Ross Brawn: Michael Schumacher elementar für Ferrari

Von Mathias Brunner
Ross Brawn mit Michael Schumacher

Ross Brawn mit Michael Schumacher

​25 Jahre nach dem Formel-1-Debüt von Michael Schumacher wird RTL am kommenden GP-Wochenende ein Interview mit Michaels langjährigem Wegbegleiter Ross Brawn senden. Hier einige Aussagen des Engländers.

Vor 25 Jahren schlug Michael Schumacher wie ein Blitz in die Formel 1 ein. Michaels langjähriger Wegbegleiter Ross Brawn ist vor dem Hockenheim-GP auf Einladung von RTL nach Marburg zur Michael-Schumacher-Ausstellung gereist. Was Weltmeister-Macher Brawn über seinen Freund zu sagen hat, wird vor dem Belgien-GP ausgestrahlt. Mit freundlicher Genehmigung der Kollegen von AutoBild Motorsport hier einige Auszüge aus dem Gespräch mit dem Briten.

Michael Schumacher gab in Spa-Francorchamps 1991 seinen Einstand zwar bei Jordan, aber Ross Brawn sagt: «Damals befanden wir uns bereits in Verhandlungen mit ihm. Bei Benetton waren Tom Walkinshaw und ich dabei, das Team neu zu strukturieren. Wir kannten Michael aus der Sportwagen-Szene und hatten deshalb einen Wissensvorsprung gegenüber den anderen Teams. Wir wollten ihn unbedingt haben. Für mich war es deshalb keine grosse Überraschung, dass sich Michael in Spa so gut geschlagen hat.»

Nur ein Rennen später, in Monza, sass Michael nicht mehr im Jordan, sondern schon in einem Benetton. Ross Brawn weiter: «Er war damals schon selbstbewusst, hatte keine Angst zu sagen, was ihn bewegte, aber er kritisierte immer auf eine konstruktive Art und Weise – und immer intern. Ausserdem hatte er als Kfz-Mechaniker schon früh ein sehr gutes Verständnis fürs Auto. Auf der Strecke hat er sich schnell Respekt verschafft, indem er in Zweikämpfen niemandem Platz gelassen hat. Ganz wichtig dabei: Michael kam nicht in ein Weltmeister-Team, sondern er formte mit uns ein Weltmeister-Team. Als wir 1994 ein Auto hatten, mit dem er um den Titel kämpfen konnte, war er bereit.»

Die Art und Weise, wie sich Schumacher in Adelaide 1994 gegen Damon Hill zum WM-Titel ellbögelte, erzeugte viel Unmut. Aber Ross Brawn sagt: «Natürlich war es nicht besonders schön, die WM auf diese Art und Weise zu gewinnen. Aber wir hatten es verdient. Wir waren kein Hersteller-Team, haben die grossen Mannschaften wie Ferrari in dem Jahr aber trotzdem geschlagen. Wir standen extrem unter Druck, weil die Leute nicht verstanden haben, wie wir so stark sein konnten. Michael hat in dem Jahr viel gelernt und sich stark entwickelt. Für ihn war es der erste Titel, aber auch für mich als technischen Direktor. Es war ein sehr emotionales Rennen.»

Viele Wegbegleiter von Michael Schumacher heben immer wieder hervor, welch ausgeprägter Mannschaftsspieler Schumi ist. Ross Brawn bestätigt: «Das war eine seiner natürlichen Stärken. Er liebte es, Teil eines Teams zu sein. Er kannte alle Mechaniker, ihre Frauen und Kinder. Er wusste, dass er nicht alleine die WM gewinnt, sondern nur als Mannschaft. Natürlich musste er auf der Strecke liefern, aber er hat in den drei Jahren einen grossen Anteil am Aufbau des Teams gehabt, bevor wir 1994 erstmals die WM gewannen.»

Dann lockte Ferrari. Ross Brawn weiter: «Michael brauchte eine neue Herausforderung, und für ihn war das Ferrari. Er musste mir deshalb auch gar nicht erklären, warum er uns verlässt. Damals hatten wir noch gar nicht darüber gesprochen, dass auch ich mitkomme. Ferrari hatte eine bestehende Teamstruktur, und es gab keinen Platz für mich. Im ersten Jahr in Maranello hat Michael dann realisiert, dass uns mehr verband als nur eine Arbeitsbeziehung. Wir konnten uns vertrauen und aufeinander bauen. Und auch ich habe das vermisst, als er zu Ferrari ging. Als die Dinge dort nicht so liefen wie geplant, ergab sich auch für mich die Möglichkeit zum Wechsel.»

«Ferrari ist ein toller Rennstall. Wir hatten Erfolg, weil wir zwei Teststrecken hatten und auch das nötige Budget. Aber allem voran hatten wir diese tolle Truppe. Wir konnten alle aufeinander bauen. Michael war elementar für Ferrari. Er war ein talentierter Fahrer, aber auch ein Teamplayer. Bei uns gab es keine interne Politik. Wenn es ein Problem gab, haben wir darüber geredet. Das hat uns so stark gemacht.»

Schumi trat zurück und dann trat er vom Rücktritt zurück – Comeback mit Mercedes. Und Ross Brawn war erneut an Bord. «Michael und ich hatten schon vor seinem Comeback-Versuch mit Ferrari bei einem Bier über eine Rückkehr in die Formel 1 gesprochen. Als Jenson Button mir also eröffnete, dass er das Team in Richtung McLaren verlassen werde, war das erste, was ich gemeinsam mit Norbert Haug tat, Michael aufzusuchen. Es war nicht schwierig, ihn vom Comeback zu überzeugen. Er vermisste die Formel 1. Leute wie Michael lieben den Wettbewerb und die Rennen.»

«Wir hatten keine Zweifel an seiner Wettbewerbsfähigkeit. Es hat mich frustriert, dass wir ihm niemals das Auto geben konnten, das er verdient hatte. Er hatte nie die Möglichkeit zu zeigen, wozu er wirklich noch in der Lage war. Trotz allem war Michael ein Teil des Prozesses Mercedes zum Weltmeisterteam zu machen. Ich denke nicht, dass er sein Comeback bereut, auch wenn es ihn vielleicht frustriert hat, dass der Erfolg nicht früher kam. Aber vergessen Sie nicht seine Bestzeit im Qualifying von Monaco. Die hat gezeigt, was er immer nicht leisten konnte.»

25 Jahre nach dem Debüt 1991 gäbe es im Fahrerlager von Spa-Francorchamps für und mit Michael Schumacher gewiss eine schöne Feier. Der Skiunfall des siebenfachen Weltmeisters im Dezember 2013 hat alles verändert. Ross Brawn sagt. «Ich bin in Kontakt mit der Familie. Ich habe Michael seit dem Unfall mehrere Male gesehen. Wir beten jeden Tag, dass er Fortschritte macht und sein Leben in Zukunft geniessen kann. Das Leben kann grausam sein. Er ist so ein wundervoller Mensch. Was ihm passiert ist, ist tragisch.»

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