Jean Alesi: Lewis Hamilton tappte in eine Falle

Von Mathias Brunner
​Der langjährige Formel-1-Fahrer Jean Alesi (52) ist davon überzeugt: «Lewis Hamilton hat in Baku eine Lektion in Sachen Demut erteilt bekommen.»

Jean Alesi – zwischen Le Castellet 1989 und Suzuka 2001 in 201 Grands Prix gestählt – hat den ersten Grossen Preis von Europa in Baku (Aserbaidschan) aufmerksam verfolgt. Der inzwischen 52jährige Franzose mit sizilianischen Wurzeln sagt bei den Kollegen von Canal+: «Lewis Hamilton hat eine Lektion in Sachen Demut erhalten.»

Der WM-Vierte von 1996 und 1997 lässt anklingen, dass Hamilton möglicherweise seine Aufgabe auf die leichte Schulter genommen habe. Alesi findet es bemerkenswert, dass der dreifache Formel-1-Weltmeister aus England im Vorfeld des ersten Strassenrennens in Baku platzierte habe: Dieser Strassenkurs sei nicht von der gleichen Klasse wie Monaco.

Alesi weiter: «Ich glaube, wenn ein Fahrer ein Auto hat, das so so gut ist wie der Mercedes, dann ist es einfach, in eine Falle zu tappen. Ich schätze, Lewis ist mit einem Gefühl der Demut nach Hause gereist, denn du musst einen so schwierigen Kurs wie Baku mit etwas mehr Ernsthaftigkeit behandeln.»

«Nach dem dritten freien Training hat sich sein Speed verflüchtigt. Ich glaube, ein Fahrer braucht ab und zu eine kalte Dusche wie diese.»

Im Gespräch mit Hamilton in Baku hatten wir Journalisten jedoch nicht den Eindruck, dass es Lewis an Ernsthaftigkeit mangelte. Er stellte nach dem Abschlusstraining vielmehr fest, dass ein zuvor sehr gutes Gefühl fürs Auto verschwunden sei, «nachdem wir am Auto etwas umgebaut haben».

Teamchef Toto Wolff relativierte das: «Wir sprechen hier von einer geringfügigen Änderung.»

Sofort machte sich vor allem unter den britischen Kollegen der Verdacht breit, das habe Hamilton eben davon, wenn er auf Pistenrundgänge verzichte und Baku nur acht Runden lang im Simulator übe. Aber dieses Argument lässt Rennchef Toto Wolff nicht gelten: «Er hat seine Art zu arbeiten, und das respektieren wir.»

Sogar Hamiltons Stallgefährte Nico Rosberg stellte sich schützend vor Lewis: «Wenn ich sehe, dass er drei Mal Weltmeister geworden ist, dann finde ich jetzt nicht, dass er viel falsch macht.»

Lewis selber vertiefte: «Mein Auto fühlte sich im Abschlusstraining nicht mehr gut an, ich hatte nicht das richtige Gefühl für die Bremsen, ich kam nie in einen schönen Fluss», sagte der Engländer über seine schlechte Leistung im Qualifying.

Im Rennen dann das Problem mit der Motoreinstellung, an welcher Hamilton fast verzweifelte. Da waren dann Funksprüche zu hören wie: «Ich schaue alle fünf Sekunden auf meinen verdammten Display.»

Natürlich sind die Einschränkungen beim Funkverkehr nun erneut ein Thema. Lewis findet: «Fahrhilfen sollten verhindert werden. Aber für mich ist die Korrektur einer falschen Motoreinstellung keine Fahrhilfe. Das ist für mich die Lösung eines technischen Problems. Das sollte erlaubt sein. Dann müsste ich auch nicht ständig auf meinen Bildschirm im Cockpit schauen. Denn das ist bei diesem Tempo ziemlich gefährlich.»

«Es läuft alles für Nico Rosberg», meint der 45fache GP-Sieger. «Ich bin nicht eben zuversichtlich, was die Zukunft angeht. Aber wir haben noch viele Rennen, ich gebe nicht auf. Was möglich ist, das haben die Grands Prix in Monaco und Kanada gezeigt. Ich bin einfach froh, dass ich in Baku noch einige Punkte geholt habe. Und ich hoffe auf bessere Rennen.»

Das Duell mit Nico Rosberg ist eine Punkteachterbahn: Rosberg führte nach den ersten vier Rennen mit üppigen 43 Zählern Vorsprung, nach dem Montreal-GP betrug der Vorsprung nur noch neun Punkte, jetzt sind es wieder 24.

Und beim kommenden Österreich-GP hat Nico Rosberg 2014 und 2015 die Oberhand gehabt.

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