Peugeot-Team: Wieder Querschläge von Dirk Heidolf

Von Günther Wiesinger
Das neue Peugeot-Moto3-Team kommt nicht zur Ruhe. Die alten Gesellschafter um Dirk Heidolf kommunizieren nicht mehr mit Teammanager Terrell Thien, der ihren Rücktritt fordert. Das Paradebeispiel einer Provinzposse.

Terrell Thien, Manager des deutschen Peugeot MC Saxoprint Teams mit John McPhee und Alexis Masbou, erlebt mit seiner gebeutelten Truppe schwierige Zeiten.

Fünfter Grand Prix, zum vierten Mal null Punkte für den Rennstall aus Sachsen, in dem es drunter und drüber geht. Es fehlt eine hübsche Stange Geld im Budget für die aktuelle Saison, deshalb werden neue Investoren gesucht. Aber die steigen nur ein, wenn die alten Seilschaften gekappt und die neue SPRacing Gmbh an sie verkauft wird – für 100 Euro.

Der entmachtete ehemalige Teammanager Heidolf hat sich in den Untergrund zurückgezogen. Von dort verschicke er wirre E-Mails an Gott und die Welt, wird erzählt. Der Sachse will jetzt sogar ein Team für die neue 300-ccm-Klasse im Rahmen der Superbike-WM gründen, gleichzeitig hat der ehrenwerte Stadtrat von Hohenstein-Ernstthal bei Olsen Hänel, dem Vorsitzenden des AMC Sachsenring, einen neuen Job gefunden.

Bei einem Grand Prix ist Heidolf 2016 noch nie erschienen; Momentan befindet er sich auf Erholungskur. Das hinderte ihn aber nicht, Peugeot-Manager Pellegrini anzubieten, das Team ganz allein zu übernehmen und zu führen.

Inzwischen sorgt das Peugeot-Team weiter für Kopfschütteln. Es ist von einer Anzeige gegen die Teamsekretärin die Rede; Heidolf wird vorgeworfen, er habe unerlaubterweise Provisionen einbehalten.

Die jämmerlichen Ergebnisse von Alexis Masbou und John McPhee verkommen langsam zur Nebensache. In Le Mans landeten sie auf den Rängen 19 und 20, die technischen Schwierigkeiten mit den Mahindra-Maschinen dauern an. Das Bike von McPhee verlor im Rennen Kühlwasser.

Was bei diesen Geschichten rund um das Team Dichtung und Wahrheit ist, lässt sich manchmal schwer nachvollziehen.

Fakt ist: Teammanager Terrell Thien will den Krempel hinwerfen, wenn die bisherigen Gesellschafter Dirk Heidolf, Bernd Keller, Frank Beierlein und Jörg-Uwe Fischer ihre Anteile an der neuen «SPRacing GmbH» nicht um 100 Euro an einen oder zwei neue Investoren verkaufen, die bereits Interesse gezeigt haben.

Thien: «Es müssen sich alle bisherigen Gesellschafter zurückziehen, die Querschläge müssen endlich aufhören. Aber ich weiß nicht genau, wie es weitergeht, denn die Sachsen reden ja nicht mit mir. Dirk Heidolf hat Peugeot-Manager Enrico Pellegrini eingeredet, er könne das Team übernehmen. Gleichzeitig hören wir, er will ein Team für die neue 300er-Klasse gründen. Als würde dem die Dorna noch irgendwo einen Startplatz geben...»

Bei den neuen Investoren handelt es sich um Teamsponsor und Speditionsunternehmer Ingo Prüstel und um einen Geschäftsmann aus der Solarbranche, der anonym bleiben möchte, bis der Deal über die Bühne gegangen ist.

«Wenn ich den Gesellschafterbeschluss für den Verkauf der Anteile habe, können die neuen Investoren übernehmen», sagt Thien.

Am vorletzten Donnerstag sollen Heidolf, Keller, Beierlein und Fischer bereits bei einer Gesellschafterversammlung ihren Rückzug verkündet haben. Aber schriftliche Unterlagen dazu existieren bisher nicht.

Dieses illustre Quartett hat jetzt einmal die Insolvenz der alten Racing Team Germany GmbH am Hals, die Ende 2013 bereits mit 750.000 Euro verschuldet war.

«Ich habe so etwas noch nie erlebt», seufzte ein zerknirschter Terrell Thien bei einem Besuch von SPEEDWEEK.com im Office des Peugeot-Team-Lkw in Le Mans. «Wenn alle bisherigen Gesellschafter von der Bildfläche verschwinden würden, würde uns das helfen. Es ist alles so verworren...»

Auch Meinhardt Rudolph, Geschäftsführer der neuen SPRacing GmbH, will reinen Tisch machen und die alten Gesellschafter ausbooten.

«Wir brauchen rund 150.000 Euro frisches Kapital, um die restliche Saison 2016 finanzieren zu können», sagt der Inhaber eines Taxi- und Personenbeförderungsbetriebs. «Ich will, dass dieses Team weiter existieren kann; es hat in Sachsen viel Tradition. Deshalb wollen wir das Projekt fortsetzen, auch wenn wir jetzt in ein Tief geraten sind. Es ist noch nicht alles ganz verloren. Es wird aber viel Nacharbeit nötig sein. Mit Hilfe des neuen Investors, der in den Startlöchern steht, könnten wir diese Saison überstehen.»

Meinhardt Rudolph sagt, er habe beim alten Racing Team Germany jahrelang als Figur im Hintergrund mitgewirkt, er habe in erster Linie mit der Logistik zu tun gehabt. «Ich bin nicht im Vordergrund gestanden. Als dann der Neustart für die Saison 2016 beschlossen wurde, habe ich erstmals Verantwortung übernommen.»

Wer jetzt im Peugeot-Team wirklich das Sagen hat, ist schwer zu beurteilen.

Denn Enrico Pellegrini, Statthalter von Peugeot Motocycles und Moto3-Projektleiter der französischen Firma, die ausgerechnet beim Heim-GP wieder ein Desaster erlebte, gab in Frankreich ein Statement von sich, das den Darstellungen von Teammanager Terrell Thien und Geschäftsführer Meinhardt Rudolph widerspricht.

Pellegrini versicherte, Heidolf sei «in keinerlei Form in dieses Projekt involviert, weder im operativen Einsatz der neugegründeten Firma SPRacing GmbH noch im Team Peugeot MC Saxoprint».

Aber Heidolf ist bis zum heutigen Tag Gesellschafter.

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