Dominique Aegerter: «Man fängt an zu zweifeln»

Von Oliver Feldtweg
Domi Aegerter auf dem Red-Bull-Ring 2019

Domi Aegerter auf dem Red-Bull-Ring 2019

Zwölf Punkte in elf Rennen, die Moto2-Karriere von Dominqiue Aegerter ist bei MV Agusta in eine Sackgasse geraten. Er hat in 6 Jahren vier unterschiedliche Fabrikate gesteuert und räumt Fehler ein.

Dominique Aegerter war am Sonntagabend in der Schweizer TV-Sendung «Sportpanorma» auf SRF zu Gast. Der MV-Agusta-Pilot erzähltem er habe sich nach dem GP von Österreich mit Motocrossfahren, im Fitnesstudio und beim Joggen fit gehalten. Aber der 28-jährige Rohrbacher musste sich auch kritischen Fragen stellen, denn er wollte in der Moto2-WM unter die Top-5 fahren und hat jetzt nach elf Rennen nur 12 Punkte auf dem Konto.

«Klar, wir haben gewusst, das ist ein neues Projekt mit der MV Agusta, aber es sind natürlich bisher nicht so viele WM-Punkte. Wir haben uns gedacht, nach einigen Rennen könnten wir konstant in die Punkte fahren. Erst in die Top-15 und dann weiter in die Top-10. Aber bis jetzt sind wir nicht wirklich vorwärts gekommen.»

MV Agusta hat 274 GP-Siege errungen und in den besten Jahren einen Weltmeistertitel nach dem andern. Aber damals trat MV Agusta als Werksteam auf, jetzt ist das finanzschwache Forward-Team mit MV unterwegs. Woran hapert es?

Aegerter: «MV Agusta ist eine legendäre Marke, aber das ist auch schon fast 40 Jahre her. Jetzt in der Moto2 ist die Technik schon weit fortgeschritten. In eine neue Klasse einsteigen braucht sehr viel Zeit. Aber ich glaube, wir haben schon sehr viel erreicht, dass wir so schnell schon schnell sind. In so einer umkämpften Klasse ist es schwierig, wirklich ganz nach vorne kommen, aber wir sind wirklich dran. Schwierig ist, wir sind nur zwei Fahrer und sind jedes Wochenende auf einer neuen Strecke, wo man das Motorrad neu abstimmen und das Fahrwerk, die Geometrie und dazu neue Teile testen muss. Da ist es schwierig, die paar Zehntel zu finden, die es in der Moto2 braucht, um nach vorn zu kommen. Teilweise haben wir hinten etwas Probleme mit dem Grip oder vorne. Und es fehlt an Kurvenspeed.»

Das Wort Problem hat Domi Aegerter in den letzten Jahren immer treu begleitet, vor allem seit der Trennung vom Schweizer Moto2-Team, das von Olivier Métraux mit Firmen wie CarXpert, Technomag, Derendinger und GaragePlus unterstützt wurde. Bei Kiefer Racing 2017 und 2018 und jetzt bei Forward kam Aegerter auf keinen grünen Zweig. Er wechselte von Suter zu Kalex und von Kalex zu Suter, dann zu KTM, jetzt fährt er die MV Agusta, an den Ergebnissen änderte sich jedoch wenig. Die einst hoffnungsvolle Karriere von Dominique Aegerter, der 2014 auf den Sachsenring das Moto2-Rennen gewann, ist in eine Abwärtsspirale geraten.

«So kann es für Dominique Aegerter nicht weitergehen», erklärte SRF-Reporter Claude Jaggi in einem Filmbeitrag.

«Der Beitrag über die letzten fünf Jahre zeigt eine Vergangenheit, so kann es nicht weiter gehen. Ich möchte wieder um Top-Platzierungen kämpfen», räumte Aegerter ein. «Rückblickend gibt es immer Sachen, die man in der Vergangenheit anders machen hätte sollen. Aber zu diesem Zeitpunkt versuchte man, das beste Package für das nächste Jahr auszuwerten und zu schauen, dass man vorwärts kommt. Als dann Teamchef Stefan Kiefer verstorben ist, das sind Sachen, für die man nichts kann. Aber beim Sportlichen hätte ich vielleicht doch etwas anders machen sollen.»

Was zum Beispiel?

Aegerter: «Das ist schwierig zu sagen, manchmal probiert man auf ein anderes Chassis zu wechseln, weil man glaubt, man hätte ein besseres Gefühl. Vielleicht wäre es aber gescheiter gewesen, auf einem Kalex oder Suter-Chassis zu bleiben. Auf dem Suter-Chassis habe ich immer ein gutes Gefühl gehabt und auch meine besten Ergebnisse eingefahren.»

Gibt es Momente, wo ihr hadert?

«Ja, in letzter Zeit ist es sicher etwas schwieriger als früher», gibt der Berner zu. «Die Resultate sind früher immer wieder gekommen und ich konnte allen beweisen, dass ich noch fahren kann. Dieses Jahr in Suzuka konnte ich mir beim 8h-Rennen ein riesiges Selbstvertrauen zulegen, da ich mit einem konkurrenzfähigen Motorrad gute Resultate erzielen konnte. Aber wenn ich in dieser Moto2-Saison um Platz 20 kämpfe, ist es natürlich schwierig, sich zu motivieren. Man fängt an zu zweifeln. Man hört es vom Umfeld oder vom Team, es ist ein riesiger Druck da. Dann ist es nicht immer einfach, nicht an sich selber zu zweifeln.»

Was macht ihr dagegen?

Aegerter: «Zum Glück habe ich ein gutes Umfeld, das mich immer wieder motiviert. Das Team probiert immer wieder ein neues Motorrad hinzustellen. Wir probieren Sachen zu entwickeln das ich schneller fahren kann. Natürlich bin ich ein Kämpfer und gebe nicht so schnell auf. Ich probiere mich mental und sportlich auf das nächste Rennen vorzubereiten und denke immer noch, dass ich ein guter Motorradfahrer bin.»

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