Fabio Quartararo: «Speed-up meine beste Option»

Von Sharleena Wirsing
Fabio Quartararo

Fabio Quartararo

Im ausführlichen Interview mit SPEEDWEEK.com sprach Barcelona-Sieger Fabio Quartararo über die Höhen und Tiefen seiner GP-Karriere, die bereits im Alter von 15 Jahren mit großen Erwartungen begann.

Fabio Quartararo gewann 2013 die FIM CEV Moto3-Meisterschaft, die mittlerweile zur Junioren-WM erhoben wurde. Im Jahr darauf verteidigte er seinen Titel erfolgreich. 2015 stieg der Franzose mit großem Erwartungsdruck in die Moto3-WM auf. Die MotoGP-Bosse schufen sogar eine Ausnahmeregelung für den Sieger der CEV Moto3 beim Mindestalter, damit Quartararo mit nur 15 Jahren schon am ersten Grand Prix in Katar teilnehmen konnte.

In seiner ersten WM-Saison erlebte der Franzose Höhen und Tiefen. Bereits bei seinem zweiten Grand Prix Austin stand er als Zweiter auf dem Podest, in Assen folgte ein weiterer Podestplatz, doch Quartararo zog sich in Misano einen Bruch im rechten Knöchel zu und blieb bis zum Ende der Saison punktelos. Trotzdem landete er auf dem zehnten WM-Rang. Nach der Trennung von Emilio Alzamoras Team und dem Wechsel zu Leopard erlebte Quartararo weitere Rückschläge. Statt in seiner zweiten WM-Saison um den Titel zu kämpfen, waren das Highlight des Jahres zwei vierte Plätze in Österreich und Malaysia. Quartararo erreichte nur den WM-Rang 13.

2017 folgte der Aufstieg in die Moto2-Klasse. Quartararo trat für das Team Paginas Amarillas HP40 von Sito Pons an. Trotz solider Resultate und WM-Rang 13 wechselte Quartararo für 2018 in das Speed-up-Team von Luca Boscoscuro. Beim Barcelona-GP dominierte Quartararo das Moto2-Rennen von der Pole-Position aus und feierte seinen ersten GP-Sieg. Es war der erste Sieg für Speed-up, seit Sam Lowes beim Austin-GP 2015 gewann. In Assen zeigte er erneut ein starkes Rennen und landete auf Platz 2.

Fabio, was hat sich verändert, dass du nun einen Sieg für Speed-up feiern konntest?

Die größte Veränderung machte ich aus. Seit dem ersten Europarennen in Jerez haben wir meinen Fahrstil und auch unsere Arbeitsweise umgestellt. Dieser neue Ansatz funktioniert. So müssen wir weitermachen. Ich fuhr noch immer zu sehr wie mit einer Moto3-Maschine. Das habe ich nun gänzlich verändert, nun entspricht mein Stil mehr der Moto2-Klasse. Das macht den Unterschied. An der Speed-up haben wir nur Kleinigkeiten verändert. Nicht viel. Meine Fahrweise hat sich einfach stark verändert. Es ist sehr schön, zurück an der Spitze zu sein.

Diese Umstellung deines Fahrstils beinhaltet weniger Kurvenspeed, aber dafür bessere Beschleunigung?

Ja, ich fahre nun weniger Kurvenspeed und kann so die Maschine schneller aufstellen und früher mehr Gas geben. Mit einer Moto2-Maschine brauchst du eine starke Beschleunigung und guten Speed auf den Geraden. Vielleicht fuhr ich bei den ersten Rennen mehr Kurvenspeed als die Gegner, aber ich verlor am Kurvenausgang zu viel Boden.

Wann wurde dir bewusst, dass dies der Schlüssel zu mehr Speed in der Moto2-Klasse ist?

Schon im letzten Jahr versuchte ich, meinen Fahrstil auf diese Weise umzustellen, aber mir gelang das dann nur fünf Runden. Danach fiel ich in meinen natürlichen Fahrstil zurück. Nun erlebte ich zwar vielleicht ein paar schlechte Rennen, aber ich konnte meine Fahrweise völlig umstellen. Nun werde ich immer besser. In Barcelona folgte dann der Sieg. Diese Strecke mag ich sehr. Es war das erste Rennen, bei dem der Moto2-Stil meine natürliche Fahrweise war. Das war sehr gut.

Wie sehen deine weiteren Ziele in dieser Saison aus?

Wir können nicht immer siegen, denn die Moto2-Klasse ist hart umkämpft. Alles liegt sehr eng zusammen. Darum arbeiten wir nun daran, es konstant unter die Top-5 zu schaffen. Vielleicht stehen uns auch noch schlechte Wochenenden mit großen Problemen bevor, aber an den guten Wochenenden müssen die Top-5 unser Ziel sein. Dann werden wir sehen, was im nächsten Jahr möglich ist, denn dann wird in dieser Kategorie technisch alles neu sein.

Auch Danny Kent ist nun schneller, wurde die Speed-up verbessert?

Für mich hat sich nichts verändert. In Le Mans gelang uns ein Fortschritt, aber seitdem war mein Fahrstil die größte Veränderung. Danny ist ein schneller Fahrer. Vielleicht hat er auch mal schlechte Wochenenden, doch wenn es gut für ihn läuft, ist er richtig schnell. Wir haben ein gutes Bike, aber für uns ist es etwas schwieriger, ein gutes Set-up zu finden. Denn die Kalex-Jungs können sich mit zehn oder 15 Fahrern vergleichen, während wir auf uns gestellt sind.

Wie geht es für dich 2019 weiter? Mit Speed-up?

Ja, ich werde bei Speed-up bleiben. Das ist meine beste Option. Wir haben einen Vertrag, ich bleibe für 2019. Wenn wir so gut weiterarbeiten ergibt sich vielleicht für 2020 eine Chance in der MotoGP-Klasse für mich. Doch im Moment konzentriere ich mich auf die Moto2-Klasse, um mir für 2020 gute Möglichkeiten zu eröffnen.

Du bist mit nur 15 Jahren in die Weltmeisterschaft aufgestiegen. Wie hat dich das menschlich geprägt?

Die Leute denken, dass ich schon älter bin, weil es bereits meine vierte WM-Saison ist, aber ich bin erst 19 Jahre alt. Früher sagten alle, dass nur Marc Márquez besser ist als ich, nun ist er der König der MotoGP-Klasse. Das ist seltsam. In der Vergangenheit stand ich unter großem Druck, aber nun ist Johann [Zarco] in der MotoGP-Klasse stark, nun lastet der ganze Druck aus Frankreich auf ihm. Das ist gut für mich.

Deine erste Moto3-Saison war bis zu deiner Verletzung stark. Das zweite Jahr bei Leopard verlief enttäuschend. Waren der Druck und die Erwartungen zu groß?

Nein, es war nicht der Druck. Als ich in meinem zweiten WM-Jahr zu Leopard kam, musste ich von Honda zu KTM wechseln. Das war nicht so gut für mich, denn ich fuhr meine gesamte Moto3-Zeit, auch in der Spanischen Meisterschaft, auf Honda. Die KTM war sicher ein gutes Bike, denn auf manchen Strecken funktionierte sie hervorragend. Auf anderen aber nicht. Der Grund dafür war, dass dieses Bike neu für das Team war. Als Joan Mir 2017 für Leopard Weltmeister wurde, gewann er auf der Honda sehr viele Rennen. Mir gab das Team aber ab der Saisonmitte nicht mehr die Chance, mich zu verbessern, weil sie wussten, dass ich das Team verlassen werde. Wenn das Team nicht mit dir arbeiten will, dann leidest du darunter. Ich pushte immer zu hundert Prozent, aber wenn das Team nicht hinter dir steht, dann grübelst du zu viel. So fühlte sich das für mich an. Darum waren meine Leistungen nicht konstant.

Wo siehst du dich in fünf Jahren?

Puh. Ich hoffe, dass ich dann an der Spitze der MotoGP-Klasse um Titel kämpfe. Aber in fünf Jahren kann viel passieren, ich denke lieber von Rennen zu Rennen.

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