Kiefer Racing Team: Wird jetzt Plan B wirksam?

Von Günther Wiesinger
Das Kiefer Racing-Team in Valencia

Das Kiefer Racing-Team in Valencia

Der ominöse neue Kiefer-Racing-Teambesitzer David Pickworth ist nicht beim Valencia-GP erschienen. Sein Fernbleiben führte zu Sorgenfalten bei Jochen Kiefer, Cortese und Aegerter.

Eigentlich hätte der neue Kiefer-Racing-Besitzer David Pickworth am Freitag nach Valencia kommen sollen, um den Deal endgültig zu besiegeln und erstmals öffentlich in Erscheinung zu treten.

Als Pickworth auch Samstagfrüh noch nicht vor Ort war und auch später nicht erschien, wuchs die Besorgnis, nicht nur bei Teambesitzer Jochen Kiefer sowie bei der Dorna und IRTA, sondern bei der gesamten Kiefer-Crew und den bisher vertragslosen Moto2-Piloten Aegerter und Cortese.

Denn sie haben nichts in der Hand. Bisher existiert nur eine Absichtserklärung, ein Vorvertrag, den Stefan Kiefer vier Stunden vor seinem Tod in Malaysia unterschrieben hat.

In dieser Vereinbarung wird der Kauf der beiden Moto2-Teamplätze besiegelt, Pickworth will auch den Briefkopf und die Historie und damit den Teamnamen Kiefer Racing kaufen. Der vereinbarte Betrag liegt jetzt auf einem Treuhandkonto in den Niederlanden.

Pickworth teilte am Samstag mit, er sei wegen geschäftlicher Termine unabkömmlich, außerdem müssten noch Details mit einer Schweizer Firma geklärt werden, die als Teameigentümer auftreten soll. Dazu habe er Termine in Deutschland wahrnehmen müssen.

Pickworth ist ein ehemaliger Superbike-Fahrer, er trat 1988 auch in der WM auf (bestes Ergebnis: Platz 21, drei Runden Rückstand). Er agierte dann Fahrer-Manager und kümmerte sich zum Beispiel um Chris Walker.

Pickworth war laut Twitter-Profil Investment-Banker und Forex-Trader und lebt in Wien. Er ist auch schon bei KTM Factory Racing in Munderfing wegen des geplanten Moto2-Teams vorstellig geworden. Sandro Cortese hat ihn beim Spielberg-GP 2017 kennengelernt und dann den Deal mit Kiefer eingefädelt.

Als Pickworth nicht in Valencia erschien, waren bei Sandro Cortese deutliche Sorgenfalten zu sehen. Er hat in den letzten Monaten schon bei Forward und CGBM-Team Enttäuschungen erlebt, Kiefer Racing war und ist seine letzte Rettung, wenn er in der Moto2-WM bleiben will. Auch Domi Aegerter hat für 2018 voll auf Kiefer gesetzt.

Deshalb sind jetzt alle Beteiligten gespannt, wie es mit Kiefer Racing weitergeht. «Ich habe einen Plan B und einen Plan C», beteuerte Teambesitzer Jochen Kiefer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. IRTA und Dorna unterstützen Kiefer bei den Plänen für 2018 nach Leibeskräften.

Jochen Kiefer will sich einen neuen Teammanager mit geschäftlicher Erfahrung und GP-Kenntnissen an die Seite holen, falls der Deal mit Pickworth scheitert und dann alle Beziehungen aus den letzten 15 GP-Jahren nützen, um das 2,2 Mio-Euro-Budget zustande zu bringen. «Bisher haben wir für 2018 nur Motorex als Sponsor fix», liess Jochen Kiefer durchblicken,

Welchen Betrag Pickworth an Kiefer bezahlen sollte, ist natürlich Betriebsgeheimnis. Wobei üblicherweise die Plätze gar nicht verkauft werden dürfen, sondern an die IRTA und Dorna zurückgehen, wenn ein Team den Rückzug erklärt. Aber Daniel M. Epp hat seinen Lüthi-Platz samt Sponsor Interwetten nach der Saison 2014 auch an CGBM übergeben.

Im Deal mit Pickworth sei eine dreijährige Jobgarantie für Stefan und Jochen enthalten, ist zu hören. Der Kaufbetrag sei auf ein Treuhandkonto in den Niederlanden eingezahlt worden und dort vorläufig blockiert. Als Investor für das Moto2-Team soll eine Bank aus Russland im Spiel sein.

Dem Kiefer-Team läuft die Zeit davon. Die Mechanikercrew muss demnächst Bescheid bekommen, ob und wie es weitergeht. Es muss Material (KTM oder Suter?) bestellt werden, Pickworth will neue Trucks und eine neue Hospitality besorgen. Es muss ein neues Teamquartier und ein neuer Workshop installiert werden. In spätestens zweieinhalb Monaten stehen die ersten 2018-Tests auf dem Programm.

Jetzt reist die Kiefer-Mannschaft zuerst einmal zurück nach Deutschland. Denn am Mittwoch um 11 Uhr wird der am 27. Oktober im Alter von 51 Jahren an einem Herzinfarkt verstorbene Stefan Kiefer in Wilthen (Sachsen) beerdigt.

Und in den Tagen danach wird sich heraustellen, ob Jochen Kiefer den Plan B in Angriff nehmen muss.

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