McLaren-Honda: Peinlich, defensiv, wahrheitsfremd

Kolumne von Rob La Salle
Mark Gallagher

Mark Gallagher

​Der Nordire Mark Gallagher analysiert die Situation der angeblichen Traumpaarung McLaren und Honda. Was der frühere Chef der Motorenfirma Cosworth sieht, macht ihm Sorgen.

Mark Gallagher hat im Motorsport schon fast alles gesehen: er brach aus Belfast in die grosse weite Rennwelt auf, lernte als Journalist sein Handwerk, wurde Marketing-Chef im Formel-1-Team von Eddie Jordan, arbeitete bei Jaguar, leitete die Motorenfirma Cosworth. Heute arbeitet er als freier Berater und hat mit «The Business of Winning» ein ausgezeichnetes Buch über die wirtschaftlichen Zusammenhänge in der Formel 1 verfasst. Gallagher schreibt in einer Kolumne über die Situation bei McLaren-Honda, und was er dort sieht, macht dem Nordiren Sorgen für die Zukunft.

«McLaren und Honda hatten eine erinnerungswürdiges und leidenschaftliches Rendez-Vous in der Formel 1 in den späten 80er und frühen 90er Jahren. Aber sich an frühere Eroberungen zu erinnern und sie aufzuwärmen, kann eine gefährliche Sache sein. Denn wenn du die Beziehung auffrischst, kommt dir vielleicht auch wieder in den Sinn, warum du dich damals getrennt hast.»

«McLaren ist ein tolles Team, wenn du einen ehrgeizigen Partner suchst. McLaren hat sich gewiss immer darauf verlassen, dass Honda sehr schnell einen erstklassigen Motor liefert. Honda auf der anderen Seite – nur wenige Jahre nach einem wenig überzeugenden Werksteam-Einsatz – braucht ein siegfähiges Chassis und Fahrer, die ihren Job machen können. Nüchtern betrachtet, sehe ich heute nur eine Seite, welche ihren Verpflichtungen nachkommt. Bei der anderen habe ich den Eindruck, dass sie seltsamerweise nicht in der Lage zu sein scheint, mit der notwendigen Hingabe zu arbeiten.»

«Honda wirkte von Anfang an schlecht vorbereitet, es scheint an Verständnis zu mangeln, was die technische Herausforderung und was die Vordringlichkeit der Aufgaben angeht. Vielleicht wäre es für McLaren besser gewesen, 2015 noch ein weiteres Jahr mit einem Kundenmotor zu fahren, auf dass Honda mehr Zeit zum Entwickeln gehabt hätte.»

«Ein gutes halbes Jahr ist seit dem Saisonbeginn in Australien ins Land gezogen, und nun ist die Situation für beide Parteien peinlich. Bei einer Pressekonferenz in Monza ist Honda in alte Verhaltensmuster zurückgefallen – öffentliche Kritik zu akzeptieren, das käme dem in Japan so gefürchteten Gesichtsverlust gleich, also geht man lieber in die Defensive und ignoriert die Wahrheit.»

«Das ist schlecht. Wenn es in einer Beziehung Probleme gibt, dann ist es immer der beste Schritt, zu diesen Schwierigkeiten zu stehen und sie ehrlich und gemeinsam anzugehen.»

«Als Honda in den 80er Jahren in der Formel 1 war, da wurde die Firma von Nobuhiko Kawamoto geleitet, einem Techniker, früher Chef der Forschungs- und Entwicklungsabteilung, dann Geschäftsführer. Es war für die Erfolge von Honda ganz entscheidend, dass er ein früherer Ingenieur aus dem Formel-1-Programm Hondas der 60er Jahre war. Denn daher hatte er einen Sinn für Dringlichkeit entwickelt und dafür, sich auf ein bestimmtes Ziel zu konzentrieren, alles Qualitäten, die in der Formel 1 elementar sind. Selbst mit seinen heutigen 89 Jahren könnte er der heutigen Honda-Führungsgeneration gewiss weisen Rat geben.»

«Wie es weitergeht – ob man sich weiter spitze Bemerkungen zuwirft oder die Probleme anpackt – das wird vom Willen Hondas abhängen, die Beziehung mit McLaren anders anzugehen. Das ist für die Hierarchie von Honda eine immense Aufgabe und wird seitens McLaren Geduld erfordern. Wenn sie das aber gemeinsam schaffen, dann können sie den stürmischen Beginn ihrer zweiten Beziehung vielleicht hinter sich lassen und es vermeiden, als bedauerliche Liebschaft in die Historie einzugehen. Wer weiss, vielleicht wird aus McLaren und Honda ja doch noch ein glückliches Paar.»

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