Neue Moto2-KTM: Die falsche Richtung eingeschlagen

Von Günther Wiesinger
Beim jüngsten Moto2-Test in Jerez mit den neuen Triumph-Triple-Motoren kamen die KTM-Teams gehörig unter die Räder. Jetzt wird die Bike-Balance wieder zurückgebaut.

Das Red Bull KTM-Ajo-Werksteam vollendete die Moto2-Saison 2018 mit Miguel Oliveira und Brad Binder auf den Rängen 2 und 3, beide Piloten gewannen drei Grand Prix. Doch bei den jüngsten Testfahrten mit den neuen 765-ccm-Dreizylinder-Triumph-Einheitsmotoren kam der beste KTM-Pilot auf Rang 13. Pit Beirer, Motorsport-Direktor von KTM, sucht nicht nach Ausreden.

Jetzt wird in Munderfing bei KTM Factory Racing gegrübelt und getüftelt. Denn 2019 will KTM im dritten Jahr unbedingt die Moto2-WM gewinnen – nach sechs Jahren hintereinander, in denen Kalex die Fahrer- und Marken-WM dominiert hat.

Pit, der Jerez-Test mit den neuen Dreizylinder-Motoren war ein Weckruf für KTM. Seid ihr den Ursachen bereits auf der Spur?

Wir haben da schon ein eindeutiges Problem lokalisiert. Dort war es bei weitem nicht so wie nachher beim MotoGP-Test, wo wir die Zeitenmonitore am liebsten abbauen wollten.

In der Moto2 wollten wir schon eine Standortbestimmung und haben sie auch bekommen…

Wir sind dann heimgefahren und haben seither ganz massiv in das Motorrad eingegriffen. Wir warten jetzt schon sehnsüchtig auf den nächsten Test. Aber wir dürfen erst im Februar wieder fahren.

Muss beim Motorrad beim Chassis oder bei der Suspension eingegriffen werden? Oder bei beidem?

Ja, denn bei den Einheitsmotoren ist es ja schwierig… (Er lacht).

Ich denke, wir sind bei der Motorradbalance in die falsche Richtung gegangen. Das war eindeutig bei allen Fahrern gleich.

Ende September in Aragón sind ja Oliveira und Binder mit dem letzten Stand des 2019-Bikes mit den Dreizylinder-Motoren hervorragende Zeiten gefahren. Wir wollten dann für den letzten Test Ende November in Jerez noch einen Schritt weitergehen. Und das war einfach die falsche Richtung. Deshalb müssen wir jetzt ganz rasch reagieren.

Wir werden beim nächsten Moto2-Test nicht so rausfahren wie in Jerez. Das ist sicher.

Jetzt gilt bis 31. Januar ein Testverbot. Aber wir müssen nicht bis zum nächsten IRTA-Test am 20. Februar warten; wir werden Anfang Februar mit unseren Rennfahrern testen gehen. Wir haben zwar relativ starke Beschränkungen bei der Anzahl der privaten Testtage, jeder  Moto2-WM-Fahrer darf sieben private Testtage wählen. Aber wir haben ja fünf Teams mit neun Moto2-Piloten. Mit so vielen verschiedenen GP-Fahrern kommen wir auf genügend Testtage.

Mattia Pasini ist arbeitslos. Wäre er als GP-Sieger nicht ein brauchbarer Testfahrer?

Wir haben ja als KTM-Werk keine privaten Testtage mehr. Das wurde gewaltig eingeschränkt.

Pasini wäre sicher eine Verstärkung für so manches Kundenteam von KTM. Da sehe ich Fahrer wie Dixon, Cardelús und Joe Roberts, die nicht in seiner Liga spielen.

Ja, aber es ist nicht so einfach, wie es von außen ausschaut. Wir können nicht bestimmen, welche Fahrer in den Kundenteams auf den Maschinen sitzt. Nur beim Red Bull-Tech3-Team besprechen wir das gemeinsam mit Hervé Poncharal.

Auch bei Aki Ajo haben wir direkten Einfluss darauf, welche Fahrer bei ihm engagiert werden. Wir haben uns da sehr früh für Brad Binder und Jorge Martin entschieden. Alle anderen Fahrerentscheidungen liegen bei den Teamchefs.

Natürlich können wir ein Team speziell unterstützen, wenn es den Pasini nimmt. Aber zum jetzigen Zeitpunkt sind die Fahrer ausgewählt. Und du kannst als Hersteller nicht zu einem Team sagen: «Schmeißt einen Fahrer raus, nehmt den Pasini.»

Wir müssen mal abwarten, ob nicht automatisch etwas passiert.

Kombinierte Jerez-Moto2-Zeiten vom 23., 24. und 25. November

1. Marini, Kalex, 1:41,524 min
2. Lowes, Kalex, + 0,268 sec
3. Alex Márquez, Kalex, + 0,377
4. Gardner, Kalex, + 0,467
5. Baldassarri, Kalex, + 0,511
6. Navarro, Speed-up, + 0,672
7. Schrötter, Kalex, + 0,717
8. Fernandez, Kalex, + 0,740
9. Nagashima, Kalex, + 0,758
10. Vierge, Kalex, + 0,781
11. Bulega, Kalex, + 0,787
12. Lüthi, Kalex, + 0,873
13. Binder, KTM, + 0,941
14. Manzi, MV Agusta, + 1,219
15.
Corsi, Kalex, + 1,258
16. Di Giannantonio, Speed-up, + 1,288
17. Bastianini, Kalex, + 1,351
18. Odendaal, NTS, + 1,356
19. Locatelli, Kalex, + 1,364
20. Tulovic, KTM, + 1,392
21. Pawi, Kalex, + 1,488
22. Aegerter, MV Agusta, + 1,599
23. Martin, KTM, + 1,837
24. Pratama, Kalex, + 1,981
25. Bezzecchi, KTM, + 2,128
26. Lecuona, KTM, + 2,129
27. Chantra, Kalex, + 2,376
28. Dixon, KTM, + 2,624
29. Öttl, KTM, + 2,683
30.
Bendsneyder, NTS, + 3,040
31. Cardelus, KTM, + 3,279

Siehe auch

Kommentare

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Nachbehandlung mit dem Doktor: Saudi-Arabien

Dr. Helmut Marko
Exklusiv auf SPEEDWEEK.com: Dr. Helmut Marko, Motorsport-Berater von Red Bull, analysiert den jüngsten Grand Prix. Diesmal: Jeddah, Ferraris Problem mit Ollie Bearman und die Form der Racing Bulls.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Di.. 19.03., 07:20, Motorvision TV
    On Tour
  • Di.. 19.03., 07:50, Motorvision TV
    Superbike: Australian Championship
  • Di.. 19.03., 09:10, Motorvision TV
    Nordschleife
  • Di.. 19.03., 10:00, Hamburg 1
    car port
  • Di.. 19.03., 11:30, Motorvision TV
    Classic
  • Di.. 19.03., 14:20, Motorvision TV
    Top Speed Classic
  • Di.. 19.03., 14:50, Motorvision TV
    Extreme E: Electric Odyssey
  • Di.. 19.03., 16:05, Motorvision TV
    Motorradsport: FIM Superenduro World Championship
  • Di.. 19.03., 16:15, Hamburg 1
    car port
  • Di.. 19.03., 16:35, Motorvision TV
    Australian Motocross Championship
» zum TV-Programm
10