Maurizio Arrivabene: «Gegen Ferrari wie eine Ameise»

Von Mathias Brunner
Maurizio Arrivabene: Da geht's lang

Maurizio Arrivabene: Da geht's lang

​Vor gut einem Jahr wurde Maurizio Arrivabene neuer Teamchef von Ferrari, als Nachfolger des unglücklichen Marco Mattiacci. Arrivabene spricht über seine Erfahrungen.

Vor einem Jahr schloss das grosse Ferrari die Saison sieglos ab. Eine Schmach für den berühmtesten Rennstall der Welt. Damit war klar: Marco Mattiacci, erst im Frühling 2014 zu Ferrari gekommen, der Mann mit der Sonnenbrille, er musste gehen. Sein Nachfolger kennt Ferrari wie seine Westentasche – Maurizio Arrivabene (58) aus der Rennstadt Brescia war jahrelang das Bindeglied zwischen Ferrari und dem Tabakunternehmen Philip Morris, mit Marlboro langjähriger Sponsor von Ferrari.

Zeitsprung in die Gegenwart: Ferrari ist auf die Siegerstrasse zurückgekehrt und hat sich hinter dem Klassenbesten Mercedes auf Rang 2 eingenistet. Sebastian Vettel ist dreizehn Mal auf dem Siegerpodest gestanden (neuer Rekord für einen Formel-1-Fahrer in seinem ersten Ferrari-Jahr) und hat in Malaysia, Ungarn und Singapur gewonnen.

Die Rennabteilung von Ferrari tritt wieder mit breiter Brust auf, selbst wenn die Anfänge für Arrivabene nicht einfach waren, wie er meinem Kollegen Pino Allievi von der Gazzetta dello Sport sagt: «Ich musste zuerst verstehen lernen, was es bedeutet, für Ferrari zu arbeiten. Wenn du neu zu so einer grossen Gruppe stösst, dann hast du den Willen und die Arroganz, etwas ändern zu wollen. Bis dich dann einer zur Seite nimmt und dir erklärt, dass du übers Ziel hinausschiesst, also nimmst du dich ein wenig zurück und versuchst, die Aufgabe mit mehr Demut anzugehen. Du musst dir klar werden – Ferrari, das bedeutet eine enorme Tradition, du selber bist nur eine Ameise.»

«Wir haben beispielsweise eine Motorabteilung, die aussergewöhnlich ist, das wird von unseren Fortschritten in diesem Jahr unterstrichen. Man musste sie nur frisch motivieren, reorganisieren und dann arbeiten lassen.»

Dabei mussten sich die Mitarbeiter gemäss Arrivabene auch an seinen etwas eigenen Arbeitsstil gewöhnen: «Macht euch keine Sorgen, wenn ich mal herumbrülle, das gehört zu meinem Charakter. Macht euch dnn Sorgen, wenn ich nichts mehr sage.»

Arrivabene hat sich für vier Jahre bei Ferrari verpflichtet, «ausser sie schicken mich vorher weg. Dann werde ich mich zurückziehen, vielleicht mach ich ein wenig Firmenberatung, aber im Grunde will ich dann nach all den Jahren Arbeit richtig zu leben beginnen. Es gab Situationen, da war ich so angespannt, dass ich abends nicht mehr mit meiner Frau reden konnte. Dabei lese ich gerne Romane, mag moderne Kunst, Architektur, Design. Ich habe ein breites Musikinteresse, von Klassik bis AC/DC, ich mag alles, was kreativ und einfallsreich ist.»

Zuvor aber gibt es einen Job zu erledigen, und der heisst: Gewinn des WM-Titels. Der letzte Ferrari-Weltmeister ist Kimi Räikkönen 2007, der letzte Konstrukteurs-Pokal wurde 2008 gewonnen. Dazu muss Ferrari jedoch an Mercedes vorbei.

Maurizio Arrivabene sagt: «Mercedes hat tolle Arbeit geleistet und die WM-Titel verdient. Wir haben eine andere Philosophie, eine andere Arbeitsmethodik. Italienische Kultur gegen deutsche und angelsächsische Effizienz. Mercedes kann von einer einmaligen Synergie profitieren – im Raum Oxford arbeiten beispielsweise 30.000 Menschen, die sich mit Verbundstoffen auskennen. In der Region Emilia haben wir 5000. Also müssen wir uns da mehr strecken. Was aber Motorenbau angeht, würde ich sie nicht als überlegen bezeichnen.»

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