Ungarn-GP: 1. Ferrari-Sieg seit Michael Schumacher!

Von Vanessa Georgoulas
Vettel legte den Grundstein für seinen Sieg schon beim Start

Vettel legte den Grundstein für seinen Sieg schon beim Start

Sebastian Vettel sicherte sich mit einem guten Start den ersten Ferrari-Sieg in Ungarn seit dem Triumph von Michael Schumacher im Jahr 2004. Teamkollege Kimi Räikkönen musste einen schmerzlichen Ausfall hinnehmen.

Die dicken Wolken, die am Sonntag Morgen noch über dem Hungaroring hingen, hatten sich pünktlich zum GP-Start verzogen, sodass die Formel-1-Piloten bei Sonnenschein, 22 Grad Aussen- und 43 Grad Asphalttemperatur zum zehnten Kräftemessen der Saison starten durften. Erst nach zwei Aufwärmrunden durften die Formel-1-Stars losfahren. Der Grund: Williams-Pilot Felipe Massa hatte sich nicht richtig eingereiht. Die Rennkommissare kündigten umgehend eine Untersuchung an und brummten ihm eine 5-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe auf.

Die Aufregung um den kleinen Brasilianer war schnell vergessen, denn kaum waren die Lichter der Startampel aus, wurde es spannend. Leader Lewis Hamilton erwischte einen schlechten Start und musste sich nicht nur gegen seinen Teamkollegen Nico Rosberg geschlagen geben, sondern auch gegen das Ferrari-Duo Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen, das die Führung übernahm.

Rad-an-Rad-Duelle, Trümmer und ein Dreher

Während Vettel an der Spitze wegzog, leistete sich Hamilton in der Schikane beim Angriff auf Rosberg einen zweiten Fehler, der ihn auf Position 10 zurückwarf. Der Champion beschwerte sich über Funk über die Fahrweise seines Teamkollegen, doch der ehemalige GP-Pilot und heutige Sky Sports F1-Experte Martin Brundle erklärte: «Das war zu 100 Prozent sein Fehler.»

Red Bull Racing-Pilot Daniel Ricciardo funkte derweil, dass er mit dem Williams von Valtteri Bottas ein unliebsames Treffen hatte und Lotus-Pilot Romain Grosjean berichtete, dass er mit einem der beiden Toro Rosso-Rookies aneinandergeraten war. Während Ricciardo auf Anweisung des Teams von seinem Teamkollegen Daniil Kvyat vorbeigelassen wurde und kurz darauf an Massa vorbeizog, schnappte sich Hamilton in der ersten Kurve Massa, wobei sich die Hinterräder des Silberpfeils und des Williams-Renners berührten.

Trotzdem schaffte es Hamilton aussen am Brasilianer vorbei und kurz darauf zog er auch innen an Sergio Pérez vorbei. Räikkönen berichtete über Funk, dass er ein Teil seines Frontflügels verloren habe, und Brundle erklärte: «Das war die Kamera, die abgeflogen ist.» Für Aufregung sorgte auch Sergio Pérez, der mit Pastor Maldonado zusammenstiess und sich von der Strecke drehte. Der 25-Jährige aus Guadalajara in Mexiko hatte Glück im Unglück, er konnte das Rennen nach dem Dreher fortsetzen. Die Regelhüter brummten dem Lotus-Piloten dafür eine Durchfahrtsstrafe auf.

Aufholjagd von Champion Lewis Hamilton

Die Ersten, die zum Reifenwechsel an die Box abbogen, waren Bottas und Kvyat in der 14. Runde. Kurz darauf folgten auch Massa, Verstappen und Hülkenberg. Nachdem die meisten Piloten mindestens einmal an der Box waren, belegten Vettel, Räikkönen, Rosberg und Ricciardo die ersten vier Positionen. Hamilton, der sich bis auf Platz 5 vorgearbeitet hatte, hing einige Runden hinter Ricciardo fest, bevor er in der ersten Kurve aussen am Australier vorbeiziehen konnte.

Kvyat beschwerte sich über Boxenfunk darüber, dass sein Dienstwagen «praktisch unfahrbar» sei, und auch Verstappen hatte in Kurve 5 alle Hände voll zu tun, um seinen Renner auf der Piste zu halten. Währenddessen baute Vettel an der Spitze seinen Vorsprung auf Teamkollege Räikkönen auf 7,3 sec aus.

Fernando Alonso musste kurz nach Rennmitte die Box ansteuern, weil er sich seinen rechten Hinterreifen kaputtgefahren hatte, während Spitzenreiter Vettel seinen Vorsprung auf Räikkönen auf 9,1 Sekunden ausbaute. Auch der Finne konnte sich weiter von seinem Hintermann Rosberg absetzen und die Lücke auf 17,5 sec ausbauen.

Kimi Räikkönen mit Problemen, Aus für Nico Hülkenberg
Lange durfte sich der Iceman nicht darüber freuen, kurz darauf klagte er über Funk: «Mein Motor klingt eigenartig und ich verliere Power.» Brundle bestätigte: «Das klingt wie ein gebrochener Auspuff.» Das Ferrari-Team erklärte ihm: «Wir haben ein problem mit dem kinetischen Energierückgewinnungssystem.»

Noch schlimmer erging es Hülkenberg, der seinen eigenen Frontflügel auf der Start-Ziel-Geraden überfuhr und in der ersten Kurve in den Reifenstapeln landete. Kvyat, der hinter dem Force India unterwegs war, musste durch eine Trümmerwolke fahren. Deshalb wurde nach dem virtuellen Safety Car das echte Safety Car eingesetzt, das das ganze Feld durch die Boxengasse führte, um den Streckenposten die Möglichkeit zu geben, die Trümmer von der Strecke zu wischen.

Zuvor hatten etliche Piloten – darunter auch die Spitzenreiter – die Gelegenheit genutzt, um die Box anzusteuern. Pérez wurde zur Sicherheit an die Box geholt und mit einer neuen Fahrzeugnase ausgestattet.

Crash und Strafe für Lewis Hamilton

Auch beim Restart wurde es wieder spannend. Während Rosberg den vom KERS-Problem eingebremsten Räikkönen schnappte, krachte Hamilton in Ricciardo rein. Dabei zog er sich einen grösseren Schaden am Auto zu, denn der Weltmeister wurde kurz darauf von Kvyat und Bottas überholt. Bottas musste jedoch bald darauf wieder die Box ansteuern, weil er sich seinen rechten Hinterreifen am Frontflügel von Verstappen beschädigte.

Die Regelhüter kündigten eine Untersuchung der Kollision zwischen dem Briten und dem Australier an, während Hamilton an die Box abbog, um sich einen neuen Frontflügel zu holen. Die Rennkommissare hatten alle Hände voll zu tun, denn sowohl Sainz als auch Verstappen, Maldonado und Räikkönen waren entweder hinter dem Safety-Car oder in der Boxengasse zu schnell unterwegs.

Hamilton musste zur Strafe für die Kollision mit dem Red Bull Racing-Piloten ein Mal durch die Box, während Force India Pérez an die Box holte, um das Rennen vorzeitig zu beenden. Der zweifache Weltmeister trat die Strafe gleich ohne Murren an und auch Massa steuerte nochmals die Box an, während Räikkönen durch eine Panne an der Box weit zurückfiel, und in Runde 57 schliesslich ganz aufgeben musste.

Aus für Carlos Sainz, Reifenschaden von Nico Rosberg

Auch Verstappen und Maldonado mussten nochmals durch die Box, weil sie nach dem Crash von Hülkenberg zu schnell unterwegs gewesen waren. Maldonado stand zusätzlich unter Beobachtung, weil er während der Safety-Car-Phase überholte. «Das ist das Full House der Fahrfehler», bemerkte Brundle trocken, während Sainz von Toro Rosso an die Box bestellt wurde, um seinen Dienstwagen abzustellen.

Während die Regelhüter auch die Situation zwischen Kvyat und Hamilton untersuchten, krachte es nochmals – diesmal zwischen Ricciardo und Rosberg. Letzterer musste daraufhin mit einem zerfetzten linken hinterreifen an die Box zurückschleichen. Ricciardo zerstörte sich dabei den Frontflügel.

Während Kvyat eine 10-Sekunden-Strafe aufgebrummt bekam, schob sich Hamilton an Grosjean vorbei auf Platz 6 ein. Am Ende durfte Ferrari dank Vettel den ersten Ungarn-GP-Sieg seit 2004 freuen, als Rekord-Champion Michael Schumacher triumphierte. Zum ersten Mal durfte der vierfache Champion in Budapest aufs höchste Podesttreppchen steigen.

Auch Kvyat durfte eine Premiere feiern und als Zweiter erstmals aufs Podest. Dahinter kamem Ricciardo, Verstappen, Alonso, Hamilton, Grosjean, Rosberg, Button, Ericsson, Nasr, Massa, Bottas, Maldonado, Merhi und Stevens ins Ziel.

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