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Christof Höfer (BMW): «Pornös klingender Pitlimiter»

Kolumne von Christof Höfer
Vom Suzuki Cup 2017 mit dem Team alpha Racing-Van Zon-BMW in die IDM Superbike 2018. Bei den ersten Tests zeigt Reiterberger, wo es lang geht und die ukrainische Wunderwaffe zeigt, was sie kann.

Der Winter 2017/2018 hat so einige Hochs und Tiefs mit sich gebracht. Nach dem tollen Angebot für die IDM Superbike 2018 von Werner Daemen und BMW, begann ich sofort und unter Hochdruck ganz Deutschland auf den Kopf zu stellen und graste gefühlt jede zweite Firma ab, um irgendwie Sponsorgelder zusammenzusammeln, damit ich den Vertrag unterschreiben kann. Als mir das nach zähen und kraftraubenden Monaten, wo der Sport und die Sponsorensuche im Vordergrund standen, gelungen ist und ich überglücklich aber auch sehr erschöpft nach Reitis Meisterfeier nachhause kam, ereilte mich die Nachricht, dass ein weiterer sehr sehr enger Freund von mir, Jonas, von uns gegangen ist (der zweite innerhalb 14 Monaten)

Es begann eine weitere sehr kraftraubende Zeit, ohne dass die eine überhaupt richtig vorbei war. In so manchen Momenten ist es wirklich sehr schwierig, immer wieder den Hintern hochzubekommen. Aber es hilft immer nur eins, nach vorne schauen und immer versuchen, so positiv wie möglich zu denken. Kämpfen, hinfallen, aufstehen und weiterkämpfen. So habe ich es in den letzten zehn Jahren, in denen ich mein ganzes Leben umgekrempelt habe, gelernt. Immer wieder selbst motivieren und niemals aufhören.

Es wurde also ernst. Die Mails von Teamchef Werner Daemen wurden immer detaillierter und der erste Test mit dem neuen Team nach fünf Monaten Rennstreckenabstinenz stand endlich an.

Zur Info : Jan Bühn und Markus Reiterberger bleiben im Team alpha Racing-van Zon-BMW und wechseln für die anstehende Saison aus der IDM in die Stock1000 EM und für die IDM Superbike 1000 gibt es ein Dreigestirn, welches aus Julian Puffe, Ilia Mykhalchyk und mir besteht. Einfach unfassbar geil für mich. IDM Superbike und dann auch noch im offiziellen BMW Kundenteam. Einfach nur der Knaller. Ich kann es kaum fassen, aber die harte Arbeit der letzten Jahre macht sich tatsächlich bezahlt.

Und schon saß ich mit meinem Freund und Teamkollegen Puffe Junior und zusammen mit unserem Datentechniker Jens Schulze im Flieger nach Spanien. Vier Tage beim offiziellen Pirelli Test auf der Rennstrecke in Alcarras, danach zwei Tage Pause und anschließend drei Tage auf der neuen Rennstrecke in Almeria, die den Namen Circuit Andalucia trägt.

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen und wo ich aufhören soll, zu erzählen, und wenn ich jetzt einen zwölf Kilometer langen Text schreibe, dann liest den eh keiner, außer meine Oma Helmi, die akribisch nach jedem Rechtschreibfehler sucht und meine viel zu langen verschachtelten Sätze bemängelt. Aber sie meint es nur gut, und das weiß ich ja auch sehr zu schätzen.

Die zehn Tage in Spanien beim ersten Test waren einfach nur megageil. Das komplette Umfeld, das ganze Team, alles sehr professionell und zugleich riesig familiär. Wir haben, bevor die ersten Fahrten losgingen, mehrere Teammeetings abgehalten, wo genauestens erklärt wurde, wer für welchen Bereich zuständig ist und wie die ganzen Abläufe sind. Und dann war es soweit, der erste Rollout 2018.

Adrenalin, Testosteron, Endorphine und wie die ganzen Dinger heissen, strömen durch den Körper und signalisieren dir: «Fifty, du sitzt gerade Anfang März in Spanien auf einem IDM Motorrad und fährst im pornös klingenden Pitlimiter die Boxengasse runter». Einfach nur megaaa.

Die ersten zwei Tage habe ich mich sehr schwer getan. Ich wollte dem Team gleich zeigen, dass ich auch direkt schnelle Rundenzeiten fahren kann und verkrampfte sehr. Nachdem sich der Körper dann irgendwann nach der langen Winterpause an die Geschwindigkeit gewöhnt hatte und man wieder das Gefühl für die Bremse und das ganze Handling bekommt, wurde es Schritt für Schritt besser. Auch Teamchef Werner Daemen machte mir klar, dass ich mir absolut keinen Druck machen soll, eher im Gegenteil, die Runden genießen, den Winterrost aus den Knochen fahren und fleißig mit den Fahrwerks- und den Data-Recording-Leuten arbeiten. Genau das ist der richtige Weg und es wurde besser und besser.

Auf dem gesamten Trip in Spanien habe ich binnen kürzester Zeit sehr sehr viel gelernt und konnte viel für mich mitnehmen. Jens und Louis, die Datenmänner, sind mit uns sehr viel vor dem Laptop gesessen und haben uns Kurve für Kurve erklärt, was wir falsch machen und vor allem, was wir verbessern können.

Matthias Greiff, unser Mann fürs Fahrwerk, hat viel erklärt und uns Sachen zur Veranschaulichung gegeben, damit wir uns bildlich vorstellen können, wie unser gesamtes Fahrwerk während der Fahrt überhaupt arbeitet. Teamchef Werner, der selbst jahrelang ein sehr professioneller Rennfahrer war, hat mir persönlich sehr viel mit auf den Weg gegeben, was mich sehr freut und schlauer macht.

Der Reifenmann Peter Beicht, sowie die netten Jungs von Pirelli rund um Thomas Thierolf haben uns über Reifenmischungen und Karkassen aufgeklärt und beraten und unser ukrainischer Teamkollege Ilia, der mit seinem Vater angereist war, glänzte nicht nur mit der Bestzeit in Alcarras, sondern er entpuppte sich als ein super Teamplayer, der Julian und mir sehr viel Denkanstöße und Tipps zum Fahrstil und generell über Rennen fahren mit auf den Weg gab. Denn er möchte mit seiner Erfahrung kombiniert mit der Erfahrung seines Vaters, beide haben in der Ukraine zusammen eine eigene Motoakademie, das ganze Team stark machen, sodass wir uns alle mit einem gemeinsamen Teamwork weiterentwickeln.

An unseren zwei freien Tagen reisten Julian und ich per Mietwagen von Alcarras nach Amleria. Wir legten einen Zwischenstopp mit Übernachtung in Valencia ein, wo wir zum einen auf der Rennstrecke in Valencia sowohl unser Langstreckenteam GERT56 besuchten als auch viele weitere Freunde und Bekannte, die zufälligerweise irgendwie alle gerade am Trainieren waren. Einfach megaschön, wenn man nach dem langen Winter bekannte Gesichter endlich wieder trifft. Man tauscht sich aus, hat Spaß zusammen, freut sich, bringt sich gegenseitig Up-to Date. Einfach toll.

Ausserdem waren noch viele Leute von BMW vor Ort, denn es gab ein Rennstrecken-Pressevent zum neuen Überflieger namens BMW HP4 Race, ein beeindruckendes Motorrad, in dem sehr viel Arbeit und Entwicklung drinnen steckt. Unter anderem war Reiti vor Ort, der nicht nur Geburtstag hatte, sondern auch allen Mal zeigte, was so eine HP4 Race alles kann. Einfach beeindruckend.

Jan Bühn, Lucy Glöckner, die Jungs und Mädels von Hafeneger Renntrainings und viel mehr, alle waren irgendwie vor Ort. Wir gingen abends zusammen essen, schauten uns die Stadt an und verbrachten alle miteinander ein tolles Wochenende, bevor es dann weiter nach Almeria ging.

Auf der neuen Rennstrecke in Almeria hat Reiti mit uns einen Trackwalk gemacht und genau erklärt, wo er wie seine Linie wählt und wie er auf seinem Motorrad mit dem Körper arbeitet. Faszinierend und sehr lehrreich. Als er dann bereits am ersten Tag den Rundenrekord dort eingestellt hat, hab ich mir fast die Kinnlade ausgerenkt. Wahnsinn! Auch das Niveau der anderen Teamkollegen, Jan Bühn, Puffe Junior und auch das Niveau und die Rangehensweise von unserer ukrainischen Wunderwaffe, alles mega professionell.

Es wird für mich ein mega interessantes Jahr, bei dem ich sehr viel lernen werde und wo ich mich absolut weiterentwickeln kann. Ich bin sehr stolz und glücklich darüber, diese Chance zu bekommen und halte euch alle in meiner eigenen kleinen Fifty-Kolumne auf meine Art und Weise immer auf dem Laufenden.

Ich hoffe euch gefällt es. Bis bald und wir sehen uns.
Viele Grüße, Fifty

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