Marco Bezzecchi: «Keiner 1 Euro auf mich gesetzt»

Von Nora Lantschner
Marco Bezzecchi

Marco Bezzecchi

Marco Bezzecchi kann von sich behaupten, es vom Lückenfüller zum Rennfahrer geschafft zu haben: 2018 holte er seine ersten Moto3-Siege, 2019 stellt er sich mit Tech3-KTM der Herausforderung Moto2.

«Wenn ich zurückdenke, wo ich vor einem Jahr war, und mir meinen Aufstieg anschaue, wird mir schwindlig», gab Marco Bezzecchi im Interview mit «Motosprint» zu. «Vor einem Jahr hätte keiner einen Euro auf mich gesetzt. Ich glaube, ich habe einen guten Job gemacht. Ich freue mich über die Ergebnisse und die Emotionen, die ich denen schenken konnte, die mich begleiten, vor allem meinem Vater.»

Seinem Vater hilft der Italiener auch weiterhin in dessen Werkstatt in Rimini aus – und dem Moto3-WM-Dritten gefällt es, als «schnellster Mechaniker der Welt» bezeichnet zu werden: «Auch wenn es eigentlich der schnellste 'Lückenfüller' der Welt heißen müsste: Jetzt bin ich in der Werkstatt öfter als Mechaniker im Einsatz, aber am Anfang war ich im Lager, bei den Lieferungen oder auch für die Fotokopien zuständig – wo Not am Mann war. Ich mache es, weil es richtig ist: Mein Vater hat viel auf sich genommen und macht es immer noch. An der Strecke ist er sehr zurückhaltend – was gut ist, weil es vielleicht auch Eltern gibt, die sich dort einmischen, wo sie nichts sagen sollten. Hier in der Werkstatt hat er das Kommando – er hat die Verantwortung und die Scherereien. Das Wochenende über sollte er sich ausruhen, stattdessen reist er mit mir um die Welt, seine Unterstützung ist großartig.»

Mit drei Moto3-Siegen und sieben weiteren Podestplätzen schaffte der 20-Jährige 2018 den Durchbruch – auch wenn es am Ende nicht für den WM-Titel reichte und der PrüstelGP-KTM-Pilot beim Finale in Valencia den zweiten Gesamtrang an seinen Landsmann Fabio di Giannantonio verlor.

Bezzecchi kann nun von sich behaupten, dass er seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat: «Ja, das stimmt, aber nicht ganz. Von einem Moment auf den anderen kann man von dieser Erfolgswelle, auf der ich zu sein glaube, ganz schnell wieder herunterfallen. Jetzt erlebe ich die ganzen Interviews und die Feier mit dem Bürgermeister – aber dann laufen zwei Rennen schlecht und die Kritik ist da. Ich kann zwar sagen, dass ich von Beruf Rennfahrer bin, aber mit dem neuen Jahr startet alles bei Null und ich werde meinen Status bestätigen müssen. Das Ziel ist, auch in einem Jahr noch sagen zu können, dass ich ein Rennfahrer bin», gab er sich zurückhaltend.

2019 stellt er sich mit dem Red Bull KTM-Tech3-Team von Hervé Poncharal einer neuen Herausforderung in der Moto2-Klasse. Bei den ersten IRTA-Tests für die kommende Saison schaffte er es aber nur auf Rang 25: «Das hat mich angefressen, meinen Namen ganz unten auf der Zeitenliste zu sehen, nach einer Saison, in der ich konstant vorne war.»

Das Motorrad sei gut, aus drei Gründen aber schwierig zu fahren: der Motor, die Reifen und die Sitzposition. «Der Triumph-Motor ist unglaublich, nicht wegen des Top-Speeds, sondern wegen der Reaktion, wenn man an das Gas geht. Das Ride-by-wire-System ist sehr sensibel, das Drehmoment ist wirklich beeindruckend», schwärmte der Moto2-Rookie. «Die Reifen für die schnelle Runde sind ein großer Unterschied zur Moto3-Klasse: Sie halten vier, fünf Runden, das bedeutet mehr Zeit für eine Zeitattacke, man muss länger zu 100 Prozent da sein. Und was die Sitzposition angeht: Das Motorrad ist größer und reagiert sehr sensibel auf die Bewegungen des Körpers.»

«Mir fehlen einige Grad in der Schräglage, daran arbeite ich mit der [VR46 Riders] Academy in Misano und dann bei den Tests: Vor den IRTA-Tests sind wir Anfang Februar in Jerez. Da werde ich dann auch eine Idee davon bekommen, welche Ziele wir uns für 2019 vornehmen können. Es war sicher der richtige Moment, um in die Moto2-Klasse aufzusteigen, auch wenn ich noch einen Vertrag für die Moto3-WM hatte: Mit den Triumph-Motoren und der neuen Elektronik wird es ein Jahr Null für die Moto2-Klasse: Der Nachteil der Rookies ist geringer», fügte er hinzu.

Welche der erfahreneren Moto2-Fahrer sind die erste Referenz? «Luca Marini, Alex Márquez und Thomas Lüthi sind die ersten Fahrer, die mich beeindruckt haben», so Bezzecchi.

Kombinierte Zeiten Moto2-Test, Jerez, 23., 24. und 25. November

1. Marini, Kalex, 1:41,524 min
2. Lowes, Kalex, + 0,268 sec
3. Alex Márquez, Kalex, + 0,377
4. Gardner, Kalex, + 0,467
5. Baldassarri, Kalex, + 0,511
6. Navarro, Speed-up, + 0,672
7. Schrötter, Kalex, + 0,717
8. Fernandez, Kalex, + 0,740
9. Nagashima, Kalex, + 0,758
10. Vierge, Kalex, + 0,781
11. Bulega, Kalex, + 0,787
12. Lüthi, Kalex, + 0,873
13. Binder, KTM, + 0,941
14. Manzi, MV Agusta, + 1,219
15. Corsi, Kalex, + 1,258
16. Di Giannantonio, Speed-up, + 1,288
17. Bastianini, Kalex, + 1,351
18. Odendaal, NTS, + 1,356
19. Locatelli, Kalex, + 1,364
20. Tulovic, KTM, + 1,392
21. Pawi, Kalex, + 1,488
22. Aegerter, MV Agusta, + 1,599
23. Martin, KTM, + 1,837
24. Pratama, Kalex, + 1,981
25. Bezzecchi, KTM, + 2,128
26. Lecuona, KTM, + 2,129
27. Chantra, Kalex, + 2,376
28. Dixon, KTM, + 2,624
29. Öttl, KTM, + 2,683
30. Bendsneyder, NTS; + 3,040
31. Cardelus, KTM, + 3,279

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