Daniela Weingartner – Zolder mit der Yamaha

Kolumne von Daniela Weingartner
Der dritte Lauf der IDM Superstock 600 fand Anfang Juli auf der nicht gerade einfachen Strecke in Belgien statt. Zwei Mal Punkte nach der Rückkehr auf die private Yamaha R6.

Am vergangenen Wochenende verschlug es die IDM Superstock 600 ins belgische Zolder zum dritten Lauf der Saison, wo ich zum ersten Mal mit meiner Yamaha YZF-R6 antreten wollte. Was wurde mir im Vorfeld Angst vor dieser Strecke gemacht. Insbesondere nachdem ich mich aufgrund der weiten Anreise gegen eine vorherige Trainingssession entschieden hatte. Mauern sollten mich erwarten, Sprunghügel, nach welchen man todessehnsüchtig einlenken musste, armpumpfördernde Kurvenkombinationen und generell müsste man dort große Eier beweisen.

Ich startete am Donnerstag mit Auto und Hänger plus beider Motorräder 700km von München nach Zolder. Erfolgreich umfuhr ich jegliche Staus und kam in einer Rekordzeit von acht Stunden auf dem Circuit Zolder an. Auf dem Weg konnte ich mich noch freuen, dass ich einen meiner Konkurrenten zumindest auf der Autobahn überholen konnte, wenn es mir schon nicht auf der Strecke gelang. Dank der super Organisation von Klaus Watzlawek kamen ich und Thomas Weickardt, welcher sich angeboten hatte, mir an diesem Wochenende zu helfen, schnell ins Fahrerlager.

Es folgte das Übliche: Mopeds ausladen, Pavillon aufbauen, kompletten Hausstand ausladen und so weiter.?? Am nächsten Tag entschied ich mich, erst mal mit meiner Zweit-R6 zu fahren, um zu checken, ob die Kleine nach den Top-Reparaturarbeiten von René Dünki dank Helicoils endlich dicht ist. Eine Herausforderung ist die Strecke auf alle Fälle. Einen richtigen Rhythmus aufzubauen fällt einem schwer, da sich wahnsinnig schnelle Passagen mit wahnsinnig langsamen Passagen abwechseln. Im zweiten Turn wechselte ich auf meine Haupt-R6 und nutze die folgenden beiden Turns, um die Strecke besser kennenzulernen.

Den ganzen Tag vermied ich es, auf Zeitenlisten zu schauen, um mich nicht unnötig unter Druck zu setzen. Ich hatte ein gutes Gefühl und hatte zum Ende des Tages eine 1:46 auf dem Laptimer stehen, mit welcher ich zufrieden war. Der Samstag hielt neben perfektem Wetter für uns in der Superstock 600 zwei Qualifyings und ein Rennen bereit. Da der frühe Morgen einfach nicht meine Tageszeit ist, fuhr ich den ersten Turn nicht auf Zeiten, sondern nur zum Aufwärmen.

Für das zweite Qualifying holte ich mir einen Satz neuer Reifen. Da ich diese ebenfalls im Rennen nutzen wollte, gab ich mir maximal fünf Runden, um meine Bestzeit zu fahren. Ich fuhr also raus, die Reifen fühlten sich gut an und ich konnte in der dritten Runde eine 1:42:6 fahren. Zwar wollte ich nochmals nachlegen, aber da man schließlich irgendwo beim Sparen anfangen muss, sparte ich mir die Reifen fürs Rennen auf. Ich habe ich mich wie ein Schnitzel gefreut, mal nicht auf dem letzten Startplatz zu stehen. Premiere in diesem Jahr.

Gegen 17 Uhr fand unser erstes Rennen in der IDM Superstock 600 statt. Wir fuhren in die Startaufstellung und da stand ich dann bei glühender Hitze in der prallen Sonne. Ja, der Weg vom Fahrerlager in die Startaufaufstellung ist weit und obwohl Thomas Speedy Gonzalez Konkurrenz hätte machen können, durfte ich in meiner Lederkombi ein ausgiebiges Sonnenbad genießen. Kaum kam Thomas mit dem Equipment angesaust, wir schnell aufgebockt, Reifenwärmer drauf und schon erklang das Signal, dass wir den Vorgang wieder umgekehrt ausführen durften.

Warm-up-Runde und wir rollten wieder auf unsere Startplätze, warteten auf die Ampel....und da ging sie plötzlich in Orange an und in einer Windeseile wieder aus. Ich dachte mir: Jaaaa okay, vielleicht haben sie in Belgien orange Ampeln. Daher gab ich nach dem Erlöschen Vollgas und startete in vorbildlicher Manier. Jedoch wurde die merkwürdige Ampelschaltung von meinen Konkurrenten unterschiedlich interpretiert. Den Fahrern im vorderen Feld knallte ich beinahe ins Heck. Bremste, wich aus, gab wieder Vollgas, wheelte....kurz gesagt, es war ein Chaos.

In Kurve 3 kam die rote Flagge und wir wurden von der Strecke geleitet. So recht wusste ich nicht, wo ich hin sollte. Die Durchsage konnte ich aufgrund des Helms nicht hören. Geht's weiter? Neustart? Soll ich wieder ins Fahrerlager? Meine Versuche, von den umliegenden Leuten in der Boxengasse Infos zu bekommen verliefen im Nichts. Da schaltete die Ampel der Boxengasse wieder auf grün. Ich fuhr in die Startaufstellung und sah wie jeweils ein Teammitglied pro Fahrer anwesend war. Da war ich kurz mal erleichtert, denn das hieß Quick Restart ohne Reifenwärmer. Wäre es ein normaler Restart gewesen, hätte ich wohl meinen Reifen langsam beim Abkühlen zusehen müssen.

Also wieder Warm-up-Runde, wir rollten auf unsere Startplätze, es ging eine rote Ampel an und nach circa zwei Sekunden wieder aus. Ich startete gut und konnte ein paar meiner Konkurrenten hinter mir lassen! Yeah, auch mit der R6 bin ich ein super Starter. Doch leider brauchte ich zu lange, um ins Rennen zu finden. Ich konnte nicht gleich von Beginn an schnelle Zeiten fahren. Ich versuchte, zu pushen, doch mein Laptimer zeigte mir Runde für Runde an, dass meine Mühen vergeblich waren. Ich wurde von einer Honda aus der Niederländischen Meisterschaft überholt, an welche ich mich noch dran hängen wollte.

Just in diesem Moment stieg Rauch aus seinem Motorrad auf und ich ging wieder vorbei. Auf Start-Ziel wedelten die Streckenposten mehr als ambitioniert die gelb-rote Flagge, um Öl anzuzeigen. Wo denn?!? Wie sich später herausstellte, ist besagter Hondafahrer mit Motorschaden noch um die halbe Strecke gefahren. Ja, Gratulation! Erst als ich es im Rennen aufgab, mit Gewalt Rundenzeiten zu fahren, wurde ich schließlich mit jeder Runde zum Ende hin wieder schneller. In der Wertung der IDM Superstock 600 fuhr ich auf dem elften Platz ins Ziel. Ganz zufrieden war ich leider nicht, aber musste einsehen, dass mit Gewalt nichts zu erreichen ist.

Am Sonntag stand für die IDM Superstock 600 ein Rennen am Nachmittag auf dem Plan. Ich entschloss mich, keine neuen Reifen zu verwenden und ließ deshalb, um die Reifen nicht unnötig runterzurollern, das Warm-up ausfallen. Stattdessen beschloss ich, ein anderes Federbein mit einer härteren Feder im zweiten Rennen zu testen. Dadurch wollte ich mehr Bremsstabilität erreichen. Thomas erklärte mich zwar ein bißchen für verrückt, weil ich nun auch noch anfangen musste, das Federbein zu tauschen, aber er half mir trotz allem wieder einmal sehr gut.

Aus dem Samstags-Rennen gelernt, ließen wir gleich mal Helferin und Fotografin Corinna mitsamt Mann Herbert fünf Minuten vorher in die Startaufstellung loslaufen. Ich fuhr in die Startaufstellung, da kam auch schon Thomas. Es war extrem heiß und schwül und wir wussten alle, dass die 14 Runden auf dem sehr anstrengenden Kurs eine Herausforderung werden würden. Wir fuhren die Warm-up-Runde, stellten uns wieder hin, die Ampel schaltete normal. Ich startete dieses Mal nicht ganz so perfekt, aber ich fand viel schneller ins Rennen. Ich bemerkte sogleich, dass ich mit dem anderen Federbein genau das Gegenteil der Stoppie-Neigung bewirkt hatte, zusätzlich erwies sich der gebrauchte Hinterreifen als rutschige Wahl, aber meine Rundenzeiten waren von Beginn an besser als am Vortag.

Mr. Motorschaden mit neuem Motor überholte ich recht locker in den ersten Runden und verbiss mich anschließend an Mr. USA-Flagge, welchen ich über Runden hinweg verfolgte. Da sich dieser hin und wieder umdrehte, wusste ich, dem geht die Luft aus. Schon konnte ich ihn gegen Mitte des Rennens in Kurve 4 überholen und rechnete mit einem Konter, aber der kam nicht. Also drehte ich weiterhin meine Runden und vergrößerte den Abstand zu meinen Verfolgern.

Gegen Runde 11 wurde es dann richtig anstrengend und ich musste die Zähne zusammenbeißen, da ich kaum mehr die Bremse ziehen konnte. Aber ich konnte meinen Platz verteidigen, indem ich Platz 19 in der Gesamtwertung für mich erkämpfen konnte und Platz 14 in der Wertung der IDM Superstock 600.

Ich freue mich, mit meiner Yamaha eine bessere Leistung abgeliefert zu haben und das auf einer sehr schwierigen, herausfordernden Strecke. Die IDM ist jedes Mal wieder eine große Herausforderung, aber immerhin geht es in die richtige Richtung und ich konnte mich steigern. Ich freue mich schon auf den nächsten Lauf der IDM Superstock 600 am 29.-31.07.2016 in Schleiz.

Vielen Dank an Thomas Weickardt, welcher mich das ganze Wochenende über nicht nur als Koch, Fotograf und Mechaniker unterstützt hat, sondern dank seiner Hilfe nun auch meine R6en wieder blitzen, mein Auto wieder auf zwei Scheinwerfern erstrahlt und mein Hänger seine exhibitionistischen Schrauben-Abschüttelaktionen unterbinden musste. Mein Dank gilt ebenfalls allen Sponsoren und Unterstützern, sowie Herbert und Corinna in der Startaufstellung.

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