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Mercedes: Hamilton-Trick gefährdete Sieg von Rosberg

Von Adam Cooper
​Um Lewis Hamilton die beste Chance zu ermöglichen, in Singapur noch aufs Siegerpodest zu gelangen, löste Mercedes-Benz eine Strategie-Kettenreaktion aus, die Nico Rosberg fast den Sieg verpatzt hätte!

Eine Safety-Car-Phase schon in Runde 1, das hatte es in Singapur noch nie gegeben. Aber die Serie hat Bestand: Noch in jedem der bislang neun Rennen im Stadtstaat musste das Führungsauto auf die Bahn.

Dann schlief der Grand Prix ein wenig ein – bis Mercedes-Benz eine aufregende Boxenstoppkaskade auslöste, die ironischerweise Nico Rosber fast den Sieg gekostet hätte. Mercedes-Technikchef Paddy Lowe gibt zu: «Wir dürfen uns über den Sieg von Nico und Rang 3 von Lewis freuen. Aber leicht hätten wir auch Zweiter und Vierter werden können.»

Und das kam so.

Red Bull Racing überraschte die Konkurrenz mit der Entscheidung, Daniel Ricciardo und Max Verstappen mit superweichen Pirelli ins Rennen zu schicken, also eine Mischung härter als die anderen Spitzenpiloten, die alle auf Ultraweich losfuhren.

Paddy Lowe: «Nicht nur Red Bull ging einen anderen Weg, wir hatten aufgrund der bestellten Reifen und des Vorgehens im Training die Situation, dass Ferrari, Red Bull und wir alle unterschiedliche Reifenkombinationen fürs Rennen bereitgelegt hatten. Wir waren überzeugt davon, dass für Nico von der Pole-Position aus eine Zweistoppstrategie die beste Vorgehensweise sein würde.»

Ricciardo und Hamilton holten sich in Runde 15 neue Reifen ab – Daniel erhielt einen neuen Satz Superweich, Hamilton wechselte von Ultraweich auf Weich. Eine Runde später tat Nico Rosberg das Gleiche, wieder eine Runde später Kimi Räikkönen ebenfalls.

Lewis Hamilton beklagte sich über Funk: «Kommt schon, Jungs. Ich bräuchte eine Strategie, mit der ich überholen kann.» Will heissen: einen weicheren Reifen.

Paddy Lowe: «Lewis war der Ansicht, wir hätten ihm eine Möglichkeit verbaut, einen Rang vorzurücken. Aber wir sahen keine Chance, wie er an Ricciardo vorbeikommen sollte. Wir wollten vielmehr, dass Lewis auf den weichen Reifen Ricciardo auf den superweichen unter Druck setzen kann. Tatsächlich rückte Hamilton dem Australier näher.»

Zuvor aber passierte etwas, das Paddy Lowe und seine Kollegen nicht einkalkulieren konnten: Während er zunächst Boden auf Ricciardo verlor (weil der mit den weicheren Reifen schneller fahren konnte), rückte von hinten Kimi Räikkönen zu Lewis auf. Dann machte Hamilton einen Fehler, er liess das rechte Vorderrad blockieren, Kimi ging vorbei.

Kurz zuvor holte Daniel Ricciardo weiche Reifen ab (Runde 32), es folgten Rosberg und Räikkönen (Runde 33), dann Lewis (Runde 34), alle hatten nun weiche Reifen am Wagen, und viele Experten gingen davon aus, dass der Grand Prix durch kluges Reifen-Management entschieden werden würde.

Aber sie rechneten nicht mit Mercedes-Benz. Die Strategen am Kommandostand sahen: Alle Autos hinter Lewis Hamilton hatten dritte Stopps gemacht und lagen zurück. Der Abstand zu Rang 5 war üppig genug, um einen Stopp machen zu können, ohne einen Rang zu verlieren.

Zudem gab es die grosse Möglichkeit, dass es nochmals eine Safety-Car-Phase geben würde. Dann hätte Hamilton aufschliessen können und wäre seinen Gegnern mit frischeren Reifen im Nacken gesessen.

Hamilton kam alos in Runde 45 rein und holte sich superweiche Reifen ab. Nervosität bei Ferrari: Was tun? Sie überlegten so lange, zudem spielten die Länge der Singapur-Bahn und die schnelle erste Runde von Hamilton eine Rolle, dass – als Kimi auch neue Reifen abgeholt hatte – Lewis nun vor Räkkönen lag.

Paddy Lowe: «Wir stellten bei Lewis auf einen Dreistopper um, weil wir nichts zu verlieren hatten. Es war die einzige Chance, vielleicht doch noch aufs Podest zu gelangen. Ich glaube: Ferrari hat einen Fehler gemacht. Sie hätten das Risiko eingehen müssen und Kimi auf der Bahn lassen sollen.»

Was nun folgte, war ein Domino-Effekt: Ferrari reagierte auf Mercedes, mit neuen Reifen für Kimi, aber Red Bull reagierte auf den Stopp von Ferrari und holte Daniel Ricciardo rein. Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner: «Wir mussten uns absichern gegen Ferrari.»

Aber der Stopp für Ricciardo brachte wiederum Mercedes ins Grübeln: Sollten sie Rosberg ebenfalls reinholen oder auf den gebrauchten Walzen draussen lassen?

Die Mercedes-Mechaniker traten in Runde 48 tatsächlich vor die Box – aber Rosberg kam nicht herein.

Die Mercedes-Strategen hatten inzwischen errechnet: Wenn Nico jetzt neue Reifen erhält, dann verliert er seine Position an Ricciardo.

Paddy Lowe: «Es ging um Sekunden. Nico geriet während der ersten Runde von Daniel nach dessen Stopp in Verkehr. Wir wussten: Holen wir ihn jetzt an die Box, ist vielleicht der Sieg dahin. Also liessen wir ihn auf der Bahn und hofften auf das Beste. Wir wussten – es wird ganz knapp.»

Ricciardo verringerte den Abstand – 14 Runden vor Schluss bei 25,4 Sekunden – auf 5,2 Sekunden in nur neun Runden. Aber dann schmolz der Vorsprung von Nico nicht mehr so markant: Wegen des Überholens von Nachzüglern und aufgrund der Tatsache, dass Rosberg Reifen und Bremsen geschont hatte, um fürs Finale noch Reserven zu haben. Zudem bauten die Reifen am Wagen von Daniel ab.

Paddy Lowe weiss: «Hätte es zum Schluss nochmals eine Safety-Car-Phase gegeben, wäre Nico Freiwild für die Verfolger und vielleicht nur Vierter geworden. Das Rennen war deshalb interessant, weil es so viele verschiedene Risikofaktoren gab. Und du kannst nie alle im Griff haben. Du musst immer darauf hoffen, dass du im grossen Ganzen das Richtige getan hast. Ich glaube, eine Runde mehr, und wir wären geliefert gewesen.»

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