BMW-Boss: «KTM ist ein ernstzunehmender Wettbewerber»

Von Ivo Schützbach
Seit dem 2. Mai 2018 ist Dr. Markus Schramm Chef von BMW Motorrad. SPEEDWEEK.com sprach im Exklusiv-Interview über Sportbikes, Konkurrenz durch KTM und Modellpolitik.

Egal mit wem man sich bei BMW unterhält, über den neuen Chef hört man nur Gutes. Dr. Markus Schramm übernahm am 2. Mai 2018 den Posten des Geschäftsführers bei BMW Motorrad, der Kölner hebt sich wohlwollend von seinem als überheblich und cholerisch beschriebenen Vorgänger Stephan Schaller ab. Schramm ist umgänglich, hat ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter, ist gleichzeitig aber ein Macher mit eindeutigen Vorstellungen.

Seine erste große Änderung mit enormer Außenwirkung war, dass er BMW nach fünf Jahren Abstinenz werksseitig in die Superbike-WM zurückbrachte. In den ersten fünf Events mit der neuen S1000RR schafften es Ex-Weltmeister Tom Sykes und Superstock-Europameister Markus Reiterberger bereits in die erste Startreihe und in vier Rennen in die Top-6. Und das, obwohl BMW noch mit dem Basismotor unterwegs ist und erst zur Saisonmitte eine Ausbaustufe bringt, welche leistungsmäßig auf Augenhöhe mit der Konkurrenz sein wird.

Während andere Hersteller über zurückgehende Absatzzahlen jammern, brummt bei den Bayern das Geschäft. BMW Motorrad hat vergangenes Jahr 165.566 Motorräder und Maxi-Scooter verkauft und damit zum achten Mal in Folge ein Rekordergebnis erzielt. Bis Ende 2020 will BMW den Absatz durch die Erschließung neuer Märkte und Segmente auf 200.000 Einheiten steigern.

SPEEDWEEK-Redakteur Ivo Schützbach traf sich mit Dr. Markus Schramm zum Vier-Augen-Gespräch.

Herr Schramm, lässt sich mit Sportmotorrädern wie der S1000RR heute noch Geld verdienen?

Auf alle Fälle. Das sind immer drei Komponenten: Es braucht ein technisch überzeugendes Konzept, mit der neuen RR ist uns das gelungen. Dazu braucht es das Markenimage, welches wir super aufgebaut haben. Bei uns steht auch eine Vertriebsorganisation mit allem Know-how und Mitteln dahinter. Wir sind gut aufgestellt und verdienen auch gut Geld damit.

Wie bewerten sie den Aufstieg von KTM in den letzten Jahren? Deren Chef Stefan Pierer sagt, dass sie im Segment der Sportmotorräder weltweit die Nummer 3 werden wollen hinter Honda und Yamaha.

Im Bereich Zweirad bedienen sie Segmente, die wir nicht bedienen, wie den Enduro-Bereich und die kleinen Klassen. Deshalb ist der Vergleich für uns nicht relevant. Wir messen uns im Bereich über 500 ccm und da liegen wir deutlich vorne.

KTM ist ein sehr ernstzunehmender Wettbewerber, aber wir sind ja auch nicht in die Superbike-WM zurückgekommen, um uns vor dem Wettbewerb zu drücken, sondern weil wir uns dem stellen. Der Wettbewerb hebt das Geschäft, durch Wettbewerb bekommt man immer bessere Lösungen.

KTM hat Husqvarna von BMW übernommen, innerhalb von fünf Jahren wurde der Absatz von 6000 auf fast 50.000 Bikes gesteigert. Hätten sie Husqvarna auch verkauft?

Bei den damaligen Rahmenbedingungen ja. BMW ist dann stark, wenn wir uns auf unsere Marke konzentrieren, auch im Pkw-Bereich sind solche Versuche nicht eben glorreich geendet. Wir sind stark, weil wir aus der Leidenschaft für die Marke kommen. Es ist immer schwierig, diese auf andere Marken zu transportieren. Da ist nicht dasselbe Herzblut dabei.

Wie schaut die Zusammenarbeit mit dem indischen Partner TVS aus, der für euch die G310-Baureihe fertigt?

Hervorragend. Wir haben letztes Jahr von beiden 310er-Modellen 25.000 Einheiten verkauft, wir sind auch sehr zufrieden, was insbesondere die Qualität angeht. Diese ist außergewöhnlich gut.

Sind weitere Modelle oder sogar Modellfamilien geplant?

Wir sind mit TVS in der Diskussion, wie die Kooperation weitergeht und was ausbaufähig ist.

Wäre der nächste logische Schritt, dass man von der 310er zum Beispiel auf 500 ccm geht?

Wir schauen uns das Portfolio permanent an. Natürlich ist klar, dass zwischen 310 und 850 ccm eine Lücke ist. Aber wir haben auch andere Themen und bringen diese in priorisierter Form auf die Straße.

Wie erklärt man bei BMW, dass der Motor der neuen Reise-Enduro R1250GS komplexer aufgebaut ist als der klassische Reihenvierzylinder der S1000RR?

Für uns ist der Motor sowohl von der Fertigungskomplexität als auch der Kostenstruktur eine gute Weiterentwicklung, die CamShift-Technologie kommt gigantisch am Markt an.

Haben sinkende Verkaufszahlen BMW bewogen, alle Modelle mit dem wassergekühlten Boxer-Motor auf dieses Jahr mit dem neuen Motor mit 1250 ccm und variabler Ventilsteuerung aufzurüsten?

Nein, sinkende Verkaufszahlen haben wir keine gesehen. Wir haben uns der großen Herausforderung gestellt, die Umstellung mit dem neuen Motor für alle Modelle gleichzeitig zu machen. Aus Risikosicht ist es eine Herausforderung. Das ist aber deutlich effizienter, als die parallele Fertigung aufrecht zu erhalten.

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