Terrell Thien: «Riesengroße WM-Chance für Lüthi»

Von Sharleena Wirsing
Seit 2007 arbeitete Interwetten-Teammanager Terrell Thien eng mit Tom Lüthi zusammen. Doch 2015 gehen sie getrennte Wege, Thien gehört nun das Öttl-Team.

Terrell Thien war für das Team von Daniel Epp seit 2007 tätig. Die Mannschaft ging mit Tom Lüthi und 2007 sowie 2008 in der 125-ccm-Klasse mit Sandro Cortese an den Start. Von 2010 bis 2012 übernahm er das gesamte Team von Epp. Es entstand eine breite Vertrauensbasis zwischen Thien und Lüthi.

«Seit 2007 habe ich für Tom gearbeitet, 2010 habe ich das Team von Daniel Epp übernommen. 2012 nahm Daniel das Team wieder zurück. Trotzdem arbeiteten wir weiterhin zusammen. Meine Aufgaben hatten sich seit 2008 nicht verändert. Ich war für das Management des Teams zuständig und habe die Sponsoren betreut. 2015 habe ich mit Tom aber geschäftlich nichts mehr zu tun», erklärte Thien im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Seit 2013 betreute der Interwetten-Teammanager zusätzlich die Truppe von Philipp Öttl. Thien gehört die Firma TT Motion Events, die schon Niklas Ajo 2011 und 2012 in der kleinsten Klasse einsetzte. Nun ist Thien Besitzer des Öttl-Teams, das er von Daniel Epp übernahm.

Packt dich nun ein bisschen die Wehmut, da du 2015 nicht mehr mit Tom arbeiten wirst?

Ja, es tut mir schon leid, denn wir hatten wirklich gute Zeiten zusammen. Ich habe ihn nicht nur als Fahrer, sondern auch als Mensch kennengelernt. Seine Entwicklung konnte ich hautnah mitverfolgen. Er ist ein wirklich feiner Typ, von dieser Sorte trifft man im Fahrerlager wirklich nicht viele. Es dauert eine Zeit, bis man sein Vertrauen gewonnen hat, doch dann ist es echt. Für mich war es eine wunderbare, familiäre Atmosphäre im Team. Es war eine super Zeit, die ich nicht missen möchte, aber jetzt geht es weiter.

Wehmütig bin ich aber schon, weil wir die gesamte Moto2-Zeit zusammengearbeitet haben. Jetzt hat er mit dem richtigen Material und einem guten Team wirklich die Chance, die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Natürlich wäre das Team, das ihn über Jahre hinweg aufgebaut hat, gerne dabei. Zwei von uns sind mit ihm gegangen, der Rest würde sich trotzdem riesig für ihn freuen.

Tom ist 125-ccm-Weltmeister, aber in der Moto2-Klasse hat es bisher nicht zum Titelgewinn gereicht. Warum?

Moto2 ist einfach eine enge Geschichte. Sobald nur eine Kleinigkeit nicht stimmt, bist du schon nicht mehr unter den Top-10. Doch Tom ist der einzige Fahrer, der es seit 2010 geschafft hat, sich immer in den Top-6 zu bewegen. Viele stiegen auf oder ab, aber keiner war so lange konkurrenzfähig. Natürlich hatte er gute Tage und schlechte Tage, aber ich kann nicht genau sagen, warum es nicht geklappt hat.

Er war erst mit einer Moriwaki unterwegs, wechselte dann zu Suter und 2015 zu Kalex. Fuhr er zu lange Suter?

Manche sagen, dass er zu lange bei Suter war, andere sagen, dass Márquez auch auf Suter Weltmeister wurde. Wobei Márquez nach wie vor eine Sonderstellung hat. Er wäre wahrscheinlich auch auf Bimota Weltmeister geworden. [lacht] Letztendlich haben alle im Team alles dafür getan. Warum es nicht geklappt hat, weiß ich nicht.

Steigen seine Chancen mit der Kalex?

Ja, mit der Kalex steigen sie ganz sicher, denn es sind so viele Piloten auf Kalex unterwegs. Das heißt, es gibt über 20 Testfahrer. Mit diesen gesammelten Informationen kann das Motorrad nochmals verbessert werden. Zudem macht auf diese Weise der Fahrer noch einen größeren Unterschied. Wenn Kalex ein bisschen auf ihn eingeht, dann hat er wirklich eine riesengroße Chance auf dem Titel.

Wer sind für dich die weiteren Favoriten für den Moto2-Titel 2015?

Man muss natürlich kein Prophet sein, um Rabat und Kallio zu nennen. Jonas Folger ist für mich auf jeden Fall ein Top-5-Kandidat. Marcel Schrötter wird zumindest wieder ein Top-10-Pilot. Und ich glaube, dass Nakagami wieder auf die Erfolgsspur findet.

Worin liegen die Vor- und Nachteile bei der Kooperation der Teams Derendinger-Interwetten mit Tom Lüthi und Technomag-Interwetten mit Dominique Aegerter und Robin Mulhauser?

Es ist eine gute Mischung von fähigen Mechanikern unterschiedlicher Nationalitäten vorhanden. Das ist ein Vorteil. Ich finde nicht so gut daran, dass drei Schweizer Fahrer involviert sind. Über kurz oder lang wird sich dort eine Rivalität aufbauen – untereinander, im Team und bei den Fans. Es war auch vorher nicht so, dass Lüthi-Fans auch Aegerter-Fans waren und umgekehrt. Das ist ein Nachteil, doch im Großen und Ganzen wird es funktionieren, wenn jeder seinen Job macht.

Nachdem die Kooperation der Teams bekannt wurde, wirkte Tom abgeklärter als Dominique.

Ja, ich denke, das ist richtig. Tom ist nun mal etwas älter und bewegt sich schon länger in dieser Szene. Er weiß genau, wo er steht. Dominique weiß das noch nicht so exakt. Er ist ein junger, schneller Rennfahrer und ein netter Typ. Doch nun kommt auf einmal Konkurrenz aus dem eigenen Land. Einerseits kann Konkurrenz natürlich beleben, aber es kann auch stören und langsamer machen. Ich gehe aber davon aus, dass sich auch Dominique an die neue Situation gewöhnt.

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