Max Biaggi: «Ich habe nur gute Erinnerungen an Waldi»

Von Günther Wiesinger
Phillip Island 1997: Ralf Waldmann (links) nach seinem Sieg mit dem neuen Weltmeister Max Biaggi

Phillip Island 1997: Ralf Waldmann (links) nach seinem Sieg mit dem neuen Weltmeister Max Biaggi

Max Biaggi schnappte Ralf Waldmann 1996 und 1997 zwei 250-ccm-WM-Titel weg. Der Römer offenbart viel Respekt für den deutschen GP-Sieger.

Max Biaggi wirkt niedergeschlagen, als er sich heute am Abend am Telefon bei SPEEDWEEK.com meldet.

«Ich habe innerhalb von zwei Tagen zwei ganz liebe Menschen verloren. Am Sonntag Ralf Waldmann und heute Aprilia-Firmenchef Ivano Beggio, der wie ein zweiter Vater für mich war. Mit ihnen ist ein Teil von mir gestorben», seufzte der 46-jährige Römer mit brüchiger Stimme.

«Grande Max» hat nur die besten Erinnerungen an seinen deutschen 250-ccm-WM-Rivalen, gegen den er 1996 und 1997 seinen dritten und vierten Titel hintereinander erkämpfte.

«Wir haben viele Fights gegeneinander ausgetragen. Aber besonders spannend waren die WM-Finale 1996 in Eastern Creek und in Phillip Island 1997. Bei beiden Gelegenheiten wurde der Titel erst im letzten Rennen entschieden», erinnert sich Max. «Das war hart. Wenn du dich die ganze Saison über bekriegst und dann der Titel einmal wegen sechs und einmal wegen zwei Punkten entschieden wird, ist das erbarmungslos. Ich werde Ralf immer als Gentleman in Erinnerung behalten. Das ist das Erste, was mir im Zusammenhang mit ihm in den Sinn kommt. Als ich 1996 das Finale in Eastern Creek knapp vor Waldi gewonnen habe, hat er mich überrascht. Viele Journalisten sagten damals, ich hätte das Rennen und den Titel gewonnen, weil meine Werks-Aprilia der Honda überlegen gewesen sei. Als wir aufs Podest stiegen, nahm sich Ralf das Mikrofon und sagte: ‚Max hat das Rennen und den Titel gewonnen, weil er besser war als ich. Er ist unglaublich gut gefahren. Es lag nicht am Motorrad.' Wow! Erinnerst du dich? Das hat mich sehr erstaunt, niemand hat das von ihm verlangt oder erwartet.»

«Als ich Ralf letztes Jahr beim Misano-GP getroffen habe, haben wir so viel Spaß miteinander gehabt. Wir haben gemeinsam Interviews gegeben und alte Storys aufgewärmt. Das war so ein nettes Erlebnis. Deshalb bin ich so tief betroffen. Als ich die Nachricht von Waldis Tod gehört habe, wollte ich es gar nicht wahrhaben», versichert der Italiener.

Max Biaggi weiß, dass bei Ralf Waldmann das Konditionstraining nie an erster Stelle stand und er viel mit seinem riesigen natürlichen Fahrtalent wettmachte. Biaggi: «Ja, aber damals gab es nur wenige Fahrer, die wirklich ernsthaft an ihrer Fitness gearbeitet haben. Doohan, Crivillé, Puig, ich, am Schluss sogar Cadalora, aber das Rennfahren war damals körperlich nicht so anspruchsvoll wie heute. Trotzdem: Wenn man körperlich fit war, hat man sein Talent dadurch bereichert. Ralf war ein gnadenloser Fighter. Aber abseits der Piste war er ganz anders. Sehr unterhaltsam, immer gut gelaunt, nett, kollegial. Neben der Rennstrecke haben wir ein freundschaftliches Verhältnis gehabt. Wir haben uns gegenseitig respektiert. Wir haben die Rivalität nie außerhalb der Piste fortgeführt.»

Max Biaggi verheimlicht nicht, dass er bei gewissen Verhältnissen gegen Waldmann chancenlos war. «Im Regen war er sooo schnell», lacht er. «Ich erinnere mich noch, wie er 2000 im Regen von Donington in unnachahmlicher Manier gewonnen hat, indem er Olivier Jacque in der letzten Runde in der Zielkurve auf Platz 2 verdrängte. Unglaublich. Ich erinnere mich sehr gut.»

Auch Max fiel auf, dass Waldi nach Beendigung seiner GP-Karriere ein paar magere Jahre erlebte, als Lkw-Fahrer und Mechaniker in der 125er- oder Moto3-WM für zweitklassige Fahrer oder in der Superstock-1000-Klasse bei alpha-Technik-BMW für Reiterberger.

«Ich habe mich nicht wohl gefühlt, wenn ich Ralf als Mechaniker an einem Superstock-Motorrad schrauben gesehen habe», gesteht Max Biaggi, der 29 Viertelliter-GP-Siege gefeiert und in der Königsklasse 13 Mal gewonnen hat – und dazu sechs WM-Titel. «Ich dachte, da stimmt etwas nicht.»

«Waldmann war so ein ehrlicher Kerl. Ich möchte unbedingt zu seinem Begräbnis kommen», versicherte Biaggi, der in diesem Jahr zu 13 Grand Prix kommen wird (auch nach Katar) und der mit KTM ein Moto3-Junior-Team betreibt. «Ralf hat seine größten Erfolge in der Ära geholt, als die zwei kleinen Klassen von Aprilia dominiert wurden. Ralf und Ivano Beggio waren zwei bedeutende Menschen in meinem Leben. Jetzt leben sie nicht mehr. Deshalb bin ich niedergeschlagen. Ich habe zwei sehr emotionale Tage hinter mir.»

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