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Markus Reiterberger: Der IDM-Superbike-Terminator

Von Esther Babel
Neun Siege in Folge und ein Meistertitel. Markus Reiterberger holt WM-Punkte und wird vorzeitig IDM-Champion auf dem Lausitzring. Einfach war der Weg nicht. Dafür darf auch umso kräftiger gefeiert werden.

Das Wochenende auf dem Lausitzring dürfte für den 23 Jahren jungen Markus Reiterberger wohl zu einem der aufregendsten seines Lebens gehören. Als IDM-Leader war er mit sieben Siegen in Reihe in der Lausitz angekommen, wo an diesem Wochenende die IDM Superbike im Rahmen der Superbike-Weltmeisterschaft am Start war. Markus Reiterberger und das Team Van Zon-Remeha-BMW um Teamchef Werner Daemen ließen sich nicht lumpen und starteten in Eigenregie und ausgerüstet mit einer Wildcard bei beiden Meisterschaften. Mit den Freien Trainings, der Superpole, dem IDM-Qualifying, zwei WM-Läufen und zwei IDM-Rennen dürfte Reiterberger jetzt jeder Grashalm und jede Bodenwelle rund um den Lausitzring persönlich bekannt sein.

Angefangen hat die Jagd nach dem IDM-Titel, es ist der dritte, auf dem Nürburgring mit einem zweiten Platz hinter Teamkollege und Regenspezialist Danny de Boer. Reiterberger hatte den Titel schon 2015 geholt und war mit dem Team Althea und BMW in die Superbike-WM eingestiegen. Nach einer üblen Rückenverletzung und drei WM-Rennen zu Beginn des Jahres war für Reiterberger Schicht im WM-Schacht. Er entschied sich für den Ausstieg aus der WM und begann den Weg nach oben wieder von vorne.

Im Team von Werner Daemen fand Reiterberger zur alten Stärke zurück. Am Motorrad schrauben wie schon 2015 Papa Tom Reiterberger und Wolfgang Kampe, die Technik liegt in den Händen von Dirk Linnebacher, Reiterbergers Fahrwerks-Versteher ist Matthias Greiff, die Reifen hat Peter Beicht unter seiner Regie, den Terminkalender plus Papierkram reguliert Sebastian Kuhn. Werner Daemen führt in seinem Team ein strammes aber immer auf gegenseitigem Respekt basierendes Regiment und kann sich als ehemaliger WM- und IDM-Pilot bestens in eine Rennfahrer-Seele, auch wenn sie gelegentlich angeschlagen ist, einfühlen. «Meine Jungs sind der Wahnsinn», versicherte Reiterberger bereits am Samstag. «Die haben echt Tag und Nacht geschuftet.» Kein Wunder bei dem Programm.

Ab Lauf 2 auf dem Nürburgring hat Reiterberger Schwung aufgenommen und seitdem keinen Sieg mehr verpasst. Unterschiede nur durch die Anzahl der Sekunden erkennbar, die er seinen Kollegen mitgegeben hatte. Die trugen die Rückkehr des IDM-Meisters und WM-Piloten mit Fassung und Respekt. Und mit Galgenhumor. Denn mehr als der Kampf um den zweiten Platz war für den Rest der IDM-Jungs und einer Dame nicht drin. «Ja wir sind best of the rest», antwortete sein schärfster Gegner Danny de Boer auf seine Chancen auf einen Sieg angesprochen. «Er fährt nicht überall ein klein bisschen schneller», urteilt Reiterbergers Teamkollege Jan Bühn, der in dem auf Teamwork basierenden Team auch Einsicht in die Daten des Seriensiegers hat. «Er hat immer so zwei, drei Ecken, wo der die Zeit holt. Dann sitzt man vor dem Rechner, legt die Kurven übereinander und fragt sich, wie das gehen soll. Aber es scheint ja zu gehen.»

Der erste IDM-Matchball fiel Reiterberger am Lausitzring zusätzlich bei all der sonstigen Aufregung in den Schoß. Danny de Boer, zu dem Zeitpunkt Zweiter der Meisterschaft und zumindest noch theoretisch mit Titelchancen unterwegs, musste schon nach dem ersten Training aufgeben. Er hat sich einen Nerv im Nacken verklemmt. Dass Reiterberger auf direktem Weg in Richtung Titel unterwegs war, blieb auch schon vorher niemand verborgen. Dass die Chance so zeitig kommen würde, war dann doch überraschend.

Im ersten Rennen zeigte Reiterberger wieder seine übliche Show. Start-Ziel-Sieg von der Pole-Position aus, 11 Sekunden Vorsprung, fast schon knapp für seine Verhältnisse.

220 Punkte hatte Reiterberger in den ersten neun Rennen geholt, mit Platz 3 im ersten Lausitz-Lauf war Bühn mit insgesamt 115 Punkten auf den zweiten Platz vorgerückt. Machte 105 Punkte Vorsprung für Reiterberger. Zwei Rennwochenenden mit je zwei Rennen standen nach dem Lausitzwochenende also noch aus. 50 Punkte in Oschersleben und 50 Punkte in Hockenheim waren noch zu haben. Alle Augen richteten sich also auf Lauf 2 am Lausitzring. Die Laune von Reiterberger war bestens. Im Superbike-WM-Lauf hatte er mit seiner BMW den neunten Platz geholt und damit der ganzen Welt gezeigt, dass er weder ein Nasenbohrer auf der Strecke noch ein Trauerkloß daneben ist.

Ein Zuckerschlecken wurde auch IDM-Lauf 2 nicht. Denn für den vorzeitigen Titel musste bei einem Sieg von Jan Bühn mindestens ein zweiter Rang her. Nur damit läge er mit 100 Punkten Vorsprung uneinholbar vorne. Kein leichter Job nach einem aufregenden Tag und einem Top-Ten-Platz in der WM. Doch es klappte erst mit der Konzentration und dann auch dem Sieg. Während es hinter im turbulent zuging, zog Reiterberger in Ruhe seinen Bahnen und fuhr dem Meistertitel entgegen, seinem dritten.

Daemen gibt nach einer Pole-Position gerne mal eine Runde Bier aus. Nach dem Titelgewinn dürfte wohl auch noch ein zweites drin sein. Denn neben hart schuften kann die Van Zon-Remeha-BMW-Truppe auch äußerst gut feiern. Auch die Gratulanten aus der IDM erschienen zahlreich und gönnten dem Bayer seine fulminante Rückkehr auf die internationale Bühne. Markus Reiterberger wird seinen Triumph hoffentlich genießen können, wohl erst beim Einschlafen realisieren, was ihm an diesem Wochenende gelungen ist und die Gedanken an die Zukunft noch ein wenig vor sich herschieben.

«I’ll be back» hat schon Arnold ‚Terminator’ Schwarzenegger behauptet. Wer braucht schon einen Terminator, wir haben Markus Reiterberger. Wer den Meister noch live in der IDM erleben will, hat, falls ihn der Weg 2018 wieder in die WM führt, noch zwei Mal die Gelegenheit dazu. Vom 1. bis 3. September in Oschersleben und vom 29. September bis zum 1. Oktober auf dem Hockenheimring. Und um Arnie treu zu bleiben: «Hasta la vista, Baby».

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