Frohburg 2016: Ein ganz besonderes Wochenende

Kolumne von Hanno Brandenburger
Hanno Brandenburger (Yamaha - MHB Racing)

Hanno Brandenburger (Yamaha - MHB Racing)

Ein ganz besonderes Wochenende sollte es werden, das 54. Internationale Frohburger ADAC Dreieckrennen mit den Finalläufen der International Road Racing Championship 2016.

Die Wettervorhersage war sehr gut und ich freute mich besonders, weil ich in diesem Jahr bereits an den zwei IRRC-Läufen in Chimay und Imatra nicht teilnehmen konnte. Frohburg ist immer ein besonderes Highlight, da es der Saisonabschluss mit der Jahresfeier ist.

Es ist unglaublich, wenn man mitbekommt, wieviel Aufwand hinter diesem Event steckt und wieviel Mühe sich die Veranstalter geben, damit es für alle Beteiligten ein unvergessliches Wochenende wird. Und das haben sie auch dieses Mal wieder geschafft! Es fing mit dem Freitagabend an, an dem die Rennfahrer mit Ihren Maschinen per Polizeieskorte zum Marktplatz fuhren, auf dem sie dann von Torsten Schmidt den Fans und Zuschauern vorgestellt wurden. Mehrere hundert (!) Menschen waren gekommen und sorgten für einen beeindruckenden Beginn der Veranstaltung!

Samstag wurden dann die Qualifyings gefahren, ich begann in der SSP Open schon um 8.35 Uhr, dabei wählten wir Reifen, die mit den kühleren Temperaturen etwas besser umgehen können. Das Ergebnis war zufriedenstellend (P9/29) und ich freute mich schon auf das IRRC-Qualifying. In diesem brach mir leider nach nur wenigen Runden das Schaltgestänge und ich rollte im zweiten Gang zurück an die Box. Die Rundenzeit war daher nicht berauschend (P26/32).

Im zweiten Qualifying der SSP Open fuhr ich zwar noch etwas schneller, rutschte aber auf P13 ab, da es die anderen Fahrer wohl auch taten. Damit konnte ich aber schon gut leben. Ein Top-10-Ergebnis war mein Ziel in der SSP Open sowie eine Rundenzeit von 1,43,5 min., da ich letztes Jahr 1,44.5 fuhr und ich mich schließlich auch verbessern wollte. Im abschließenden Qualifying der IRRC SSP kam ich auf eine 1,44.5 min und wurde damit P21. Die ersten 25 Fahrer innerhalb von 5 Sekunden, das nenne ich mal Leistungsdichte!

Am Samstag wurde auch schon das erste Rennen der SSP Open gefahren. Ich hatte einen Bombenstart, jedoch wurde das Rennen wegen einem Startunfall direkt wieder abgebrochen. Daher wurde das Rennen von 10 auf 7 Runden gekürzt. Auch beim zweiten Mal kam ich gut weg und konnte mich letztendlich auf dem 9.Platz behaupten, einen Platz vor Benjamin Beume, den ich letztes Jahr beim Frohburger Dreieckrennen kennengelernt habe. Er machte danach eine Ansage, dass er mich beim nächsten Rennen kriegen wollte. Schauen wir mal, dachte ich.

Am Sonntag beim IRRC SSP Rennen musste ich vom 22. Platz aus der achten Reihe starten. Denkbar schlechte Voraussetzungen für ein Rennen. Na ja, bei 32 Fahrern waren ja noch wenigstens ein paar hinter mir. Der Start gelang mir leider nicht so gut wie im SSP Open Rennen und ich wurde auch von Benjamin Beume nach einem Fahrfehler von mir überholt. Ich versuchte alles, um noch an ihn heranzufahren. Leider klappte es nicht mehr ihn zu attackieren, jedoch kam ich auf meine gewünschte 1,43.5 min (!), und fuhr damit als 22. über die Ziellinie. Es ist bitter, wenn der schnellste Fahrer 1,40er Zeiten fährt und man mit 1,43er 22. wird. Aber die 600er-Klasse war voll und mit top Fahrern besetzt. In der Presse liest man ja des Öfteren, dass die 600er Klasse stirbt, davon war hier aber nichts zu merken! Totgesagte leben länger, meinte ein Kumpel.

Das zweite SSP Open Rennen sollte mein bestes Ergebnis werden, hatte ich mir vorgenommen. Die Voraussetzungen dafür waren gut. Startplatz 13 und einige Fahrer fehlten (z.B. Thomas Walther), um sich auf die IRRC zu konzentrieren. Ich hatte einen guten Start, wurde aber ab der Hälfte des Rennens von Benjamin Beume attackiert. Er hatte sich ja schließlich auch vorgenommen, nicht hinter mir ins Ziel zu fahren! Wir kämpften um den 5. Platz (!) und überholten uns etliche Male, ein Krimi kann kaum spannender geschrieben werden! Für die Zuschauer muss es grossartig gewesen sein. Bis zur letzten Runde in der letzten Kurve.

Die Hartmut-Wagner-Kurve geht links im 90 Grad-Winkel, dann kommt die Start-Ziel-Gerade. Ich war vor Benjamin und wusste natürlich, dass er hier noch ein letztes Mal attackieren könnte. Ich fuhr weit nach links, um ihm keinen Platz mehr für ein Manöver zu lassen und bremste ca. 3 bis 5 Meter später als gewöhnlich! Auf der Bremse gab ich alles! Und trotzdem: plötzlich tauchte Benjamin links in meinem Blickwinkel auf, ging vorbei, sein Hinterrad stieg, kam versetzt wieder auf und er verlor die Kontrolle! Er stürzte direkt vor meiner Nase und ich hatte keinen Platz mehr um irgendwas zu unternehmen! Ich krachte in sein Motorrad und landete unsanft auf dem Asphalt.

Ich sprang auf, um nicht von anderen Fahrern erwischt zu werden, Benjamin lag noch auf dem Rücken auf der Strecke. Ich lief zu ihm hin und fragte, ob alles o.k. sei. Er hatte ein schmerzverzerrtes Gesicht und als er mich sah, entschuldigte er sich sofort für sein Manöver. Ich gab ihm die Hand, damit er aufstehen konnte, und ihn von der Strecke zu holen. Noch immer kamen andere Fahrer angerauscht. Sein Airbag hatte ausgelöst. Er humpelte weg und auch ich kümmerte mich wieder um mein Motorrad und brachte es zu unserem Zelt, um es zu richten.

Interessanterweise wurde das Rennen dadurch, dass wir noch auf der Strecke lagen, mit roter Flagge abgebrochen. Als Ergebnis wurde daher die letzte Zieldurchfahrt in Runde 9 und ich somit mit Platz 6 gewertet. Ein 5.er Platz wäre mir natürlich lieber gewesen aber das gewertete Ergebnis entschädigte für die Mühen! Das Motorrad bekamen wir wieder hin, nur mein Helm war nach dem Crash nicht mehr zu retten gewesen. Jürgen Welsing lieh mir seinen, er war mit der SBK Open (#300, Suzuki GSX-R 750) schon fertig und ich konnte noch das zweite und letzte Rennen der IRRC SSP in Angriff nehmen.

Wieder Startplatz 22, kam ich aber diesmal als 19. ins Ziel und konnte auch direkt meine Zeiten fahren, was mir sehr wichtig war. Ich kämpfte mit anderen Fahrern ähnlich wie mit Benjamin, allerdings ging es diesmal gut aus und so konnte ich das Wochenende zufriedenstellend abschliessen und in die verdiente Winterpause gehen. Für die ganzen lustigen Kleinigkeiten, die so am Wochendende noch passiert sind (z.B. wurde meine Motorradunterwäsche beim Grillen ausversehen angebrannt...) ist an dieser Stelle leider nicht genug Platz!

Daher möchte ich mich noch bei allen Freunden, Helfern, Sponsoren und sonstigen Beteiligten bedanken, die es mir ermöglicht und erleichtert haben, an der der IRRC 2016 teilzunehmen!

VIELEN DANK!!!

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