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Honda: Wer im Glashaus sitzt ...

Kolumne von Günther Wiesinger
Moto3-Werksmaschine von KTM: Das Mass aller Dinge

Moto3-Werksmaschine von KTM: Das Mass aller Dinge

Goliath Honda wird in der Moto3-WM von KTM an der Nase rumgeführt. Die Klasse sei zu teuer, jammert Nakamoto. Ausgerechnet!

28 Rennen sind inzwischen in der neuen Moto3-Weltmeisterschaft mit den 250-ccm-Einzylinder-Viertakt-Motoren bestritten worden.

KTM dominiert, Mahindra zieht sich sehr achtbar aus der Affäre, Honda ist ins Hintertreffen geraten.

Die Moto3-WM sei teurer als die Moto2, bemängelt Shuhei Nakamoto, Vizepräsident der Honda Racing Corporation.

Naja, dass Rennviertakter mit kleinen Hubräumen teurer im Unterhalt sind als 125-ccm-Zweitakter, das hätte Honda von vornherein bewusst sein müssen. Dazu muss man nicht Maschinenbau studiert haben.

Aber immerhin handelt es sich um eine Prototypen-Weltmeisterschaft. Deshalb sollte das aktuelle Drehzahllimit von 14.000/min nicht als exorbitant bezeichnet werden. Honda wollte es für 2014 schon auf 13.500/min senken lassen. Rivale KTM erwirkte eine Fristerstreckung auf 2015.

Die Motoren hören sich heute schon wie Rasenmäher an, und selbst die Red-Bull-Rookies-Cup-Motoren drehen 13.000/min.

Und: Kaum hatte Honda die Abrüstung bei der Grand Prix Commission durchgesetzt, wurde der Rückzug aus dieser Klasse angedroht.

«KTM zerstört den Motorsport», entrüstete sich Nakamoto beim Silverstone-GP im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Als ob sich Honda im Motorsport jemals zum Kostensenken bekannt hätte. Sie bauten in den 1960er-Jahren sogar 125-ccm-Fünfzylinder und 250-ccm-Sechszylinder, sie entwickelten Ende der 1970er-Jahre einen 500-ccm-Viertakter, der 22.000/min drehte und Ovalkolben hatte, sie kreuzten 2002 mit einem 990-ccm-Fünfzylinder auf, sie boten Casey Stoner im Vorjahr 11 Millionen Euro für eine Vertragsverlängerung, sie bauten für die MotoGP vor zwei Jahren ein Zero-shift-Getriebe mit 0,005 Sekunden Schaltunterbrechung, für das die Kundenteams wie Gresini und LCR 700.000 Euro im Jahr bezahlen sollten.

Jetzt wird plötzlich ein komplettes MotoGP-Paket mit zwei Production-Racern des Typs RCV1000R für nur 1 Million Euro angeboten – auf Druck der Dorna. Sie hätte sonst in der MotoGP ein Drehzahllimit eingeführt ...

Moto3: Soll das Breitensport sein?

Aus irgendeinem Grund steht Honda auf dem Standpunkt, nur die kleinste Klasse sei Breitensport. Sie verkauften einst preiswerte 125er-Racer und wurden dann von Aprilia, Derbi, Gilera und KTM verblasen. Danach stiegen die Japaner beleidigt aus.

Für die Moto3-WM präsentierte HRC einen Production-Racer namens NSF 250R um rund 26.000 Euro. Er war in der WM nur tauglich, wenn dazu ein Chassis von FTR oder Suter gekauft wurde.

Kein Wunder, wenn manche Teams lieber gleich bei Kalex-KTM vorstellig wurden. Dort kostete ein Rennmotorrad 2012 zwar 110.000 Euro, dafür konnte man damit Rennen gewinnen und Vizeweltmeister werden.

Und darum geht es im Motorsport – in erster Linie um Erfolg.

Für 2014 wird in der Moto3-WM trotzdem abgerüstet. Um die Chancengleichheit zu erhöhen, kauft künftig WM-Promoter Dorna die Motoren bei den Werken, sie werden dann für einen Jahresbeitrag von 68.000 Euro an die Rennställe verlost. Die Teams erhalten dafür einfach sechs Motorenleben. Also zum Beispiel: drei neue Triebwerke und drei Revisionen. Oder vier neue Motoren und zwei Revisionen.

Dadurch sinken zwar die Kosten nicht eklatant, aber es entscheiden nicht mehr KTM, Mahindra oder Honda, wer die stärksten Motoren kriegt, sondern es entscheidet das Los. Erfreulich für die Privatteams.

Nächstes Jahr werden erstmals nur noch sechs statt acht Moto3-Motoren pro Fahrer und Saison erlaubt sein.

Bisher lagen die Maximalkosten pro Motor (Laufzeit bis 1500 km) bei 12.000 Euro. Man brauchte pro Fahrer drei bis vier Kraftquellen, dazu kamen rund vier Revisionen zu je 5500 Euro, also lagen die Kosten zwischen 58.000 und 70.000 Euro.

KTM, Mahindra und Honda können den Teams also 2014 nur noch Chassis-Pakete verkaufen.

Bei Mahindra Racing kostet so rein Chassis-Paket 2014 rund 52.000 Euro. Bei Kalex ist von rund 65.000 Euro die Rede.

«Bei uns hört dann das Gerede auf, wir würden dieses oder jenes Team oder irgendeinen Fahrer bevorzugen», befürwortet KTM-Rennchef Pit Beirer das neue Reglement.

Es steht nirgends geschrieben, dass die Moto3 nichts kosten darf. Es liegt aber auf der Hand, dass hier Firmen wie KTM und Mahindra ihr Knowhow darstellen, die gegen Giganten wie Honda und Yamaha beim MotoGP-Wettrüsten nicht mithalten können.

Für 2012 wurde in der Moto3 ein Drehzahllimit von 14.000/min festgelegt. Will es Honda jetzt reduzieren, bis das offenbar von den Japanern sträflich unterschätzte KTM-Werk nicht mehr gewinnt?

Und mit welchem Argument sträubt sich Honda in der MotoGP gegen Drehzahllimits, spielt aber in dieser Hinsicht in der Moto3 eine Vorreiterrolle?

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