Schiedsrichter, vergiss doch mal dein Regelbuch

Vor ein paar Jahren musste ich schon einmal kräftig Haue einstecken, als ich die Organisation mit den vielen langweiligen Bahndiensten beim MSC Schwarme kritisierte. Die Verantwortlichen bei diesem netten Club in Niedersachsen haben sich das – so scheint es – zu Herzen genommen. Es gibt nichts mehr zu meckern.

Doch, eines noch: Das Wetter im Schwarmer Bruch war jetzt zum zweiten Mal hintereinander nicht vom Feinsten. Aber daran können selbst der rührige Vorsitzende Kurt Harries und seine wackeren Mitstreiter vom MSCS nichts ändern.

Aber etwas anderes ging mir am letzten Sonntag völlig quer: die Disqualifikationen bei den B-Gespannen wegen Bandberührung beim Start. Da fuhren die beiden Brüder Marco und Timo Wessel vom MSC Schwarme stolz wie Oskar auf ihrer Heimbahn an den Start. Mutter und viele weitere Verwandte und Freunde schauten gebannt zu, wie die beiden Jünglinge bei ihren wenigen Starts im Jahr wohl heute aussehen würden.

Dann dauerte es einen Sekundenbruchteil (zu lang?), bis das Band hochging, schon zuckte die Kupplungshand und die beiden hatten das Startband touchiert. Der Sprecher verkündete forsch die Entscheidung des Schiedsrichters: «Disqualifikation! Deutschlands härtester Schiedsrichter kennt da kein Erbarmen.»

Ja, mein Gott noch mal. Sicherlich ist das regelkonform. Regeln machen Wettbewerbe sicher. Das gilt beim Bahnsport für jedes Prädikat und für alle Klassen. Aber Moment mal, hier ging es um einen – entschuldigung – popeligen B-Gepannlauf. Warum kann der Schiedsrichter hier nicht mal Fünfe gerade sein lassen? Niemand hätte doch Protest eingelegt, wenn alle wieder ans Band gedurft hätten. Eine kurze Vergatterung der «Sünder» nach dem Lauf durch den Schiedsrichter und ein Hinweis auf geltende Regeln wäre eine große Geste gewesen. Aber nein: «Disqualifiziert! Raus!»

Später kam es dann, wie es kommen musste. Die beiden Engländerinnen Natasha Bartlett und Ciara Southgate zogen ebenfalls ins Band und mussten dann natürlich auch ausgeschlossen werden.

Seien wir doch froh, dass wir diese jungen Typen in der B-Lizenz dabei haben. Die müssen üben, üben und nochmals üben. Ja, für sie gelten die Regeln, wie für andere auch. Aber kann man da nicht mal über den eigenen Schatten springen und einfach eine Entscheidung treffen, die sinnvoller ist, als es die Regel vorsieht?