Formel 1: Neues Punktesystem wird diskutiert

Dominique Aegerter: Neues Team, neuer Kummer?

Von Günther Wiesinger
Ob Dominique Aegerter mit der Unterschrift bei Kiefer das grosse Los gezogen hat, bleibt abzuwarten. Denn Hauptsponsor Leopard ist weg. Und Kiefer verfügt nur über einen bezahlten Moto2-Platz!

Zwei Jahre lang war bem Schweizer Moto2-Team von einem Dream Team die Rede, nachdem die Interwetten-Mannschaft von Dani Epp mit Fahrer Tom Lüthi und das CarXpert-Team (Domi Aegerter, Robin Mulhauser) von Olivier Métraux in einem Joint Venture für die Saison 2015 zusammengeführt worden waren.

Im Herbst 2016 kam es zum großen Knall. Domi Aegerter nahm nach zwei schwachen Jahren Reißaus, weil er unbedingt wieder seine geliebte Suter MMX2 fahren wollte, mit der er seine besten Jahre erlebt hat: Er war damit 2013 und 2014 WM-Fünfter in der Moto2, dazu gewann er 2014 den Sachsenring-GP.

Mit der Kalex stürzte Aegerter 2015 auf den 17. WM-Rang ab, 2016 beendete er die Saison an zwölfter Stelle.

Ob Aegerter mit der Kalex einfch nicht zurechtkam oder ob ihm auch Eindringling Tom Lüthi zu viel Kopfzerbrechen machte, lässt sich vorläufig nicht restlos klären.

Verständlich auf jeden Fall war Aegerters dringender Wunsch nach einen Rückkehr zu Suter. Der umstrittene Teammanager Fred Corminbeouf, einst Konditionstrainer von Aegerter, stellte diese Möglichkeit wochenlang in Aussicht, auch beim GP von Österreich in Spielberg, denn der Schweizer wirkte mit der Kalex völlig ratlos, er fand damit nie ein Vertrauen zum Vorderreifen.

Corminboeuf merkte mehrmals an, es sei denkbar, zwei verschiedene Fabrikate im Team zu haben, schliesslich handle es sich ohnedies um zwei separate Rennställe.

Aber nach dem Aragón-GP wurde Aegerter vor vollendete Tatsachen gestellt: Keine Suter für 2017.

Es drängt sich der Verdacht auf, dass das CarXpert-Team hinterlistig möglichst lange mit dieser Information zugewartet hatte, bis alle brauchbaren Teams besetzt waren. Bekanntlich war Aegerter zum Beispiel auch bei Intact ein Thema gewesen.

Doch Aegerter fand auch Ende September noch ein Konkurrenzteam – nämlich Kiefer Racing, wo der damalige Hauptsponsor Flavio Becca sofort für den Schweizer plädierte – und Edgar Pons einen Korb gab.

Es dauerte aber leider nicht lange, bis Kiefer Racing ohne Hauptsponsor Becca dastand, denn der mehrlichtige Leopard-Natural-Drink-Verkäufer zog sich alsbald bei Kiefer zurück.

Der gelernte Maurer Becca, der 2015 mit Forward am liebsten gleich in die MotoGP-WM eingestiegen wäre, ist mit dem Rückbau seines merkwürdigen Teams beschäftigt. In der vergangenen Saison wuchsen ihm die Kosten offenbar über den Kopf. Manchmal war von unbezahlten Rechnungen zu hören, zum Beispiel von WP Suspension. Hauptsache, der elegante Kellner in der Leopard-Hospitality trug ein weisses Hemd und eine schwarze Fliege.

2016 setzte Leopard fünf Fahrer in zwei Klassen ein. 2017 werden es noch zwei Moto3-Fahrer sein – Joan Mir und Livio Loi. Ein bescheidenes Aufgebot.

Und jetzt darf man gespannt sein, ob es es am Ende bei dem Zerwürfnis zwischen Aegerter und der CarXpert-Truppe überhaupt einen Gewinner geben wird.

Der Schweizer Moto2-Rennstall hat zwar mit Tom Lüthi für 2017 einen Titelanwärter in seinen Reihen, aber der seit 2006 von CarXpert-Chef Olivier Métraux aufgebaute Aegerter ist weg. Die neuen Helden Iker Lecuona und Jesko Raffin werden Aegerter kaum ersetzen können; die Begeisterung der Sponsoren hält sich angesichts dieser Fahrerwahl in Grenzen. Von einen Dream Team kann keine Rede mehr sein, eher vom letzten Aufgebot, wenn man Vizeweltmeister Tom Lüthi mal aussen vor hält.

Und bei Kiefer Racing herrscht nach dem Abgang von Sponsor Leopard Geldknappheit. Rund 2,5 Millionen Euro sind für zwei Moto2-WM-Fahrer nötig. Aegerter bringt Interwetten mit, aber diese geschätzten 150.000 Euro werden das Kraut nicht fett machen.

Denn die Brüder Stefan und Jochen Kiefer haben wie schon 2016 nur einen fixen Moto2-Platz, den zweiten Fahrer bekamen sie nur als «commercial entry» bewilligt. Dabei gewann Kiefer 2015 mit Danny Kent noch die Moto3-WM...

Solcher Ärger ist für Kiefer allerdings nicht neu. Schon nach Stefan Bradls Moto2-Titelgewinn 2011 ging der zweite Moto2-Platz verloren, weil ihn Kiefer 2011 ohne Einverständnis der Teamvereinigung IRTA an das Grand Prix Team Switzerland mit Fahrer Randy Krummenacher verkauft hatte.

Ein «commercial entry» bedeutet Einnahmeverluste von rund 180.000 bis 200.000 Euro pro Saison. Denn es müssen dann die Reifen für 65.000 Euro gekauft werden, das Motorenpaket kostet 60.000 Euro, und wenn man 800 kg Fracht zum Preis von 55 Euro für die Überseerennen zusammenzählt, landet man bei weiteren 40.000 Euro, die in der Kasse fehlen.

Ganz genau lässt sich diese Summe nicht festlegen, denn die Zuschüsse erfolgen auch nach den Ergebnissen, die in ein entsprechendes Preisgeld münden. Es müssen auch Kupplungen, Drosselklappen, Airbox-Kits, ECU und so weiter extra bezahlt werden.

«Ein Moto2-Team mit zwei Fahrern ist schwer zu finanzieren, wenn ein Fahrer nur einen ‚commercial entry’ bekommt», hielt Intact-Teambesitzer Stefan Keckeisen vor einem Jahr fest, als er sein Team auf zwei Fahrer aufstockte – und dank seines guten Rufs einen zweiten Platz mit allen finanziellem Zuschüssen erhielt.

Momentan ist zu hören, Kiefer Racing komme mit dem Etat für 2017 so halbwegs über die Runden. Aber es wird überall nach zusätzlichen Geldgebern gesucht. Die Dorna soll Zuschüsse für Danny Kent lockermachen, Suter Racing sucht Investoren für das Team und Partner wie Panolin in der Schweiz.

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