GP Südafrika in Kapstadt: Suche nach Geld geht weiter

Von Mathias Brunner
​Seit Jahren will Formel-1-Promoter die Formel-1-WM wieder zu einer echten Weltmeisterschaft machen – mit einem Grand Prix in Afrika. Was ist aus dem vielversprechenden Projekt Kapstadt geworden?

Vor gut einem Jahr haben wir exklusiv über das Projekt einen Grand Prix in Kapstadt (Südafrika) berichtet. Seither ist es um diese Pläne sehr still geworden, sehr zum Unmut von Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone, der gegenüber den südafrikanischen «Eyewitness News» schimpfte: «Wenn jemand mit einem Stift in der Hand vor mir sitzen würde und einen Vertrag unterzeichnen will, dann könnten wir das Rennen schon im nächsten Jahr haben.»

Aber wie es scheint, ist Ecclestone kein konkretes Projekt eingereicht worden. Und dies, weil sich die Stadt nicht zum Grand Prix bekannt hat und die Finanzierung auf unsicheren Füssen steht. Bernie Ecclestone weiter: «Jemand sollte sich wirklich hinter diesen Plan stellen und sagen – wir machen das! Bis es so weit ist, köchelt das vor sich hin. Das Interesse ist zwar da, aber keiner scheint wirklich bereit zu sein, wirklich etwas zu tun. Ich dachte, es wäre vernünftig in Kapstadt zu fahren, und ein Stadtrennen dort schien zustande zu kommen. Aber dann passierte nichts.»

Das stimmt nicht ganz: Vertreter der Firma «Cape Town Grand Prix SA» (CTGPSA) weilten bei den Rennen von Baku, Österreich und Hockenheim, aber Handfestes ergab sich aus den dort geführten Gesprächen nicht.

Die wirtschaftliche Situation in Südafrika ist problematisch. Die Wirtschaft stagniert, die Arbeitslosigkeit steht bei mehr als 25%. Anfang Juni entging der Staat Südafrika nur knapp einer Herabstufung seiner Kreditwürdigkeit hinunter auf Ramschniveau. Die Währung Rand reagiert auf politische Entwicklungen äusserst sensibel: Im vergangenen Winter kam es zu einem Kurseinbruch, als der umstrittene Staatspräsident Jacob Zuma statt eines international geschätzten Finanzministers einen bislang unbekannten Günstling einsetzen wollte. Zuma gab klein bei und verzichtete auf die Ernennung.

Im Sommer 2016 verhandelte CTGPSA mit einem Investor, doch der zog sich aufgrund des Brexit von den Verhandlungen zurück.
Die Südafrikaner hoffen nun auf den Einstieg von Liberty Media, welche schrittweise die Mehrheit an der Formel 1 übernehmen. Chase Carey von Liberty Media hat angekündigt, das GP-Programm ausbauen zu wollen. Aber der Manager hat dabei von Nord- und Südamerika gesprochen sowie von Asien. Von Afrika war nicht die Rede.

GP Südafrika: Was bisher geschah

Eine richtige Weltmeisterschaft ist die Formel 1 streng genommen nicht: Denn auf dem afrikanischen Kontinent ist seit mehr als zwanzig Jahren kein Rennen zu finden. Im Rahmen der Formel-1-WM fanden stattliche 33 Grands Prix allein in Südafrika statt (dazu noch einer in Marokko), von 1960 bis 1966 wurde in East London gefahren, von 1967 bis 1985 in Kyalami bei Johannesburg, 1992 und 1993 gab es eine kurze Rückkehr nach Kyalami. Dann konnten sich die Organisatoren die Formel 1 nicht mehr leisten, und der GP-Zirkus zog weiter.

Seit Jahren spielt Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone mit dem Gedanken, die Königsklasse nach Südafrika zurückzubringen. Dabei ist auch immer wieder von einem GP-Projekt in einer der aufregendsten Städte der Welt die Rede – in Kapstadt.

Hinter diesen Bemühungen stehen Igshaan Amlay und Björn Buyst von der «Cape Town Grand Prix SA» (CTGPSA). Bereits 1999 hatte Igshaan – seinerzeit Mitarbeiter des «Robben Island Museum» – die Idee für einen Grand Prix in der Mitte von Kapstadt. Seit dieser Zeit befasste er sich mit den erforderlichen Regularien für einen Formel-1-Stadtkurs, er suchte die passende Lokalität und arbeitete Pläne mit einem kleinen Kreis von persönlichen Freunden aus.

Aus dem ursprünglichen Traum wurde, dank einer Menge investierter Zeit und Geld, ein präsentierbarer Plan. Es dauerte jedoch viele Jahre, bis es soweit war. 2006 stiess Björn Buyst zum kleinen Team und zusammen mit ihm wurde 2007 Kontakt zu Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone gesucht.

Zu jener Zeit lag eine weitere Idee für einen Formel-1-WM-Lauf in Kapstadt bei der Firma «Formula One Management» vor. Jenes Projekt sah eine neu zu bauende, permanente Rennstrecke in Flughafennähe vor. Dieser Plan ist gescheitert, aufgrund diverser Probleme bei der Finanzierung und dem kleinen Problem, dass der geplante Grund und Boden letztlich doch nicht erworben werden konnte.

Bei der CTGPSA war angedacht, das Rennen zu 100 Prozent fremd zu finanzieren. Auf Steuergelder von Stadt, Provinz und Staat sollte komplett verzichtet werden.

Die von Formel-1-Rennstreckenarchitekt Hermann Tilke ausgeführte Piste würde im Stadtteil Greenpoint liegen, mehrheitlich auf dem Gelände der Fussball-WM 2010. Für den Bau liegt derzeit kein Zeitplan vor, doch halten es Igshaan Amlay und Björn Buyst für machbar, die Piste innerhalb eines halben Jahres zu bauen.

Der hier gezeigte Streckenplan ist mehr Wunsch der Initiatoren als Realität. Dennoch: die Pistenführung ist attraktiv. Auffällig ist die Fahrt durch das «Cape Town Stadium» (60.000 Sitzplätze) mit einer sehr engen Kurve, welche an die berühmte Loews von Monaco erinnert. Neu ist die Idee mit der Fahrt durch das Stadion nicht – beim Mexiko-GP führt die Rennstrecke durch ein Baseball-Stadion. In der Skizze blau eingezeichnet: der angedachte Ort für die Boxengasse.

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