Ferrari als Trost für Tifosi: Wo ist Star wie Rossi?

Von Mathias Brunner
​Die Zweiradfans hatten 2015 in der MotoGP den überragenden Valentino Rossi, dazu Iannone, Dovizioso, Petrucci, Melandri und Co. Die italienischen Formel-1-Fans haben nur Ferrari.

Riccardo Patrese sagte einst bitter: «Die Tifosi kennen doch nur eines – Ferrari. Wenn du als Italiener in einem englischen Auto sitzt, bist du nichts wert.» Als Beweis für seine These verwies er auf den Jubel der Fans, als er einst bei einem Grand Prix in Imola in Führung liegend vom seinem Brabham im Stich gelassen wurde. Denn durch sein Pech wurde ein Ferrari auf den ersten Platz gespült.

Heute sieht es für italienische Formel-1-Fans trübe aus. Die Zweiradfans hatten 2015 in der MotoGP den überragenden Valentino Rossi, dazu Iannone, Dovizioso, Petrucci, Melandri und Co. Die italienischen Formel-1-Fans haben nur noch Ferrari, denn seit Jahren ist kein Italiener mehr in der Formel 1 am Start. Wie kann das sein in einem Land, wo der Motorsport so gefeiert wird?

Die Fahrermisere in Italien wurzelt tief und ist für Rennfans südlich der Alpen schwer zu verdauen. Denn die goldenen Stunden liegen schmerzlich weit zurück: Die einzigen beiden Weltmeister aus Italien – Nino Farina und Alberto Ascari in den 50er Jahren. Der letzte italienische Sieger in Monza – Ludovico Scarfiotti 1966. Der vorderhand letzte italienische GP-Sieger – Giancarlo Fisichella in Malaysia 2006. Der letzte italienische GP-Pilot am Start: Tonio Liuzzi beim WM-Finale von Brasilien 2011.

Die Hochblüte des italienischen Engagements liegt 25 Jahre zurück: Ende der 80er und anfangs der 90er Jahre tummelte sich mehr als ein Dutzend italienischer Piloten in der Formel 1! Was ist dann nur passiert? Wieso die derzeitige Flaute?

Das Grundproblem liegt darin, dass die Nachwuchsförderung in Italien verschlampt worden ist. Die schwächelnde Wirtschaft in Italien hat auch nicht geholfen. Denn viele Rennställe sind auf Fahrer mit Mitgift angewiesen, und in der Regel können italienische Piloten keinen Geldkoffer vorweisen – das war auch der Grund, wieso GP2-Champion Davide Valsecchi trotz Testfahrer-Jobs bei Lotus 2013 keine Formel-1-Zukunft für sich sah. Heute ist er zwar ab und an in der Formel 1: aber nur als GP-Experter der italienischen Sky.

Der frühere Formel-1-Fahrer Jarno Trulli schimpft: «Die jahrelange Fahrermisere geht auf die Tatsache zurück, dass unsere Talente nicht gezielt gefördert werden. Wir hätten durchaus viele begabte junge Piloten. Aber irgendwann kommen sie aus finanziellen Gründen nicht mehr weiter. Erst so langsam erkenne ich Besserung.»

Zwei von fünf Absolventen der Ferrari-Fahrerakademie 2015 traten für Italien an – der in Zürich geborene Raffaele Marciello und Antonio Fuoco. Der 20jährige Marciello ist inzwischen aussortiert – Gesamtrang 7 in der GP2-Serie ist für den Sauber-Testfahrer zu wenig gewesen.

Der 19jährige Kalabrier Fuoco belegte in der GP3-Meisterschaft den sechsten Schlussrang. Er hat auch bereits den Formel-1-Ferrari getestet.

Angelo Sticchi Damiani (Präsident des italienischen Motorsportverbands ACI) freut sich über den 20jährigen Luca Ghiotto aus Arzignano (Nordost-Italien): «Für mich ist er die Entdeckung der Saison. Er hat den GP3-Titel gegen Esteban Ocon um einen Hauch verloren, er hat aber am meisten Rennen gewonnen. Wir vom ACI unterstützen ihn seit Jahren finanziell, und wir trauen ihm Grosses zu.»

Hervorragend geschlagen hat sich auch Antonio Giovinazzi (22) aus Martina Franca (im Südosten von Italien im Stiefelabsatz gelegen) – in der Formel-3-EM musste er sich lediglich dem Schweden Felix Rosenqvist geschlagen geben.

Fuoco, Ghiotto, Giovinazzi: Die Tifosi dürfen wieder Hoffnung schöpfen.

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