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Pit Beirer (KTM): «Die Moto3 ist wie Kaffeesatzlesen»

Von Günther Wiesinger
Trägt die KTM-Hoffnungen: Aron Canet

Trägt die KTM-Hoffnungen: Aron Canet

Sehr groß ist die Anzahl der Titelanwärter von KTM in der Moto3-WM 2019 nicht. Pit Beirer hofft auf Überraschungen. «Vielleicht ist ein neuer Überflieger auf KTM dabei.»

In der Moto3-WM hat KTM die Titelfights in den letzten zwei Jahren an Honda und Joan Mir und Jorge Martin verloren. Aber 2018 war ein deutlicher Aufwärtstrend zu sehen, denn KTM-Pilot Bezzecchi kämpfte bis Sepang um den Titel, und mit Bezzecchi (3), Arenas (2) und Öttl (1) hat KTM im Vorjahr sechs Siege gefeiert. 2017 gelang KTM nur ein Moto3-GP-Triumph – durch Andrea Migno in Mugello. Und 2017 klassierten sich nicht weniger als sieben Honda-Fahrer auf den ersten sieben WM-Positionen!

Red Bull und KTM heckten dann eine neue Strategie für die Zukunft aus. Erstens sollen die Talent aus dem Rookies-Cup langfristig an Red Bull und KTM gebunden werden, sie werden in KTM-Kundenteams gesteckt oder ins Ajo-Team – wie jetzt der 15-jährige Türke Can Öncü, der gleich beim GP-Debüt in Valencia als Wildcard-Pilot siegte.

In den letzten Jahren waren ganze Scharen von Red Bull-Rookies zur Honda-Konkurrenz übergelaufen – wie zum Beispiel Martin, Di Giannantonio und Bastianini.

Vom Sieg Can Öncüs in Valencia war Pit Beirer genau so überrascht wie alle anderen. «Man darf eigentlich nicht erwarten, dass er jetzt als Stammfahrer neu in die WM kommt und überall Spitzenresultate herausfährt», sagt Beirer. «Das wäre unfair. Wir werden ihm ein Jahr Zeit geben, um sich in der WM einzuleben, obwohl er beim WM-Finale so stark war.»

Das Max Racing Team von Max Biaggi und Peter Öttl hat Aron Canet als dreifachen GP-Sieger von Honda weggelockt. Bei den Testfahrten machte der Soanier einen starken Eindruck.

Beirer: «Aber die Moto3 ist und bleibt mit den vielen jungen Fahrern immer ein bisschen wie Kaffeesatzlesen. Masia ist manchmal schnell, auch Talente wie Foggia und Vietti muss man im Auge behalten. Ein Werk wie KTM braucht immer einen Siegfahrer, meist muss man auf junge Talente setzen, weil die renommierten Topfahrer immer sofort in die Moto2 aufsteigen. Jorge Martin hat man zum Beispiel für 2018 als Titelanwärter auf der Rechnung gehabt, Bezzecchi schon ein bisschen weniger.»

«Natürlich können wir nicht zufrieden sein, wenn wir eine Weltmeisterschaft verlieren. Aber wir haben uns 2018 mit Anstand aus der Affäre gezogen. Wir waren ein harter Gegner in der Weltmeisterschaft», betont Pit. «Am Schluss hat ein sehr guter Jorge Martin die WM gewonnen. Bezzecchi hat ein bisschen Pech gehabt mit Stürzen. Aber wir waren von Haus aus wieder konkurrenzfähig. Unsere Techniktruppe hat super Arbeit geleistet. Unser Anspruch muss sein, dass wir konkurrenzfähig am Start stehen. Dann hängt es von den Fahrern ab, was wir daraus machen. Ich war mit den Ergebnissen in der Moto3-WM 2018 wesentlich glücklicher als 2017.»

Einige Überraschungen darf man 2019 auch Darryn Binder im CIP-Team zutrauen. Beirer: «Er war 2018 eine halbe Saison komplett von der Rolle. Aber dann fing genau der gleiche Fahrer auf dem genau gleichen Motorrad plötzlich wieder an, Grand Prix anzuführen. Binder hat ja schon 2017 Führungskilometer gehabt, Deshalb haben wir ihn ins Team von Aki Ajo transferiert. Wir waren also nicht ganz blind. Unser Motorrad ist für 2019 definitiv verbessert worden. Einer der jungen Wilden muss es für uns richten. Irgendein Aufsteiger wird der neue Überflieger sein. Und wir hoffen, dass von uns einer dabei ist.»

Seit zwei Jahren betreiben Red Bull und KTM ein Projekt, das die Talente aus dem Rookies-Cup langfristig an die beiden Firmen bindet. Vorher sind zu viele Rookies-Cup-Talente zu Honda übergelaufen, weil ihnen KTM keinen GP-Platz anbieten konnte. «Deshalb haben wir die Öncü-Brothers 2018 schon in der CEV-Junioren-WM unterstützt, also auch außerhalb des Rookies-Cups», sagt Beirer. «Es macht schon Spaß zu sehen, wenn ein Rookies-Cup-Sieger auch WM-Ergebnisse bringen kann. Die Illusion, dass einer aufsteigt und dann in der WM gleich ganz vorne mitfährt, das muss nicht sein. Denn wir haben gemerkt, man muss den Talenten in der WM zwei, drei Jahre Zeit geben. Aber die ganz Guten setzen sich schon in der ersten WM-Saison ein Stück weit durch.»

Ist Valencia-Sieger Can Öncü der beste Rookies-Cup-Fahrer aller Zeiten? Beirer: «Ja, er war beim Valencia-GP im Quali als Vierter udn im Rennen als Erster eindrucksvoll unterwegs. Beide Brüder sind außergewöhnliche Fahrer in dieser Klasse. Im Moment würde ich die Frage bejahen.»

Moto3-IRTA-Test, Losail, 1.-3. März, kombinierte Zeitenliste:

1. Romano Fenati, Honda, 2:05,285 min
2. Tony Arbolino, Honda, 2:05,515
3. Aron Canet, KTM, 2:05,653
4. Lorenzo Dalla Porta, Honda, 2:05,771
5. Niccolò Antonelli, Honda, 2:05,792
6. John McPhee, Honda, 2:05,899
7. Marcos Ramirez, Honda, 2:06,030
8. Tatsuki Suzuki, Honda, 2:06,090
9. Dennis Foggia, KTM, 2:06,199
10. Celestino Vietti, KTM, 2:06,200
11. Kaito Toba, Honda, 2:06,206
12. Alonso Lopez, Honda, 2:06,243
13. Kazuki Masaki, KTM, 2:06,246
14. Albert Arenas, KTM, 2:06,312
15. Ayumu Sasaki, Honda, 2:06,341
16. Darryn Binder, KTM, 2:06,503
17. Raul Fernandez, KTM, 2:06,558
18. Jakub Kornfeil, KTM, 2:06,590
19. Ai Ogura, Honda, 2:06,671
20. Gabriel Rodrigo, Honda, 2:06,736
21. Vicente Perez, KTM, 2:06,787
22. Sergio Garcia, Honda, 2:06,975
23. Can Öncü, KTM, 2:06,984
24. Filip Salac, KTM, 2:07,217
25. Makar Yurchenko, KTM, 2:07,227
26. Andrea Migno, KTM, 2:07,427
27. Riccardo Rossi, Honda, 2:07,992
28. Tom Booth-Amos, KTM, 2:08,084

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