Vor SM-Start: Interview mit Aufsteiger Yves Furlato

Von René Streuli
In einer Woche startet die Schweizer Motocross-Meisterschaft in Aeschlenberg. KTM-Pilot Yves Furlato tritt neu in der Open-Klasse an. Der Thurgauer erklärt, warum. Mit Startlisten und Kalender 2014.

Eine vier- bis fünfmonatige, schweisstreibende, kraftraubende und zeitintensive Vorbereitungszeit jedes einzelnen Motocross-Fahrers findet endlich ein Ende und wird bald ersetzt durch volle Fahrerlager, Zeittrainings, Zeitenmonitore, fallende Startbalken und Rennläufe, welche bei entsprechend guten Resultaten mit Pokalen und wichtigen Meisterschaftspunkten belohnt werden.

Direkt verbunden mit dem Start in eine neue MX-Saison sind viele Änderungen, welche diverse Fahrer vornehmen. Einzelne Akteure wechseln aus verschiedenen Gründen von der MX2-Klasse in die Königsklasse. Andere wiederum gehen den umgekehrten Weg und wechseln von der Kategorie MX Open zurück in die MX2.

Einige unter ihnen versuchen ihre Karriere mit einem Bike-Wechsel neu zu lancieren, bzw. voranzutreiben. Einige unter ihnen versprechen sich mit einem Wechsel mehr Erfolg; sei es dank eines Wechsels von einer zur anderen Farbe, oder sei es ein Wechsel von einer zur anderen Klasse.

Einer der die Klasse gewechselt hat, ist u.a. der Westschweizer Kevin Auberson, der in die MX2-Klasse zurückgekehrt ist. Dem gegenüber steht der Thurgauer Yves Furlato, der auf die neue Saison den Sprung in die Open-Klasse wagt – warum der stets freundliche und gut gelaunte Yves diesen Entscheid getroffen hat und mit welchen Erwartungen er in die neue Saison geht, erklärt er uns im Interview gleich selbst.

Yves, am Sonntag startet deine MX-Saison mit dem ersten Rennen im deutschen Frankenbach, eine lange Vorbereitungszeig geht endlich zu Ende… wie geht es Dir gesundheitlich und wie verlief Deine Vorbereitung?

Gesundheitlich ist alles ok, ich bin fit und habe keine nennenswerten Beschwerden. Die Vorbereitung auf die neue Saison verlief entsprechend gut. Ich trainierte mehrheitlich in Italien und in Spanien bei meist gutem Wetter.

Konntest Du Dein Vorbereitungsprogramm Deinen Vorstellungen entsprechend durchziehen oder gab es irgendwelche Probleme?

Ich konnte sehr viel trainieren und viele verschiedene Dinge testen und auch mit meiner 450er KTM konnte ich sehr viel testen und fahren. Ich bin mit dem Verlauf sehr zufrieden.

Kannst du dein Vorbereitungsprogramm im Detail schildern?

In der Regel endet im Oktober des Vorjahres die Outdoor-Saison. Danach legt man das Bike sicher mal für eine gewisse Zeit zur Seite, man macht vielleicht auch einige Tage Ferien, kümmert sich um private Dinge, man nutzt diese Zeit auch, um sich wieder mal mit Freunden zu treffen, bevor es dann im November eigentlich bereits wieder losgeht.
Ich büffle im November insbesondere sehr viel Kondition und Fitness; auch fahre ich dann sehr viel Fahrrad. Zusätzlich trainiere ich nach einem Trainingsplan, den ich zusammen mit Philippe Dupasquier zusammengestellt habe.
Ab Weihnachten/Neujahr kommt dann das Training mit dem Bike hinzu; im Januar Februar war ich dann meistens an den Wochenenden auf meinem 450er Bike. Ich habe mir dann aber im Februar zudem nochmals zwei Wochen Ferien genommen, um noch mehr und auch konzentrierter mit dem Bike trainieren zu können.

Jahr für Jahr gibt es mit Blick auf die neue Saison bei diversen Fahrern persönliche Veränderungen. Kevin Gonseth (MX-Open) hat z.B. von Suzuki zu Yamaha gewechselt - man wechselt die Klasse aus verschiedenen Beweggründen, z.B. Kevin Auberson kehrt zurück in die MX2 / Romain Berthome (neu auf Honda) wechselt ebenfalls in die Open-Klasse. Ab diesem Jahr wirst auch Du neu in der Open-Klasse antreten, erzähl uns bitte etwas über Deine Neu-Orientierung?

Bereits vor drei, vier Jahren machte ich meine ersten Erfahrungen mit der 450er, als ich mit ihr auch vereinzelte Rennen bestritt. Obwohl ich sehr viel Spass hatte, fühlte ich mich damals trotzdem immer noch zur 250er hingezogen. Mit dem kleinen Bike konnte ich auch immer die besseren Resultate einfahren.
Doch ich bin nicht mehr so der wilde Fahrer, der man sein muss, um mit der 250er «eins» sein zu können und um mit den jungen Fahrern vorne an der Spitze mithalten zu können. Und seit ich mit Philippe Dupasquier zusammenarbeite, haben wir gemeinsam meinen bereits zuvor veränderten Fahrstil noch weiter auf die 450er abgestimmt. Heute fahre ich viel mehr mit dem Kopf, wohingegen ich noch vor Jahren viel wilder und aggressiver gefahren bin.
Mit dem grossen Bike musst du auch viel bewusster und taktisch viel cleverer fahren, da viel mehr Kraft gefragt ist, welche dann gegen Ende jedes Rennen von entscheidender Bedeutung ist. Das sieht man auch bei den bereits erfahreneren Fahrer, denn die können am Ende eines Rennens immer noch zulegen, weil sie zum Fahren eben auch den Kopf einsetzen und nicht nur die rechte Hand!
Und genau diese Fahrweise kommt mir mittlerweile sehr entgegen. Auch deshalb freue ich mir sehr, dass es endlich losgeht, denn dann kann ich auch im Renn-Rhythmus noch weiter dazulernen.

KTM bietet für die grosse Klasse seit einigen Jahren nebst der 450er auch ein 350er Bike an. Weshalb hast Du Dich gegen die 350er entschieden?

Obwohl die 350er KTM sehr viel Spass macht, ist sie mir von den Fahreigenschaften und von der Charakteristik her gesehen doch relativ nahe bei der 250er. Heisst, dass auch bei der 350er im Wesentlichen - wie bei der 250er - auch eher die aggressivere und kraftvollere Fahrweise gefordert wird. Nach mehreren Tests mit der 350er ist mir schnell klar geworden, dass das grosse Bike wegen meinem mittlerweile veränderten Fahrstil am besten zu mir passt.

Was sind Deine Erwartungen, was sind Deine Ziele im Hinblick auf die in knapp zwei Wochen beginnende SM?

Ich gehe ohne allzu grosse Erwartungen in die neue Saison, denn ich muss mich zunächst mal in der Open-Klasse zurechtfinden und ich will mich schnellst möglich an den neuen Renn-Rhythmus gewöhnen. Ich weiss, dass ich den Speed dazu habe; das hat die Vorbereitung gezeigt, da muss ich mich vor der Konkurrenz überhaupt nicht verstecken muss.
Ich weiss aber auch, dass ich noch viel lernen kann, muss und auch will, denn die Rennen sind erst dann entschieden, wenn die Zielflagge fällt. Aber natürlich hoffe ich schon, dass ich ein paar gute Resultate einfahren kann.

Die MX2/MX-Open-Meisterschaft hat Aeschlenberg erstmals in den Rennkalender mit aufgenommen. Kannst Du uns schon etwas über das Strecken-Layout, bzw. über die Charakteristik dieser Strecke sagen?

Weil in vergangenen Jahren in Aeschlenberg mehrheitlich Meisterschaftsrennen der Junioren stattfanden, kenne ich die Strecke derzeit noch nicht. Deshalb habe ich mich im Vorfeld verschiedentlich mit Junioren darüber unterhalten. Ich hoffe aber, dass es dem Veranstalter gelingt, einen Event auf die Beine zu stellen, der einem Eröffnungsrennen der offiziellen Schweizermeisterschaft gerecht wird.

Welche aktuell fehlenden MX-Strecken hättest Du sehr gerne im Rennkalender er offiziellen FMS-Schweizermeisterschaft?

Eine der MX-Strecken, die ich sehr gerne im Kalender hätte, ist sicher das Motocross im Weinland bei Andelfingen mit seiner attraktiven Strecke, die einige sehr schöne Sprünge aufweist und auch deshalb, weil sie für die immer zahlreich anwesenden Zuschauer sehr interessant und auch sehr überschaubar ist.

Werfen wir einen kurzen Blick auf die MX2 & MX-Open-Meisterschaft. Welchen Fahrer siehst Du im Kreis der Favoriten in den beiden Klassen?

In der Open-Klasse sehe ich den aktuellen Schweizermeister Jérémy Delincé wiederum als ganz klaren Favoriten auf den Titel. Ihn gilt es zu schlagen. Hinter Jérémy sehe ich sechs bis acht Fahrer, die sich um den Titel streiten werden – allen voran Simon Baumann, Kevin Gonseth, Grégory Wicht und Alain Schafer. Ich selber will mich mit denen messen, will gegen sie kämpfen ohne mich verstecken zu wollen.
In der MX2-Klasse wird wohl Titelverteidiger Killian Auberson wieder der ganz grosse Favorit sein. Auch sein Bruder Kevin, der aus der Open-Klasse in die MX2 zurückgekehrt ist, wird man im Auge haben müssen. Ganz oben auf dem Zettel stehen natürlich auch die Namen Andy Baumgartner und Patrick Walter, der sich ebenfalls sehr gut vorbereitet hat.
Aber auch andere starke Fahrer wie beispielsweise Luca Bruggmann und auch Olivier Davet, dürften zumindest dem erweiterten Favoritenkreis angehören. Zudem erwarte ich auch zwei bis drei ganz junge eher noch unbekanntere Fahrer, die nachstossen werden und die die üblichen Verdächtigen zu ärgern wissen.

Thema ADAC MX Masters – schon seit Jahren sieht man Dich regelmässig am Startbalken dieser sehr populären Renn-Serie. Weshalb?

Die Hauptgründe, weshalb ich sehr gerne die Masters-Rennen fahre, sind vielfältig. Zum einen sind es – abgesehen von den WM-Rennen – Europas beste Rennen mit technisch schwierigen und attraktiven Rennstrecken wie beispielsweise meine Lieblingsstrecken in Gaildorf und Holzgerlingen.
Solche Strecken hat man hier in der Schweiz einfach nicht. Es macht einfach sehr viel Spass, dort zu fahren. Ein weiterer Grund ist die Tatsache, dass man als MX-Fahrer einfach sehr gerne gegen starke Konkurrenz fährt, mit der man sich messen kann. Dadurch kann man sich weiterentwickeln.
Unbedingt erwähnenswert sind auch die stets super organisierten Veranstaltungen mit immer sehr vielen Zuschauern. Egal ob es regnet oder ob schönes Wetter ist, die Leute kommen immer!

Was sind Deine Ziele bei den MX Masters-Rennen in diesem Jahr?

Ich werde leider nicht alle Rennen der Masters-Serie bestreiten können. Das Minimalziel bei den Rennen die ich fahre, ist natürlich die Qualifikation am Samstag für die Rennläufe am Sonntag, dies wird bestimmt nicht einfach. Wenn es mir gelingt, dann sind Platzierungen in den Top-20 mein Ziel.

Bestreitest Du neben der SM, neben den Masters-Rennen auch noch andere Renn-Serien?

Derzeit ist das noch nicht definitiv entschieden; natürlich würde ich sehr gerne wieder mal den einen oder anderen GP fahren, was aus Kostengründen aber sehr schwer realisierbar ist. Über mögliche Einsätze bei EM-Rennen habe ich mir noch keine grossen Gedanken gemacht.
Sicher werde ich neben der MX-Open-Schweizermeisterschaft und den Masters-Rennen vermehrt SAM-Rennen bestreiten, die ebenfalls sehr interessant sind und die ebenfalls von vielen Zuschauern besucht werden. Das dürfte mit Sicherheit auch im Interesse von KTM-Schweiz sein, wenn wir uns auch bei möglichst vielen SAM-Events präsentieren.

Wie bereits angedeutet, haben neben Yves Furlato auch noch einige andere Fahrer an ihren persönlichen Stellschrauben gedreht. Die wichtigsten Veränderungen auf einen Blick.

Von der MX2 in die Open-Klasse gewechselt sind u.a. der Franzose Romain Berthome (neu auf Honda, vormals auf Kawasaki), Pascal Prendes (neu auf Kawasaki, vorher auf Yamaha) und eben der Thurgauer Yves Furlato (KTM).

Den umgekehrten Weg gegangen ist bemerkenswerterweise Kevin Auberson (KTM), der in die MX2 zurückkehrt, wo sein Bruder Killian Auberson versuchen wird, seinen Titel gegen die beiden wohl stärksten Widersacher Andy Baumgartner und Patrick Walther (beide Yamaha wie bisher) zu verteidigen.

Die bedeutendsten Markenwechsel vollzogen in erster Linie die beiden Westschweizer Olivier Davet (MX2 - neu auf Husqvarna / bisher KTM) und Open-Fahrer Kevin Gonseth, der erstmals in seiner 12-jährigen Karriere einen Markenwechsel vorgenommen hat. Er wechselt von Suzuki zu Yamaha.

Nicht mehr auf Schweizer MX-Strecken unterwegs ist Ex-MX3-Weltmeister Julien Bill, der Gerüchten zufolge im Dezember 2013 ziemlich unsanft aus der Honda-Schweiz-Zusammenarbeit hinauskomplimentiert worden sein soll. Der mehrfache Schweizermeister bestreitet nun in Brasilien die Supercross- und Motocross-Meisterschaften sowie die beiden Grands Prix im südamerikanischen Land, nachdem er vom brasilianischen Honda-Importeur ein entsprechendes Angebot erhalten hatte.

Motocross-WM 2014

29.-30. März: Aeschlenberg
12.-13. April: Payerne
21. April: Frauenfeld
9. Juni: Muri
14.-15. Juni: Broc
23.-24. August: Roggenburg
13.-14. September: Romanel-sur-Morges
20.-21. September: Vieux-Prés

Zum Download: Fahrerliste SM Open und MX2

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