Romain Grosjean: HaasF1 im Simulator sehr gut

Von Mathias Brunner
Romain Grosjean ist sehr zuversichtlich

Romain Grosjean ist sehr zuversichtlich

​Der Genfer Romain Grosjean (29) ist nach den ersten virtuellen Runden mit dem ersten Formel-1-Renner des US-amerikanischen HaasF1-Teams überzeugt: «Die Basis stimmt.»

Einst war das Potenzial eines neuen Autos reines Mutmassen – bis der Fahrer auf die Testbahn ging. Heute sind die Simulationswerkzeuge so fortgeschritten, dass die Piloten bereits einen recht brauchbaren Eindruck von einem neuen Gefährt erhalten, noch bevor das Auto auch nur real einen Meter zurückgelegt hat.

Romain Grosjean traut sich nach längeren Versuchen im Simulator von HaasF1 zu sagen: «Zugegeben, der Simulator ist lediglich eine erste Richtlinie, aber ich bin davon überzeugt – die Basis dieses Autos stimmt», sagt der WM-Siebte von 2013 gegenüber den Kollegen der L’Équipe. «Wir wissen, dass die Werte aus dem Winkanal und jene aus dem Simulator das gleiche Bild ergeben. Dennoch zeigt sich auf der echten Rennstrecke schon mal ein ganz anderes Bild. Bei Lotus beispielsweise gab es zwischen dem Simulator und dem Fahren auf der richtigen Strecke enorme Unterschiede.»

Im Simulator lassen sich gemäss des Genfers die ganzen kleinen Nickligkeiten aussortieren, «wie die Gasannahme, die Energieaufnahme beim Bremsen und dergleichen. Wir haben einen guten Morgen mit solchen Anpassungsarbeiten verbracht. Aber dann konnte ich einen Nachmittag lang testen und bereits an der Abstimmung arbeiten. Etwa daran, wie sich unterschiedliche Bodenfreiheitswerte auf die Aerodynamik auswirken und wie das den Daten aus dem Windkanal entspricht.»

HaasF1: Sind die Ziele zu ehrgeizig?

HaasF1 will in der anstehenden Saison in die Punkte fahren, und das möglichst bald, ein ehrgeiziges Ziel eines ambitionierten Projekts. Dafür hat der Unternehmer Gene Haas richtig Geld in die Hand genommen und Ferrari als Partner gewonnen. Trotzdem: Sind die Ziele nicht überambitioniert?

Ist es realistisch, von Null auf Hundert durchzustarten und in einem technisch so komplexen Gebilde wie in der Formel 1 auf Anhieb in die Top-Ten fahren zu wollen?

«Ich glaube schon, dass die Leute denken, dass wir unsere Ziele zu hoch gesteckt haben. Ich denke aber, dass Punkte unser Ziel sein sollten. Wir müssen unsere Ziele hoch stecken, um etwas zu erreichen», sagte Teamchef Günther Steiner gegenüber motorsport.com.

Der Südtiroler weiter: «Wir wollen auf keinen Fall arrogant klingen, aber wir wollen Punkte erzielen. Was wir hauptsächlich zeigen wollen ist jedoch, dass es in der Formel 1 sogar für ein neues Team immer noch möglich ist, von Null anzufangen.»

Steiner erwartet aber auch eine klare Schwäche: dass die neue Mannschaft noch keinen Ernstfall proben konnte. Ein GP-Wochenende ist kein Zuckerschlecken, die Handgriffe müssen sitzen, die Abläufe passen. Ein Szenario mit überraschenden Geschehnissen und in einer Drucksituation kann man nicht simulieren, das kann man nur durch Erfahrung lernen. Der Grand Prix von Australien wird trotz der Testfahrten in Barcelona so etwas wie ein Kaltstart. «Um das Team als Team arbeiten zu lassen, ist jetzt wohl unsere grösste Aufgabe», weiss Steiner.

WM-Historie: Was haben die anderen Neuen gerissen?

Der US-Amerikaner Gene Haas ist zwar bereit, geduldig zu sein: «In der NASCAR-Serie fuhren wir jahrelang hinterher.» Aber Teamchef Günther Steiner hängt die Trauben hoch: «Wir möchten im Abschlusstraining ins zweite Quali-Segment vorstossen. Wir wollen eine gute Show zeigen. Klar würden wir gerne schon im ersten Rennen in Australien punkten.»

Was für Haas spricht: Heute gibt es für die ersten Zehn WM-Zähler, und Melbourne ist oft ein Ausfallrennen, weil viele Rennställe die Standfestigkeit ihrer Autos noch nicht im Griff haben. Für Haas spricht ferner die enge Kooperation mit Ferrari und ein vernünftiges Budget. Teamchef Haas ist zudem kein Träumer, sondern kennt das Renngeschäft.

Was gegen Haas spricht: Neulinge tun sich nicht leicht. Wenn wir die letzten rund zwanzig Jahre zurückblättern und uns die Darbietungen der Neuen angucken, dann spricht die Statistik gegen Haas.

HRT 2010
Das Hispania Racing Team wurde auf den letzten Drücker fertig und fuhr in Bahrain hoffnungslos hinterher. Ausfälle beider Autos.

Caterham (als Lotus) 2010
Raufte sich in Bahrain mit Virgin Racing (siehe unten) um die letzten Plätze. Ausfall von Trulli, Kovalainen wurde zwei Mal überrundet 15.

Manor (als Virgin Racing) 2010
Ausfälle beider Autos beim Debüt in Bahrain (im Einsatz: Timo Glock und Lucas di Grassi).

BrawnGP 2009
Nur auf dem Papier ein neues Team, den es handelte sich um das von Honda verkaufte Ex-Werksteam. Dank des tollen Doppeldiffusortricks belegte Brawn mit Jenson Button und Rubens Barrichello sensationell die erste Startreihe und feierte anschliessend einen Doppelsieg. Button wurde mit dem Auto später Weltmeister.

Force India 2008, Spyker 2007 und Midland 2006
Keine neuen Teams wie HaasF1, sondern Nachfolger des Rennstalls von Eddie Jordan. Beide Force India schieden in Melbourne 2008 aus, Adrian Sutil wurde in Australien 2007 17., Christijan Albert wurde 2006 in Melbourne Elfter.

Super Aguri 2006
Beide Super Aguri im Ziel beim Saisonauftakt in Australien, Takuma Sato auf Rang 12, Yuji Ide als 13.

Toro Rosso 2006
Das Team ging aus Minardi hervor. Scott Speed wurde auf Anhieb Neunter, aber Punkte gab es damals nur für die ersten Acht, Tonio Liuzzi schied durch Unfall aus.

Red Bull Racing 2005
Ging aus Jaguar hervor. RBR im ersten Grand Prix gleich in Startreihe 3 (David Coulthard Fünftschnellster, Christian Klien Sechstschnellster), im Rennen eroberte der Schotte Coulthard dann sensationell Rang 4.

Toyota 2002
Mika Salo wurde im ersten Grand Prix von Toyota Sechster! Dies nach den soliden Quali-Ränge 14 (Salo) und 16 (Allan McNish).

Jaguar 2000
Jaguar ging aus Stewart Grand Prix hervor, war also kein neues Team. Eddie Irvine in der Qualifikation Siebter, im Rennen schieden beide Raubkatzen aus.

British American Racing 1999
Nachdem Konstrukteur Adrian Reynard vollmundig davon gesprochen hatte, dass seine Autos noch in jeder Rennserie auf Anhieb gewonnen hätten: Startplatz 11 für Jacques Villeneuve, beide Autos im Rennen out.

Prost 1997
Ging aus dem Ligier-Team hervor, also kein komplett neues Team. Olivier Panis im Abschlusstraining Neunter. Shinji Nakano im Rennen Siebter, aber Punkte gab es nur für die ersten Sechs.

Stewart Grand Prix 1997
Traininingsplatz 11 für Rubens Barrichello, aber der Brasilianer und Stallgefährte Jan Magnussen schieden im Australien-GP beide aus.

Forti 1995
Im Training chancenlos, im Brasilien-GP wurde Pedro Diniz immerhin Zehnter – sieben Mal überrundet!

Pacific 1994
Hinterbänkler zusammen mit Simtek beim Debüt in Brasilien. Paul Belmondo nicht qualifiziert. Gachot im Rennen out.

Simtek 1994
Hinterbänkler zusammen mit Pacific. David Brabham im Rennen vier Mal überrundet Zwölfter. Roland Ratzenberger nicht qualifiziert.

Sauber 1993
Tolles Debüt von Sauber in Kyalami, Südafrika: JJ Lehto im Qualifying Sechster, Karl Wendlinger Zehnter. Lehto dann Fünfter im Rennen, Wendlinger scheidet aus.

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