälle

In der 14. Runde war das Rennen für den WM-Leader gelaufen: Rosberg fuhr die Box an und liess sich neue Reifen geben. Auch das Lenkrad wurde ausgewechselt, doch auch mit dem neuen funktionierte nichts, sodass der Blondschopf schliesslich entnervt aussteigen musste. Später erklärte der 29-jährige Spross des 1982er-Weltmeisters Keke Rosberg: «Da war wohl was Kleines nicht in Ordnung. Ich habe es direkt beim Einsteigen gemerkt. Natürlich ist das ein sehr ernüchterndes Ergebnis.»

Auch für Caterham-Wackelkandidat Kamui Kobayashi begannen die Probleme schon vor der ersten Rennrunde. Auf seiner Aufwärmrunde blieb der Japaner auf der Strecke liegen, zu allem Überfluss fing sein gestrandeter Dienstwagen daraufhin auch noch an zu brennen. An eine Rennteilnahme war nicht mehr zu denken. Einen Ausfall musste auch Sauber-Pilot Esteban Gutiérrez hinnehmen. Der 23-jährige Mexikaner stellte seinen C33 in der 19 Runde in der Box ab und stieg sichtlich verärgert aus.

Ausrutscher von Fernando Alonso

Während Hamilton gleich beim Start wegzog und Sebastian Vettel seinen Red Bull Racing-Teamkollegen schnappte, unternahm Ferrari-Star Fernando Alonso gleich in der ersten Kurve einen Ausflug neben die Strecke. Der Weltmeister von 2005 und 2006 liess daraufhin für alle Fälle Sebastian Vettel passieren. Die Regelhüter sahen sich die Szene an und beschlossen, keine Strafe auszusprechen.

Auch das McLaren-interne Duell zwischen Kevin Magnussen und Jenson Button nahmen die Stewards genauer unter die Lupe. Der dänische Rookie, der seinen sehr viel erfahreneren Teamkollegen Jenson Button auf Position 7 überholt hatte, wurde für einen kurzen Ausritt neben der Piste auch nicht bestraft.

Jean-Eric Vergne: Glück im Unglück

Weniger gut lief es für die beiden Force India-Piloten. Sowohl Nico Hülkenberg als auch Sergio Pérez meldeten schon in der ersten Runde ein Problem mit dem Frontflügel. «Offenbar hatten beide Berührungen mit anderen Autos», vermutete der ehemalige GP-Pilot und heutige Sky Sport-Experte Marc Surer. Sorgen hatte auch Jean-Eric Vergne. Der Toro Rosso-Fahrer war sichtlich langsamer unterwegs als seine direkten Konkurrenten und funkte verzweifelt: «Ich komme einfach nicht voran.»

Vergne hatte Glück im Unglück: Offenbar konnte das Problem schnell behoben werden und der Franzose war bald darauf am Heck seines Teamkollegen Daniil Kvyat. Der junge Russe wurde daraufhin angewiesen, den vor ihm fahrenden Magnussen zu überholen. «Dafür hast du zwei Runden Zeit, sonst musst du Vergne vorbei lassen.» Der Neuling versuchte alles, musste seinen Nebenmann aber schliesslich fahren lassen.

Auch die Spitzenreiter blieben von den Technik-Sorgen nicht verschont. Vettel wurde angewiesen, sich nicht auf die Anzeige seines Lenkrads zu verlassen, Teamkollege Ricciardo vermeldete Probleme beim Beschleunigen. Eine ganz besondere Sorge plagte Magnussen. Der Formel-1-Neuling vermeldete hohe Hitze in seinem Cockpit und nutzte die Safety-Car-Phase zur Rennmitte, um seine Hände kühlend in die Luft zu halten!

Magnussen funkte verzweifelt: «Das Trinkwasser ist zu heiss.» Und Surer hatte Mitleid mit dem McLaren-Talent: «In diesem heissen Rennen ist das natürlich besonders schlimm, er wird wohl bald ein Konditionsproblem bekommen.» Auch Williams-Pilot Valtteri Bottas kämpfte mit seinem Dienstwagen. Der Finne meldete ein Problem mit der Servolenkung.

Lange Safety-Car-Phase

Safety-Car-Pilot Bernd Mayländer musste wegen Pérez ausrücken, der sich mit Sauber-Pilot Sutil um Position 15 stritt und daraufhin mit schiefem Heckflügel unterwegs war. Der 24-Jährige aus Guadalajara fluchte unter seinem Helm und wünschte dem Deutschen eine Strafe an den Hals. Doch die Regelhüter bewerteten die Szene als normalen Rennunfall – sehr zur Freude von Surer: «Da bin ich aber beruhigt, ich finde auch, dass diese Szene keine Strafe nach sich ziehen sollte, denn Sutil fuhr hier die normale Ideallinie. Er hat wohl einfach nicht mit ihm gerechnet.»

Stattdessen musste Sutil eine 5-Sekunden-Strafe hinnehmen, weil er nach seinem Reifenwechsel zu enthusiastisch auf die Strecke zurückschoss. Doch für den Wahl-Schweizer kam es noch schlimmer: In der 41. Runde musste Sutil seinen Sauber-Renner in der Box abstellen. Die Schweizer bleiben somit auch nach dem 14. Saisonlauf ohne Punkte auf dem WM-Konto.

Die Streckenposten liessen sich verhältnismässig viel Zeit, um die Strecke von den Trümmerteilen von Pérez' Force India-Renner zu befreien. Ganze 13 Runden drehte das Safety-Car. Alonso nutzte die Gelegenheit, um sich neue Reifen geben zu lassen, Vettel tat es ihm in der nächsten Runde gleich, und liess die härtere der beiden Slick-Reifenmischungen aufziehen. «Bottas und Felipe Massa fahren super Zeiten mit den gelb markierten Reifen. Wenn Vettel nun mit der härteren Mischung länger draussen bleiben kann, ist das ein Vorteil», analysierte Surer.

Reifen sorgen für Spannung in den letzten Runden

Leader Lewis Hamilton musste in der 52. von 61 Runden noch einmal die Box ansteuern, um sich frische Reifen zu holen. Die Mercedes-Boxencrew sorgte mit einem sehr schnellen Stopp für Schadensbegrenzung, denn dank der kurzen Standzeit von nur 2,9 Sekunden schaffte es nur Vettel am Silberpfeil vorbei. Ricciardo musste sich hinter dem Weltmeister von 2008 einreihen.

Hamilton eroberte die Führung nur eine Runde später zurück und reihte sich vor Vettel, Ricciardo, Alonso und Massa ein. Gleichzeitig musste Button seinen McLaren abstellen, weil ein Kurzschluss für einen Totalausfall der Systeme sorgte, wie die Wiederholung der On-Board-Videos zeigten. Nachdem Vergne in Runde 57 eine weitere 5-Sekunden-Strafe wegen Verlassnes der Piste aufgebrummt wurde, kämpfte sich der Franzose mit schönen und mutigen Überholmanöver erst an Räikkönen und dann an Bottas vorbei auf Position 6. Auch die Spitzenreiter kämpften erbittert um die Podestplätze.

Am Ende sicherten sich Sieger Hamilton, Vettel und Ricciardo die Plätze auf dem Siegertreppchen. Auf den weiteren Top-Ten-Plätzen kamen Alonso, Massa, Vergne, Pérez, Räikkönen, Hülkenberg und Magnussen ins Ziel. Bottas, dessen Reifen eine Runde zu früh durch waren, kam als Elfter über die Ziellinie.

Das Rennen wurde eine Runde zu früh abgewunken, weil die Maximal-Renndauer von zwei Stunden erreicht wurde. Hamilton sicherte sich mit seinem Sieg die Führung in der WM-Tabelle. Sein Vorsprung auf Teamkollege Rosberg beträgt bloss drei WM-Punkte.

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