Jolyon Palmer: Ist die Kritik an Felipe Nasr erlaubt?

Kolumne von Vanessa Georgoulas
GP2-Meister Jolyon Palmer und der Gesamtdritte Felipe Nasr, der in diesem Jahr sein GP-Debüt für Sauber absolvieren wird

GP2-Meister Jolyon Palmer und der Gesamtdritte Felipe Nasr, der in diesem Jahr sein GP-Debüt für Sauber absolvieren wird

GP2-Champion Jolyon Palmer kritisiert das Fördersystem der Formel 1 und greift Sauber-Neuling Felipe Nasr an. Doch wieviel Grund zur Klage hat der Sohn des ehemaligen GP-Piloten Jonathan Palmer wirklich?

Zugegeben, als Meister der höchsten Nachwuchs-Formelklasse bei der Besetzung der Formel-1-Cockpits übergangen zu werden, war für GP2-Champion Jolyon Palmer bestimmt eine schmerzhafte Erfahrung. Doch dass der Spross des ehemaligen GP-Piloten und heutigen Rennstrecken-Besitzers Jonathan Palmer explizit Felipe Nasrs Beförderung zum Sauber-Stammpiloten kritisiert, ist ungeschickt.

«Es ist entmutigend zu sehen, dass Fahrer mit Leichtigkeit einen Platz in der Formel 1 erhalten, die ich auf der Rennstrecke locker schlage. Welchen Sinn macht es denn, wenn der Dritte der Meisterschaft in die Formel 1 hochrückt?», schimpfte Palmer unlängst, und verwies damit zwischen den Zeilen auf die Tatsache, dass der 22-jährige Brasilianer dank einer üppigen Mitgift von seinem Langzeit-Sponsor «Banco do Brasil» den Sprung in die Formel 1 geschafft hat.

Was Palmer Junior offenbar vergessen hat: Er konnte und kann in seiner bisherigen Karriere selbst auf die grosszügige Hilfe seines Vaters zählen, der ihm nicht nur als ehemaliger GP-Pilot mit Rat und Tat zur Seite stehen kann, sondern als Besitzer von fünf britischen Rennstrecken (und Organisator verschiedener Motorsport-Events) auch eine Infrastruktur bietet, von der andere Nachwuchsfahrer nur träumen können. Jolyon profitierte denn auch als Teilnehmer der Formula Palmer Audi und als Fahrer für das hauseigene Formel-2-Team MotorSport Vision und PalmerSport nicht zu knapp von seiner Familie.

Auch der Blick in die Statistik offenbart: Palmers Kritik an Nasr ist unberechtigt, schliesslich war der Sauber-Neuling «erst» in seinem dritten GP2-Jahr unterwegs, während Palmer vier Jahre brauchte, bis er im Vorzimmer der Formel 1 reüssieren konnte. Noch 2013 hatte Palmer gegen Nasr klar das Nachsehen: Der Brite belegte am Saisonende mit 119 Punkten den siebten Schlussrang, Nasr sicherte sich mit 154 Punkten den vierten Tabellenplatz.

Überhaupt sammelte Palmer bis heute fleissig Erfahrungskilometer, er absolvierte 202 Rennen in verschiedenen Formelsport-Serien, fuhr 18 Siege und 55 Podestplätze ein und drehte 15 Mal die schnellste Runde. Trotzdem ist die GP2-Krone vom vergangenen Jahr sein erster Gesamtsieg überhaupt: Davor waren der zweite Tabellenplatz in der Formel-2-Saison 2010 und der dritte Platz in der Formula Palmer Audi von 2008 Palmers Karriere-Bestleistungen.

Nasr fuhr fast 50 Rennen weniger als Palmer, konnte sich aber in 155 Einsätzen 19 Siege, 60 Podestplätze und 22 schnellste Rennrunden gutschreiben lassen. Seinen ersten Titel holte der Nachwuchsfahrer aus Brasilia schon 2009 in der Formel BMW Europa. 2011 folgte der zweite Gesamtsieg in der britischen Formel 3.

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