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Paddy Lowe (Mercedes): «Arbeitstage von 16 Stunden»

Von Mathias Brunner
Paddy Lowe

Paddy Lowe

​Der Engländer Paddy Lowe, Technischer Leiter von Formel-1-Weltmeister Mercedes-Benz, spricht über die stressige Zeit, bevor der neue Silberpfeil auf die Test- und Rennstrecken geht.

Kaum zu glauben: In nur vier Wochen haben wir den ersten Formel-1-Wintertest auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya bereits hinter uns, in etwas mehr als sieben Wochen rücken die Formel-1-Boliden zum ersten Training des Grossen Preises von Australien im Albert-Park von Melbourne aus.

Müssiggang gehört sowieso nicht zum Tagesgeschäft in einem Formel-1-Team, aber dies jetzt sind die Wochen, wo nachts buchstäblich das Licht anbleibt, wie Paddy Lowe, Technischer Leiter Mercedes-Benz, auf dem eigenen YouTube-Kanal der Formel-1-Weltmeister von 2014 und 2015 verrät.

Der 53jährige, in Nairobi (Kenia) geborene Brite sagt: «Derzeit passiert in unterschiedlichen Bereichen unseres Werks von Brackley sehr viel. Im Zeichenbüro wird gewissermassen Vollgas gegeben, viele dieser Fachleute arbeiten 16 Stunden am Tag. Sie versuchen alles, um die Designs zu jenen Zeitpunkten fertig zu haben, welche wir zuvor definiert hatten.»

«Ihre Kollegen in der Produktion versuchen dann, all diese Zeichnungen in die Teile umzusetzen. Auch hier sind die Zeiten exakt definiert, wann die einzelnen Bauteile fertig sein müssen, um den reibungslosen Aufbau des Rennwagens zu garantieren.»

Nun könnten wir auf den Gedanken kommen, dass in jenen Hallen, wo jeweils die Silberpfeile für ihre Einsätze vorbereitet werden, nicht allzu viel los wäre. Aber gemäss Paddy Lowe stimmt das nicht: «Bevor die Autos da ist, sind diese Angestellten damit beschäftigt, alles auf Vordermann zu bringen, was das Material angeht, welches wir zum Einsatz der Rennwagen benötigen. Da muss viel überholt und ersetzt werden. Die Arbeitsabläufe werden ständig effizienter gestaltet, und das führt teilweise neues Material mit sich. Das alles muss jetzt passieren, denn wenn die Test- und Rennsaison einmal angelaufen ist, dann ist dafür kaum noch Zeit.»

«In der Gesamtheit würde ich sagen: Diese Wochen jetzt sind jene Phase im Laufe eines Jahres, in welchen im ganzen Werk am meisten gearbeitet wird. Die Leute kommen aus den Feiertagsferien zurück, krempeln die Ärmel hoch, machen sich an die Arbeit – und hoffen, dass sie ungefähr im März erstmals wieder durchatmen können.»

Die Rennwagen werden gemäss Paddy Lowe nicht dramatisch anders aussehen: «Das Reglement ist weitgehend stabil. Wir haben aber beispielsweise einen seitlichen Kopfschutz, der um 20 Millimeter höher geworden ist. Vor allem jedoch ist der Belastungstest von der Seite in diesem Bereich mehr als drei Mal so streng worden. Der Prallschutz muss fünf Tonnen Last aushalten können! Hier geht es darum: Wenn grosse Teile eines Rennwagens oder gar ein ganzes Auto heranfliegt, dann muss der höhergezogene Prallschutz das verdauen können. Das war für die Chassisspezialisten eine Riesenaufgabe. Schliesslich wollten wir ja das Gewicht weiterhin so gering als möglich halten.»

«Die andere grosse Änderung ist für mich der geänderte Auspuff. Die zweite Auspuffröhre des Wastegate wird den Sound der Motoren markant lauter machen.»

Was Paddy Lowe immer wieder verblüfft: «Man kann in jedem Formel-1-Werk nachgucken gehen, aber bis wenige Tage vor dem Stichtag ist von den neuen Autos wirklich nichts zu gehen, und dann entsteht innerhalb von 48 Stunden aus allen vorbereiteten Teilen ein neues Renngerät. Für mich ist das immer ein kleines Wunder.»

Wie dieses Wunder aussieht, soll Mitte Februar zu sehen sein. So wie es mit den Weltmeistermodellen F1 W05 (2014) und F1 W06 (2015) passiert ist, könnte Mercedes-Benz in Silverstone ein Roll-out mit dem neuen Wagen durchführen, bevor es nach Spanien auf die Testbahn geht. Angeblich soll Mercedes-Benz beim Autoverband FIA auf 15. Februar einen der so genannten Filmtage angemeldet haben.

Gemäss Reglement stehen jedem Team pro Saison zwei solcher Filmtage zu, dabei dürfen nicht mehr als 100 Kilometer zurückgelegt werden. Der Autoverband FIA muss überdies davon informiert sein, welche Fahrzeuge und welche Fahrer zum Einsatz kommen. Der Wagen rollt auf Demo-Reifen von einer sehr harten Mischung, welche mit dem aktuellen Pirelli-Gummi wenig zu tun haben. Meist wird an solchen Tagen das getan, was eigentlich dafür vorgesehen ist: Es werden Werbeaufnahmen gedreht. Aber natürlich ist das auch eine exzellente Gelegenheit, um einen Funktionstest durchzuführen. Verboten ist das nicht.

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