Pit Beirer: Die Moto2-Pläne von KTM

Von Günther Wiesinger
KTM und WP Suspension präsentierten im Februar ihr Moto2-Projekt. Doch in der Weltmeisterschaft sind bis Ende 2018 die Honda-Einheitsmotoren vorgeschrieben. SPEEDWEEK.com sprach mit Pit Beirer.

Am ersten Februar-Wochenende präsentierten KTM und WP Suspension ihr Moto2-Projekt bei Testfahrten in Almeria, im Sattel sass der finnische Supersport-IDM-Zweite Tatu Lauslehto.

Bisher ist noch nicht ganz klar, welche Zwecke die Österreicher mit dieser Rennmaschine verfolgen, zumal die Honda-Einheitsmotoren in der Moto2-Klasse bis Ende 2018 festgeschrieben sind.

Und KTM hat ja nicht gerade das beste Einvernehmen mit der Honda Racing Corporation.

SPEEDWEEK.com hat sich mit Pit Beirer, Head of Motorsport bei KTM, über die Moto2-Pläne unterhalten.

Pit, welcher langfristige Plan steckt hinter eurem Moto2-Projekt? Wollt ihr für das Jahr 2019 einen technischen Vorschlag für die Moto2-Klasse machen? Wollt ihr die Einheitsmotoren bauen? Oder gar komplette Bikes? Was steckt da dahinter?

Der ganz grosse Ursprung dieser Idee ist bei uns das Thema mit dem Lückenschluss.

Wir bilden im Red Bull Rookies-Cup extrem viele junge Talente aus; dann gehen diese Talente wie in einem Trichter mit vielen Gesprächen und Verhandlungen in die Moto3-WM. Wir trachten natürlich danach, dass wir diese Talente in unseren KTM-Teams unterbringen. Im Red Bull-Ajo-Team können wir ja maximal einen Rookie unterbringen.

Ein Jahr danach sind diese vielversprechenden Fahrer womöglich weg – weil sie in die Moto2 aufsteigen.

Wenn wir irgendwann in Zukunft Fahrer für die MotoGP-WM brauchen, haben wir den Traum, dass wir irgendwann einen Fahrer, der bei uns im Rookies-Cup angefangen hat, lückenlos bei KTM in die MotoGP hoch zu befördern.

Das ist ein Weg, den wir eigentlich im Offroad schon seit Jahrzehnten beschreiten. Das ist etwas, was sich nicht über Nacht umsetzen lässt. Aber das ist unser mittelfristiger Plan und der wirkliche Grund, warum wir uns jetzt auch in der Moto2-Klasse engagieren, obwohl momentan zunächst ein Honda-Motor drinnen stecken wird.

Wir haben auf jeden Fall die Motivation, die Dorna zu überreden, das Motorenreglement zu ändern. Wir haben uns gesagt: Wir kennen auf der Marketingseite alle Vor- und Nachteile dieses Reglements. Aber für uns geht es darum, unsere Talente nicht aus der Hand geben zu müssen, wenn sie einmal in der Moto2-Klasse fahren.

KTM unterstützt gemeinsam mit Red Bull im Rookies-Cup den ganzen Nachwuchs im Fahrerlager, aber diese Unterstützung reisst nach der Moto3-WM schon sehr früh ab.

Wir haben ein faktisches Problem: Die Fahrer, die in der Moto3-WM sehr gut sind, müssen sofort weiter in die Moto2. Wenn du ein Siegfahrer bist, musst du die Möglichkeiten nützen und weiter in die nächste Kategorie gehen.

Momentan haben wir bei KTM folgende Situation: Die Schlechten wollen bleiben, die Guten wollen in die Moto2 aufsteigen. Die guten Moto3-Fahrer mussten wir in den letzten Jahren alle abgeben – von Vinales, Rins, Salom bis zu Miller und Oliveira. Mit 18 oder 19 Jahren, wenn die Grundausbildung gemacht und von uns bezahlt ist, wenn sie richtig vielversprechende Talente sind, verlieren wir den Zugang zu den Fahrern. Drei oder vier Jahre später müssen wir dann über irgendwelche Manager unsere eigenen Fahrer wieder anheuern. Das wollen wir künftig definitiv umgehen.

Wenn wir Vinales nach dem Moto3-Titelgewinn bei KTM ein Moto2-Motorrad anbieten hätten können und für später ein MotoGP-Motorrad, dann wäre er wohl als Weltmeister nicht weggegangen bei KTM.

Maverick hat mir ja 2013 sogar seine WM-Medaille geschenkt, weil er sich bei uns so extrem gut betreut gefühlt hat und es nicht glauben konnte, dass wir ihm ausserhalb des Ajo-Teams in einem Kundenteam ein Material geben, mit dem er gewinnen und Weltmeister werden kann.

Mit solchen jungen Burschen hast du in so einer Phase einen sehr engen Draht, wenn du sie auf die grosse Bühne bringst und ihnen mit deinem Moto3-Material eine Plattform bietest, auf der sie sich entfalten können.

Aber wenn diese Talente wie Vinales dann mal vier Jahre lang woanders gefahren sind, ist dieser Draht eigentlich abgerissen.

Wie sehen jetzt die Moto2-Pläne von KTM und WP aus? Soll Aki Ajo überredet werden, von Kalex auf KTM-WP umzusteigen in einem Moto2-Weltmeisterteam?

Ich würde jetzt noch nicht in Stein meisseln, dass wir jetzt 2017 wirklich schon Rennen fahren mit diesem Motorrad. Es wird so ausschauen, dass entweder WP oder KTM dieses Projekt selbstständig in die Moto2 führen wird – als Werksteam.

Aber man müsste doch der Welt und den anderen Teams 2017 einmal zeigen, dass dieses Bike auch konkurrenzfähig ist?

Ja, genau. Aber vorher müssen wir noch ein bisschen arbeiten. Das Level in der Moto2 ist durch die Kalex-Jungs mit Sicherheit sehr hoch. Es ist nicht so, dass du in einem stillen Kämmerchen ein Motorrad bauen und dann in der WM erfolgreich mitfahren kannst.
Daher ist es logisch: Den letzten Schritt kannst du nur auf der Rennstrecke machen. Das ist bei jedem Projekt so. Du kannst trainieren und testen, so viel du willst: Die Wahrheit kommt ans Tageslicht, wenn du mit der Konkurrenz am Start stehst.

Dieser Zeitpunkt wird kommen. Ich kann aber nicht versprechen, ob das schon in der nächsten Saison passieren wird.

Doch dieses Projekt ist unaufhaltbar. Es wird stattfinden. Wir haben uns aber viele Projekt ins Haus geholt und müssen mit unserer Manpower, unserer Zeit, mit unseren Ressourcen und Budgets haushalten.

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