Renault: Maldonado raus, Magnussen rein – richtig so?

Von Mathias Brunner
Kevin Magnussen in Le Castellet 2013 – die Hausfarben von Renault kennt er bereits

Kevin Magnussen in Le Castellet 2013 – die Hausfarben von Renault kennt er bereits

​Morgen will Renault in Paris das Fahrerduo bekanntgeben. Es wird aus Kevin Magnussen und Jolyon Palmer bestehen, Pastor Maldonado ist raus. Ist diese Entscheidung richtig?

Aus Lotus wird 2016 wieder das Renault-Werksteam. Gleichzeitig hat Renault-Konzernchef Carlos Ghosn angekündigt: «Die Rückkehr zum Siegen, das wird nicht von heute auf morgen möglich sein, vielleicht dauert es sogar drei Jahre.» Doch Flavio Briatore, Benetton- und Renault-Steuermann von 1989 bis 2009, sagt: «Das dauert zu lange.»

Flavio Briatore (65) gewann als Teamchef von Renault mit Fernando Alonso 2005 und 2006 den WM-Titel. Der Weltmeistermacher von Michael Schumacher (1994 und 1995 bei Benetton) und von Alonso bei Renault sagte gegenüber den Kollegen der Gazzetta dello Sport: «Wenn Firmenchef Carlos Ghosn diesen Schritt geht, dann hat er in die Wege geleitet, dass diesem Projekt angemessene Ressourcen zugeteilt werden. Das ist gut für Renault. Das ist gut für die ganze Formel 1. Und vielleicht hören dann endlich auch diese dummen Geschichten auf, wonach Ghosn nicht gerne Geld ausgebe. Als ich noch Chef bei Renault war, haben wir jede erdenkliche Form von Hilfe erhalten.»

Zu den Aussagen von Carlos Ghosn, was die Rückkehr auf die Siegerstrasse angeht, sagt Briatore: «Drei Jahre sind zu viel, diese Formel 1 braucht dringend ein starkes Renault. Aber es stimmt schon, dass die Strukturen verstärkt werden müssen, in Enstone, wo viele gute Leute gegangen sind, und auch in der Motorenabteilung von Viry-Châtillon. Einfach wird das nicht.»

Zum damals bestötigten Fahrerduo Pastor Maldonado und Jolyon Palmer sagt der Italiener: «Wenn du wieder gewinnen willst, dann musst du alles unter die Lupe nehmen, auch die Piloten.»

Und genau das hat Carlos Ghosn getan, denn er steckte in einer Zwickmühle: Sollte er auf das Geld von Pastor Maldonado setzen oder auf die Zukunft in Form des jungen Dänen Kevin Magnussen?

Letztlich beantwortete sich die Frage beinahe von selber: Wie der Venezolaner Pastor Maldonado am Montag via Twitter mitteilte, ist er vorderhand Grand-Prix-Fahrer gewesen. «Heute teile ich demütig mit, dass ich in der kommenden Formel-1-Saison nicht am Start stehen werde. Danke für alle eure Unterstützung», schrieb Maldonado im sozialen Netzwerk.

720 Prozent Inflation in Venezuela, ein Ölpreis der ins Bodenlose fällt: Seit Mitte 2014 ist der Ölpreis um 75 Prozent eingebrochen. Von mehr als 50 Dollar noch Mitte Oktober sank der Preis für ein Fass Brent-Öl zwischendurch auf 28 Dollar, gestern Montag stand er bei 33 Dollar.

Die Weiterbeschäftigung von Maldonado scheiterte grundsätzlich am Geld. Pastor Maldonados langjährige Ölquelle PDVSA, die «Petróleos de Venezuela S. A.», ist die grösste Erdölgesellschaft Lateinamerikas und seit Jahren Venezuelas grösster Exporteur. Doch erstmals in der hundertjährigen Geschichte der Ölförderung in Venezuela musste das Land 2014 Rohöl importieren! Hintergrund: Obwohl Venezuela laut Wirtschaftsforschern auf 256 Milliarden Fässer von extraschwerem Rohöl sitzt, ist man nicht in der Lage, die für die Aufbereitung und den Transport nötige Entfernung von Mineralien und Schwefel zu gewährleisten. Weil der staatliche Ölkonzern PDVSA, Maldonados Hauptsponsor mit mehr als 30 Millionen Dollar Mitgift pro Saison bei Williams, dann bei Lotus (heute Renault), nicht über sogenannte Upgrader-Maschinen für diesen Vorgang verfügt, wurde schon bisher mit Leichtöl verdünnt.

Renault ist nun den grössten Unfallfahrer der Formel 1 aus den letzten Jahren los. Maldonados grösster Erfolg war der Sieg beim GP in Spanien 2012, damals in Diensten von Williams und fast aus heiterem Himmel. Nach dem Sieg dauerte es zehn Rennen, bis Maldonado überhaupt wieder Punkte holte!

Für den Traditionsrennstall fuhr er von seinem Einstieg in die Motorsport-Königsklasse 2011 bis 2013, 2014 und 2015 saß er für Lotus im Cockpit. Er erreichte dabei die WM-Ränge 19 (2011), 15, 18, 16 und 14 (2015).

Renault wird morgen Dienstag, 3. Februar, in einer Pressekonferenz in Paris über das neue Formel-1-Projekt informieren. Dann wird Kevin Magnussen als neuer Stammpilot neben Jolyon Palmer offiziell bekanntgegeben.

Der 23jährige Däne debütierte 2014 sensationell in der Formel 1: Für McLaren-Mercedes wurde er beim Saisonstart in Australien Zweiter. Im Laufe der Saison dann aber waren die Ergebnisse gemessen an Jensen Button weniger überzeugend, für 2015 musste Magnussen wegen dem Engagement von Fernando Alonso ins zweite Glied rücken.

Magnussen ist für Renault ein alter Bekannter: Der 23-Jährige wurde 2013 Champion der Formel Renault 3.5.

Die Trennung fällt Renault nicht leicht, weil im Budget nun eine Lücke klafft. Allerdings setzen die Franzosen mit dem Engagement von Magnussen gleichzeitig auf die Zukunft. Das kann nicht falsch sein.

Präsentationen/Roll-out
3. Februar: Renault (in Paris, ohne neues Auto)
15. Februar: Roll-out Mercedes (Silverstone, unbestätigt)
17. Februar: Red Bull Racing (in London, Team-Farben)
21. Februar: Präsentation McLaren-Honda (Ort unklar)
22. Februar: Präsentation HaasF1 (Circuit de Barcelona-Catalunya)
22. Februar: Präsentation Williams (Circuit de Barcelona-Catalunya)
22. Februar: Präsentation Manor (Circuit de Barcelona-Catalunya)
1. März: Neuer Sauber (Circuit de Barcelona-Catalunya)

Formel-1-Wintertests
22.–25. Februar: Spanien (Barcelona)
1.–4. März: Spanien (Barcelona)

Formel-1-WM
20. März: Australien (Melbourne)
3. April: Bahrain (Sakhir)
17. April: China (Shanghai)
1. Mai: Russland (Sotschi)
15. Mai: Spanien (Barcelona)
29. Mai: Monaco (Monte Carlo)
12. Juni: Kanada (Montreal)
19. Juni: Aserbaidschan (Baku) *
3. Juli: Österreich (Spielberg)
10. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
24. Juli: Ungarn (Budapest)
31. Juli: Deutschland (Hockenheim)
28. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
4. September: Italien (Monza)
18. September: Singapur
2. Oktober: Malaysia (Sepang)
9. Oktober: Suzuka (Japan)
23. Oktober: USA (Austin) **
30. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
13. November: Brasilien (Sao Paulo)
27. November: Abu Dhabi (Insel Yas)
* Strecke noch nicht homologiert
** Finanzierung noch nicht gesichert

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