Schleiz: Party? Ja! Arbeiten? Nein!

Kolumne von Esther Babel
Wer sich amüsieren wollte, war in Schleiz genau richtig. Wer dort arbeiten wollte, hatte es schon etwas schwerer.

Wer als IDM-Anhänger Anfang August nicht in Schleiz war, hat in seinem Fan-Leben was falsch gemacht und echt was verpasst. Mit 35 Grad Celsius war es zwar leicht warm, aber wer Lust hatte, konnte drei Tage durchfeiern, ohne sich eine Minute zu langweilen. Und das zu moderaten Preisen für Schnitzelweck, Currywurst und Kaltgetränke, mit oder ohne Umdrehungen.

Die an der IDM beteiligten Firmen hatten ordentlich Gas gegeben und die volle Palette an Vergnügungen rangekarrt. Bei BMW und Suzuki konnte man im Schlepptau von Jürgen Fuchs und Nina Prinz allerlei neue Modelle durchtesten. Mit elf Fiat Abarth konnte man, leicht eingebremst durch einen vorausfahrenden Instruktor, schauen, was rund um das Dreieck so geht. An allen Tagen gab es Taxifahrten oder man konnte sein komplettes Erbe bei der mit 1.500 Teilen bestückten Tombola der IG Seitenwagen verballern oder die Uhren bei IDM-Partner Rockwell durchprobieren.

Ausserdem konnte man beim Fussball zuschauen, ins Open Air Kino gehen oder seine Künste an der Schiessbude auf dem Buchhübel verfeinern. Ach ja, ein paar Rennen gab es Samstag und Sonntag auch noch. So entsteht Freizeit-Stress. Und auf keiner Rennstrecke kann man sowohl als Fan oder Journalist so entspannt mit den Fahrern plaudern.

Wo die Macher des Schleizer Rennens aber nun schon seit Jahren Nachholbedarf haben, ist bei den Arbeitsbedingungen und der dazugehörigen Technik. Denn auch in diesem Jahr klappte es nur nach den in jedem Jahr üblichen Diskussionen. Schade und völlig überflüssig.

Am Freitag um 8 Uhr starteten die IDM Supersportler in ihr erstes freies Training. Nicht um Viertel vor, nicht um 9 und auch nicht mittags um 12. Sondern um 8 Uhr. Die Fahrer waren startklar, die Mechaniker, eine Hand voll Journalisten und Fotografen und sogar schon ein paar Zuschauer. Wer nicht startklar war, waren die verantwortlichen Techniker des Veranstalters.

Im Presseraum standen zwei traurige Bildschirme, die weder ans öffentliche Stromnetz geschweige denn an die Zeitnahme angeschlossen waren. Wer in der Boxengasse unterwegs war, tat gut daran, eine eigene Stoppuhr am Arm zu haben. Denn auch da blieben die Bildschirme über einen längeren Zeitraum schwarz. Denn die Techniker hatten gerade erst begonnen, die nötigen Massnahmen zu ergreifen.

Probiert man so was nicht am Vortag aus, bevor die Gäste kommen? Denn von grossem Respekt vor den Aktiven kann man da wohl nicht reden, wenn man zu einer Party einlädt, aber erst mal anfängt seine Bude auf Vordermann zu bringen, wenn schon alle da sind.

Nicht mehr lustig sind die alljährlichen Diskussionen in Sachen Internet-Zugang im Presseraum im alten Start-Ziel-Gebäude, die schon andauern, seit es diese Technologie gibt und man nicht mehr auf den Einsatz von Brieftauben zurückgreifen muss. Bis Freitagnachmittag ging nichts und wenn nur sehr beschwerlich – wie immer. War es in der Vergangenheit ein Rooter, der von seiner Dimension vielleicht gut genug für einen Single-Haushalt gewesen wäre und alle 30 Minuten neu gestartet werden musste, der für Ärger sorgte. Oder musste die Selbsthilfe-Aktion im Vorjahr sein, als die nettesten Mädels aus dem Pressenzentrum (nein, ich war nicht dabei), zum Promotion-Stand der LTE-Jungs geschickt wurden, um denen die nötige Unterstützung abzuschwatzen?

Auf jeden Fall brauchte in diesem Jahr eine Seite im Netz gefühlte Stunden bis sie aufgebaut war. An emails abholen oder versenden brauchte man nicht denken, und wer versuchte, irgendwelche Fotos zu laden, bekam rasch Spinnweben unter den Armen.

Ich komme wieder

Und wie in jedem Jahr waren lästige Diskussionen und der Austausch von Nettigkeiten nötig, damit da was vorwärts ging. Der Verantwortliche bei der Technik wird mir sicherlich keine Weihnachtskarte schicken und wünscht mich wohl eher dahin, wo der Pfeffer wächst. Aber mal ehrlich. Lieber habe ich Ärger mit dem, als mit meinem Chef, wenn ich über Stunden keine aktuellen Meldungen hoch lade oder seine mails ignoriere, weil ich sie nicht öffnen kann. Der gute Mann warf mir dann in einem unentspannten Ton einige Fachausdrücke an den Kopf. Ich gebe zu, nix verstehen. Ich kann vielleicht von nahezu jedem, der in den letzten 15 Jahren einen Meter in einem IDM-Lauf gefahren ist, den Lebenslauf herbeten, aber von dem Internet-Quatsch habe ich keine Ahnung. Ich will nur, dass es funktioniert.

Tat es ja dann auch. Da war wieder die Nummer mit dem LTE-Ding dran. Bis Sonntag cirka 19 Uhr. Denn da hatte irgendwer Feierabend und drehte uns einfach den Saft ab. Allerdings ging die Reanimierung dann flott über die Bühne, ohne das jemand die Stimme erheben musste und der gute Mann wurde daheim von der Couch runtergezerrt und erweckte den Internet-Zugang wieder zum Leben.

Familie Schwarz und ihr Team kümmert sich rührend um unser Wohlergehen in dem nicht gerade stattlichen Presseraum. Aber am Ende tröstet einen auch kein leckeres Schnitzel und kein selbstgebackener Kuchen über den Umstand hinweg, dass man seinen Job nicht machen kann. Und im Sinne des Erfinders, in dem Fall der Firmen und Fahrer, die ein tolle Werbung für sich und ihren Sport machten, ist es nicht, wenn die Show stimmt, man aber nur unter erschwerten Bedingungen über die Schleizer Stadtgrenzen hinaus darüber berichten kann. Denn wenn die IDM eins braucht, dann ist es Aufmerksamkeit und öffentliches Interesse.

Um uns allen das Leben leichter zu machen, möchte ich schon heute ankündigen, dass ich im nächsten Jahr, wie in jedem Jahr, am ersten August-Wochenende zum IDM-Lauf nach Schleiz komme. Ich werde am Freitagmorgen da sein, werde meinen Laptop aufklappen und möchte dann meinen ersten Bericht auf SPEEDWEEK.com hochladen.

Und jetzt sagt bitte niemand, ich hätte ihn nicht gewarnt.

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