8,40 Euro Spende für jede Niederlage von Smolinski

Kolumne von Richard Speiser
Martin Smolinski (li.) und Richard Speiser werden keine Freunde mehr

Martin Smolinski (li.) und Richard Speiser werden keine Freunde mehr

Da arbeitet man 12 Stunden, denkt an nichts Böses und liest dann auf SPEEDWEEK.com die neuesten geistigen Ergüsse von Fahrerkollege Martin Smolinski.

Warum schreibt Martin solches Zeug? Manche Rennfahrer sind durch einen Mangel an beruflichen Qualifikationen darauf angewiesen gute Resultate einzufahren, um damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Wenn diese Ergebnisse ausbleiben, und auch manchen Clubvorständen die eingefahrenen Punkte ihr Geld nicht wert sind und diese nicht bezahlen, kann es natürlich eng werden in der Rennkasse. Da kann man als Rennfahrer schon mal nervös werden.

Um in solchen Zeiten von den Fans und Sponsoren nicht vergessen zu werden, ist es wichtig, trotzdem im Gespräch zu bleiben. Die fehlende Medienpräsenz durch mangelnde sportliche Erfolge muss irgendwie kompensiert werden. Wenn keine guten Resultate vorzuweisen sind, geht das natürlich am einfachsten wenn man den Mund weit aufmacht, um Fahrerkollegen und Funktionäre zu beschimpfen und beleidigen.

Die gewollte Aufmerksamkeit erreicht

Da eine Seite wie SPEEDWEEK.com von Werbung abhängig ist, sind hohe Besucherzahlen unerlässlich. So ein kleiner Skandalartikel zwischendurch zieht natürlich viele neugierige User an und lässt die Besucherzahlen hochschnellen. SPEEDWEEK ist somit kein Vorwurf zu machen, der Artikel spiegelt ja die Meinung des Fahrers und nicht der Redaktion wider.

Wenn ich mich jetzt hier auf besagten Artikel berufe, kann sich der Urheber freuen: Er hat wieder ein paar Klicks mehr und bekommt so die gewollte Aufmerksamkeit der User. Ich helfe natürlich gerne wo ich nur kann. Ob das allerdings das immer propagierte professionelle Verhalten ist, und ob sich auch die Sponsoren diese Art Aufmerksamkeit wünschen, entzieht sich meiner Kenntnis. Als Sponsor möchte ich mein Logo nicht in Verbindung mit solch einem Artikel sehen. Aber man hat ja nichts zu verlieren – nicht mal ein paar Sponsoren …

Funktionsweise eines Verbrennungsmotors nicht verstanden

Wer behauptet, ein gerissener bzw. komplett gebrochener Krümmer direkt an der Zylinderkopfverschraubung generiere mehr Leistung, hat die Funktionsweise und die Zusammenhänge im Verbrennungsmotor noch nicht ganz verstanden. Da sollte man von einem Zweiradmechaniker eigentlich eine besseres technisches Verständnis und qualifizierte Aussagen erwarten können. Es kann gerne jeder mal versuchen, wie schnell er ohne Abgasanlage noch fahren kann. Manch einer soll froh sein, dass mein Krümmer gerissen ist, ansonsten wäre er wohl nicht mal in die Nähe meines unkontrolliert entweichenden Abgases gekommen.

Zudem hat unser oberster Regelhüter und wandelndes DMSB&FIM-Handbuch wohl vergessen, dass es keine Regel gibt, die eine Disqualifikation wegen eines gerissenen Teils vorschreibt. Man hätte ihn ja sonst auch für die vielen Motorschäden disqualifizieren müssen. Ich vergaß: Wo keine Punkte geholt wurden, kann man natürlich auch keine streichen! Mein Auspuffrohr wurde übrigens umgehend vom Abnahmekommissar begutachtet, fotographiert, und für okay befunden. Das war wohl genauso «illegal» wie der abgerissene linke Reißverschlusszipper am linken Ärmel meiner Kevlarkombi. Der im Wind flatternde Anzugärmel hat sicher auch noch ein paar zusätzliche km/h auf der Geraden gebracht! Darüber hinaus freue ich mich natürlich, dass bei der Truppe aus Olching meine neue Internetseite so stark und regelmäßig frequentiert wird.

Es gibt Verlierer, schlechte Verlierer und Loser. Manche kombinieren da auch gerne.

Wir hatten das gleiche Phänomen schon 2011 nach dem GP in Vechta. Wenn es sportlich nicht reicht, muss man hinterher via Internet seine Fahrerkollegen schlecht machen und sich selbst in der Opferrolle darstellen. Weshalb er immer persönlich gegen meine Mutter vorgehen muss, bleibt mir ein Rätsel. Genauso wie er auf die verwendeten Begriffe kommt, diese sind so sicher nie gefallen.

Wer aber für sich eine freie Meinungsäußerung einfordert, sollte diese auch anderen Menschen zugestehen. Und dass die Meinung meiner Mutter zum Menschen Smolinski nicht ums Beste bestellt ist, streite ich noch nicht einmal ab. Bei solchen Artikeln ist das vielleicht aber auch für Außenstehende verständlich.

Mitleid mit dem armen Fahrerkollegen

Angesprochen wird auch die finanziell schwache Situation. Das ist mit ein Grund für solche Artikel – irgendjemand wird sich schon erbarmen und aufgrund der Tränendrüse den Geldbeutel noch einmal weit aufmachen. Diese Masche funktioniert ja in regelmäßigen Abständen ganz gut.

Ich zum Beispiel habe aufgrund dieses Artikels Mitleid mit meinem armen Fahrerkollegen bekommen und daher beschlossen, ihn finanziell zu unterstützen! Jedes Mal wenn ich vor ihm ins Ziel komme, werde ich 8,40 € an ihn spenden, und am Ende des Jahres einen schönen Scheck überreichen!

Damit sollte sich der Frust, wenn ich ihn das nächste Mal überhole, in Grenzen halten. Ich fahre schließlich weil mir der Sport Freude bereitet, nicht um mein Überleben zu sichern. Ich für meinen Teil habe neben den sportlichen Erfolgen noch schnell ein Maschinenbaustudium abgeschlossen. Genauso der holländische GP-Fahrer Dirk Fabriek und bald auch Jannick de Jong … von solchen Leuten liest man komischerweise nie solche unqualifizierten Aussagen.

Falls mir die Smolinski-Truppe keine Spendenquittung ausstellen kann, spende ich das Geld an das Kinderhospiz in Bad Grönenbach. Die Kinder und Familien dort sind nämlich wirklich zu bedauern, und mein Geld ist dort sicher besser aufgehoben.

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