Adi Stadler: «Einheitliches Reglement in Europa»

Von Sharleena Wirsing
Was baucht es, um die Nachwuchsflaute in Deutschland zu beheben? Neben Lobbyarbeit, Sponsoren und gezielter Förderung ist auch ein einheitliches Reglement für ganz Europa nötig, meint der HRC-Mann.

Der ehemalige GP-Pilot und langjährige HRC-Mitarbeiter Adi Stadler ist seit über 30 Jahren im Motorradsport tätig. Neben seiner Tätigkeit in der MotoGP-WM ist er nun auch neuer Projektbetreuer der IDM Moto3. Somit stellt er den direkten Draht zur Honda Racing Corporation her. Ziel ist es, in Mittel- und Nordeuropa ein Pendant zur Spanischen CEV Repsol International Championship zu schaffen.

Teamchefs, Fahrer und Experten kritisierten bereits mehrfach die lückenhafte Nachwuchsförderung in Deutschland. Adi Stadler, der selbst viele Fahrer wie Reinhard Stolz, Michael Ecklmaier, Sandro Cortese, Jonas Folger und Marcel Schrötter förderte, erklärte im Gespräch mit SPEEDWEEK.com, wie seine Lösungsansätze aussehen würden.

«Wir bräuchten in Europa einheitliche Klasseneinteilung mit einheitlichem technischen Reglement in allen nationalen Meisterschaften. Für die Moto3-Klasse wäre mein Vorschlag, mit NSF250R-Maschinen ohne technische Veränderungen zu fahren. So wird es in der IDM Moto3 Standard 2015 sein. Das sage ich nicht, weil ich für Honda arbeite. Die NSF250R ist der ein Moto3-Production-Racer mit einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältniss. Eine Alternative wären Standard-Motoren und –Elektronik. Das Chassis könnte frei wählbar sein, aber das ist wieder um einiges teuerer», hält Stadler fest.

«In der Moto2-Klasse wäre es eine Möglichkeit, Standard-Motoren CBR600RR zu verwenden. Sie sind etwas billiger als die Moto2-GP-Motoren. Doch auch das ist nicht ideal. Man sollte im Rahmen der IDM als Alternative den Yamaha R6 Cup pushen. Er ist kostengünstig und bietet hohe Chancengleichheit», fährt der Bayer fort. «Auch für die Superbike-Klassen sollte es bis zur Superbike-Weltmeisterschaft ein einheitliches Reglement geben.»

Bei der zukünftigen Nachwuchsarbeit in Deutschland geht es hauptsächlich darum, wieder eine Lobby für den Sport zu schaffen. «Oberste Priorität muss es sein, Ideen zu entwickeln, wie man junge Leute wieder zum Motorradsport bringen kann. Die Förderung steht meiner Meinung nach erst an zweiter Stelle», betont der ehemalige Europameister.

Fehlende finanzielle Anerkennung von Erfolgen sieht Stadler ebenfalls als Problem.«Eine Deutsche Meisterschaft mit über 700 Euro Nenngeld pro Event und einen ‹feuchten Händedruck› für einen Sieg oder Meistertitel klingt nicht sehr einladend, obwohl der finanzielle Aspekt im Sport nicht an oberster Stelle stehen sollte. Doch Motorradrennsport ist sehr kostenintensiv. Es kann daher nicht sein, dass ein nationaler Superbike-Meister wie Markus Reiterberger am Ende nur Lobeshymen bekommt, aber dafür keinen Euro sieht. Man sollte die Nenngelder halbieren und für alle Klasse vernünftige Preisgelder festlegen.»

Doch Stadler ist bewusst: «Diese Maßnahme kann aber nur der DMSB in Verbindung mit dem ADAC bewerkstelligen, wenn sie wirkliches Interesse am Motorradsport haben, ist diese Maßnahme unumgänglich.»

Auch in anderen europäischen Ländern bleibt der Nachwuchs aus. «Generell ist zu betonen, dass es in Österreich es seit über 15 Jahren keine nationale Meisterschaft im Motorradsport mehr gibt, die von Bedeutung ist. Nur noch eher unbedeutende Rennen im Rahmen des Alpe Adria Cup. Trotzdem habe ich noch nie Kritik an dem Förderungssystem des Motorradsports der ‹Alpenländler› gehört. Obwohl sie keinen aktuellen GP-Fahrer haben, bekommen sie 2016 einen MotoGP-Lauf auf dem Red Bull Ring. Das freut mich, aber es zeigt auch, dass der Sport nicht der wichtigste Teil des Systems ist.»

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