Luca Boscoscuro (Speed-up): «Disqualifikation falsch»

Von Günther Wiesinger
Luca Boscoscuro (ganz links) mit Quartararo nach dem Sieg in Barcelona 2018

Luca Boscoscuro (ganz links) mit Quartararo nach dem Sieg in Barcelona 2018

Beim Japan-GP wurde dem Speed-up-Team von Luca Boscoscuro der Sieg von Fabio Quartararo aberkannt. Der Teambesitzer spricht von einem Graubereich und überlegt eine Beschwerde beim Sportschiedsgericht CAS in Lausanne.

Luca Boscoscuro, ehemaliger 250-ccm-Europameister, Besitzer des Speed-up-Teams und der gleichnamigen Motorradfirma, die die Bikes für Fabio Quartararo herstellt, führte am Wochenende in Phillip Island heftige Diskussionen, nachdem seinem Schützling Fabio Quartararo der Moto2-Sieg in Motegi aberkannt worden war. Der Grund: Nicht genug Luftdruck im Hinterreifen. Dunlop schreibt mindestens 1,4 bar vor.

Beim Besuch des SPEEDWEEK.com-Reporters in der Speed-up-Box in Phillip Island kramt «Boscos» sofort sein Smartphone aus der Tasche. Darauf zeigt er alle technischen Beschreibungen des 2d-Sensors, der den Luftdruck aufzeichnet.

«Für mich ist seltsam, dass der 2d-Sensor von der GP-Organisation zur Verfügung gestellt wird. Und da ist von einer Toleranz die Rede. Das Limit ist mit 1,4 bar vorschreiben, aber mit der Toleranz kann man auf 1,35.8 bar runtergehen», ist Boscoscuro überzeugt. «Und wir waren innerhalb dieser Toleranz. Die Dokumente von 2d belegen das ganz deutlich. Diese Toleranz wurde vom GP-Veranstalter akzeptiert, und anscheinend bewegen wir uns hier in einem Graubereich.

Warum hat das Speed-up-Team keinen Protest eingelegt innerhalb der 30-Minuten-Frist? «Ich war persönlich nicht in Japan. Aber daran lag es nicht», beteuert der Teamchef. «Aber zuerst wurde uns mitgeteilt, es gäbe keine Toleranz. Als wir das 2d-Dokument angeschaut und gelesen und verstanden hatten, waren die 30 Minuten verstrichen. Das Motorrad ist ja mit Verspätung in die Box gekommen, dann mussten wir die Daten auswerten. Da verging viel kostbare Zeit. Ich habe dann am Sonntag gleich meinen Rechtsanwalt angerufen und ihn gefragt, was wir jetzt tun können.»

Luca Boscoscuro überlegt jetzt, ob er wie Yamaha in der Supersport-WM im Fall Lucas Mahias das Internationale Sportgericht CAS in Lausanne mit dem Fall befassen soll.

«Ich weiß nicht, ob wir Druck im Reifen verloren haben. Auf jeden Fall waren wir nach dem Rennen innerhalb der erlaubten Toleranz», betont Boscoscuro. Er ärgert sich auch über die knappe 30-Minuten-Frist. «Als das Bike in unsere Box kam, waren wir bereits disqualifiziert.»

Boscoscuro ist sich bewusst, dass 0,2 bar weniger Reifendruck keine Auswirkung auf die Performance hat. «Und wir wissen nicht, warum nach dem Ende des Rennens weniger Luft im Reifen war als vorher. Das ist nicht normal. An der Temperatur kann es nicht gelegen haben. Aber wie gesagt: Wir sind mathematisch innerhalb der erlaubten Toleranz geblieben.»

Welcher Reifendruck wurde nach dem Rennen gemessen? «1,36 bar wurden gemessen», räumt Boscoscuro ein. «Wir haben ein Gentlemen’s Agreement. Und wir haben unsere Überzeugung, in diesem Fall keinen Fehler gemacht zu haben. Aus irgendeinem Grund haben wir Luft aus dem Hinterreifen verloren.»

Es gab in der Moto2-WM schon 2017 zwei Disqualifikationen: Mattia Pasini und Italtrans verloren in Catalunya den Podestplatz wegen unerlaubter Ölzusätze, Aegerter und Kiefer Racing verloren aus demselben Grund den Misano-Sieg an Tom Lüthi.

«Ich weiß, dass sich Boscoscuro auf die Toleranz des Herstellers beruft» , sagt Danny Aldridge, MotoGP Technical Director. «Aber wir haben den Sensor mit einem kalibrierten Messgerät von Dunlop überprüft. Und auch bei dieser Messung lag der Luftdruck außerhalb der Toleranzgrenze. Im Grunde versucht das Team, die Toleranz maximal auszudehnen. Aber der Sensor ist überprüft worden, und der Luftdruck war einfach zu niedrig.»

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