GP-Fans bangen um das Leben von Luigi Taveri (88)

Von Günther Wiesinger
Luigi Taveri (links) neben den Weltmeister-Kollegen Agostini, Read und Braun

Luigi Taveri (links) neben den Weltmeister-Kollegen Agostini, Read und Braun

Der dreifache 125-ccm-Weltmeister Luigi Taveri (88) aus der Schweiz befindet sich nach einem Gehirnschlag in einem kritischen Zustand.

Die Schweizer Motorrad-GP-Fans bangen um den erfolgreichsten Solo-GP-Piloten aus der Eidgenossenschaft.

Luigi Taveri, am 19. September 1929 in Horgen im Kanton Zürich geboren, befindet sich nach einem Gehirnschlag in einem kritischen Zustand.

Der populäre 88-jährige Schweizer, der erst vor wenigen Jahren seine Teilnahme an Classic-Veranstaltungen beendete und bis 2016 jedes Jahr zumindest einen Grand Prix besuchte, wird jetzt von Gattin Tilde, Tochter Blanca und Sohn Luigi betreut.

«Mein Vater ist in einem schlechten Zustand», berichtet Luigi Taveri junior, der einst selbst in der Schweiz als Trialfahrer erfolgreich war. «Er hatte einen sehr heftigen Gehirnschlag, ist auf einer Körperseite gelähmt und kann nicht mehr sprechen. Er hat immer gesagt, er wolle nie in einem Rollstuhl leben. Wir müssen das respektieren.»

«Aber als er gestern meine Hand gehalten hat, brachte ich es nicht übers Herz, ihn gehen zu lassen. Hoffentlich werde ich heute die Kraft aufbringen, um zu jenem Menschen 'Auf Wiedersehen' zu sagen, zu dem ich immer aufgeblickt habe – zu meinem Vater, den ich aus ganzem Herzen liebe. Gott möge mir helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.»

Luigi Taveri hat seine Motorradkarriere im Jahr 1953 in der Klasse bis 350 ccm begonnen. Bei Marken wie Moto Guzzi, Ducati und MV Agusta erhielt er wegen der vielen italienischen Topfahrer nicht immer das beste Material, auch mit Norton und MZ schaffte er den ganz großen Durchbruch nicht.

Aber Taveri gelang schon 1955 bis 1960 nacheinander ein zweiter, dritter, zweiter, dritter, vierter und sechster WM-Rang in der Klasse bis 125 ccm auf MV Agusta und Ducati.

Doch der große Durchbruch gelang ihm erst nach dem Wechsel zu Honda. 1961 rückte er in der Achtelliter-Klasse erstmals auf einer Viertakt-Werks-Honda aus, nach dem dritten Rang in der Debütsaison für die Japaner folgten drei famose WM-Titel in den Jahren 1962, 1964 und 1966.

Eigentlich wollte Taveri nach der Saison 1960 im Alter von 31 Jahren bereits aufhören. Doch Gattin Tilde hörte damals vom Einstieg der Japaner in die Weltmeisterschaft. Sie besorgte sich beim Honda-Händler Hintermüller in Zürich die Adresse von Honda in Japan und schrieb dann einen Luftpostbrief an Firmengründer Soichiro Honda höchstpersönlich.

Prompt bekam Taveri von Honda einen Werksvertrag, er durfte später sogar die legendäre 125-ccm-Fünfzylinder fahren und erhielt so ein kostbares Motorrad nach seiner Karriere als Geschenk, dazu eine 250-ccm-Vierzylinder.

Taveri war auch nach seiner Rennfahrerkarriere erfolgreich, er betrieb bis zu seiner Pensionierung eine renommierte Karosseriewerkstätte in Au/Wädenswil am Zürichsee.

Taveri brachte es auf 143 Starts in der Motorrad-Weltmeisterschaft. Er nahm an allen Soloklassen von 50 über 125 bis zu 250, 350 und 500 ccm teil und kletterte sogar als Beifahrer von Hans Haldemann ins Boot eines Seitenwagens – und wurde 1954 auf drei Rädern Sechster beim Heim-GP in Basel. Taveri gelangen 30 Solo-GP-Siege, 89 Podestplätze und in der Weltmeisterschaft dazu 28 schnellste Rennrunden.

Taveri fuhr in einer Zeit, als der Begriff «Sponsor» noch gar nicht existierte, in den 1960er-Jahren durften in der WM nur die Schriftzüge der technischen Ausrüster wie Honda, Regina (Ketten), Castrol (Öl) oder Dunlop (Reifen) auf den Maschinen hergezeigt werden. Oder das Schweizer Kreuz als Markenzeichen auf dem Sturzhelm.

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