Ferrari, Renault, Mercedes: Machtkampf um Motor 2015

Von Mathias Brunner
Werden die Einschränkungen für die Motorentwicklung 2015 gelockert? Setzen Sie kein Geld darauf, denn das Reglement für die kommende Saison ist längst gegossen und ausgehärtet.

Mercedes ist in Sachen Antriebseinheit Klassenbester, das hat die GP-Premiere in Russland einmal mehr bewiesen. Aber der frühere Formel-1-Fahrer Martin Brundle gibt zu bedenken: «Man würde es sich zu einfach machen, die tollen Erfolge der Silberpfeile nur auf die Antriebseinheit zu reduzieren. Klar haben sie die beste gebaut. Aber um Sektorzeiten wie in Sotschi hinzupfeffern, wohlgemerkt in den kurvigsten Pistenpassagen, da brauchst du ein erstklassiges Chassis. Der Mercedes hat tüchtig Abtrieb und geht überdies behutsam mit den Reifen um.»

Renault liegt wie Ferrari in Sachen Motor zurück. Honda hält sich bislang aus dieser Diskussion zurück, aber hinter den Kulissen laufen die Mercedes-Gegner Sturm, um die eingeschränkte Motorentwicklung für 2015 aufzuweichen.

Jedoch: Das Wertmarkensystem (das exakt definiert, welche Teile der Antriebseinheit modifiziert werden dürfen) ist längst im Reglement für die kommenden Jahre definiert. Wer Änderungen für 2015 will, hätte die vor dem 30. Juni 2014 durchboxen müssen. Wer nach dieser Frist Änderungen möchte, braucht die einhellige Zustimmung aus der Formel-1-Kommission, wo alle elf GP-Teams eine Stimme haben.

Wenn Sie Toto Wolff wären, Frank Williams, Vijay Mallya oder Gérard Lopez von Lotus – warum sollten Sie einer Lockerung der Regel zustimmen und freiwillig einen Vorteil preisgeben? Die Formel-1-Teams sind bekanntlich nicht als Wohltäter der Konkurrenz gegenüber bekannt, das eigene Hemd ist allen am nächsten.
Über die Öffentlichkeit Druck gemacht wird dennoch. Red Bull

Racing-Teamchef Christian Horner hat gesagt, es sei, als kämpfe man mit auf den Rücken gefesselten Händen. Das Motorreglement sei schlecht für die Formel 1. Einer seiner Gegner spottet in Sotschi: «Als Red Bull Racing mit Vettel Renenn um Rennen gewonnen hat, war das vielleicht gut für die Formel 1?»

Ferrari-Teamchef Marco Mattiacci haut in die gleiche Kerbe: «Innovation gehört doch zur DNA der Formel 1, wieso würgt man das ab? Ich kann mich noch nicht vor die Fans stellen und sagen – es tut mir leid, dass wir nicht stärker sind, aber wir müssen mit unseren Verbesserungen noch ein Jahr warten. Ich fordere nicht, dass wir das Reglement auf den Kopf stellen. Aber etwas Feineinstellung könnte nicht schaden. Es geht ums Prinzip der Formel 1.»

Mercedes-Teamchef Toto Wolff bleibt bislang unbeeindruckt: «Wir haben gerade erst eine Meisterschaft gewonnen und schon werden wir von allen Seiten bedrängt, eine Änderung in der Rangordnung zuzulassen. Die ganze Diskussion um das Einfrieren der Motorenentwicklung – die Situation ist nicht so, wie sie dargestellt wird. Wir können aufs nächste Jahr hin rund 50 Prozent am Motor verändern. Unser Vorteil besteht nicht nur beim Antrieb, wir haben auch einen Vorsprung beim Chassis. Dass wir nun die Bösen sind, weil wir uns an die Regeln halten, ist nicht schön. Aber das ist wohl der Preis, den man für den Erfolg zu zahlen hat.»

«Wir glauben, dass eine Änderung der Motorenregeln nicht richtig ist. Denn wir wollen die Kosten nicht hochschrauben, und wer weiss, ob sich dann am Kräfteverhältnis wirklich etwas ändert. Ausserdem ergeben sich auch andere Probleme, denn wir haben unseren Kunden zugesichert, die Motoren zu einem vorab vereinbarten Preis gleichzeitig zu den gleichen Konditionen zu beliefern. Das ist nicht möglich, wenn man wie wir drei Kundenteams hat und gleichzeitig auch noch während der Saison weiterentwickelt. Bei Honda, das nur ein Team beliefert, oder Ferrari mit zwei Kundenteams sieht die Lage wieder ganz anders aus. Es ist sehr kompliziert. Man darf nicht vergessen: Die Regeln wurden von einigen sehr intelligenten Leuten aufgestellt, die sich ihre Gedanken dazu gemacht haben.»

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