Jack Miller (Honda): «Moto2 hätte nichts genützt»

Von Günther Wiesinger
Der australische Marc VDS-Honda-Pilot Jack Miller blieb in seinen ersten zwei MotoGP-Jahren einiges schuldig. Aber er bereut den direkten Aufstieg von der Moto3-WM nicht.

Jack Miller (21) hat die MotoGP-Saison 2016 als Gesamt-Achtzehnter beendet, 2015 war er auf Platz 19 gelandet. Allerdings steht im Vorjahr der triumphale Assen-Sieg im Regen zu Buche, dazu 57 Punkte, im ersten MotoGP-Jahr waren es nur karge 17.

Jack, du hast zwei schwierige erste Jahre in der Königsklasse hinter dir. 2015 hast du keinen einzigen Top-Ten-Rang errungen. Ist dir manchmal der Gedanke durch den Kopf gegangen: «Zum Teufel, ich hätte vor dem Aufstieg lieber eine Moto2-Saison bestreiten sollen!»

Nie, niemals, nie. No, no, no.

Nie, überhaupt nicht. Mir gefällt diese Entscheidung, die ich gemacht habe, also von der Moto3 direkt in die MotoGP zu wechseln. Ob du eine Moto2-Saison machst oder nicht, ich glaube, dadurch verändert sich nicht viel. Man sieht es bei Tito Rabat.

Aber LCR-Honda-Teamchef Lucio Cecchinello hat 2015 bereits viel von dir erwartet, HRC wahrscheinlich auch. Du hattest aber 2015 ein Open-Bike, dadurch konntest du dich mit deinem damaligen Teamkollegen Cal Crutchlow nicht wirklich vergleichen. 2016 hast du Rabat als Teamkollegen, er war ein Rookie, du hast ihn im Griff gehabt. Hast du 2016 insgesamt weniger Druck gespürt?

Ein bisschen weniger, ja. Aber du willst trotzdem vor den anderen Honda-Piloten sein, da reden wir von Fahrern wie Cal Crutchlow... Deshalb müssen wir uns weiter steigern, weiter hart arbeiten. Wir müssen näher zur Spitze rankommen.

Du hast im Regen den Assen-GP gewonnen, dann warst du Siebter beim nassen Sachsenring-GP. Dein bestes Ergebnis auf trockener Piste war Platz 8 in Malaysia. In Barcelona und Phillip Island warst du Zehnter. Was fehlt im Trockenen noch – Erfahrung und Selbstvertrauen?

Ja, es fehlt ein bisschen an Selbstvertrauen. Ich muss mich beim Reinfahren in die Kurven verbessern und mehr Vertrauen zum Vorderreifen finden. Die Gegner biegen schneller in die Ecken rein.

Als du 2014 auf der Red Bull KTM in der Moto3-WM geführt und gegen Honda um den Titel gekämpft hast, hat dir HRC diesen Drei-Jahres-Vertrag für die MotoGP angeboten. KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer meinte damals, Honda habe dir den Kopf verdreht, deshalb habe man den Moto3-Titel verloren. Denn du hattest dann im Sommer 2014 ein paar schwache Rennen. Was sagst du dazu?

Oh, ich glaube nicht. Nein, das glaube ich nicht. Wir haben immer ein paar gute Rennen und ein paar schlechte Rennen... Es war einfach Pech, dass wir in diesem Jahr ein paar miese Rennen erwischt haben.

Im Jahr 2015 hat man dir vorgeworfen, dein Lebenswandel und dein lockerer Lifestyle wären für die MotoGP-WM nicht geeignet, man hat dir Konditionsmängel vorgeworfen. In diesem Jahr hast du vom ersten Test an sehr durchtrainiert ausgesehen, du hattest Gewicht verloren, 7 oder 8 kg. Hättest du 2015 mehr trainieren sollen?

Ja, sicher, ich hätte mehr trainieren sollen. Aber ich denke, wir hätten mit der Open-Class-Honda trotzdem nicht viel besser abgeschnitten. Wenn man in Betracht zieht, welches Bike wir 2015 hatten, dann war unsere Performance nicht so schlecht. Dieses Motorrad war nicht leicht zu fahren. Es ist schwierig, die nötige Motivation zu finden, wenn du schon vor dem ersten Training weißt, dass die Maschine nicht konkurrenzfähig ist.

Vor der Saison 2016 hast du gewusst, du hast erstmals ein Factory-Bike, du konntest besser mithalten.

Ich war zumindest nicht mehr in einer Situation wie 2015, wo ich wusste, ich kann höchstens in die Top-Ten kommen, wenn alle andern stürzen. 2016 habe ich gewusst: Wenn wir im Training gute Arbeit leisten, sind die Top-Ten erreichbar.

Aber im Herbst 2015 ist viel Kritik auf dich eingeprasselt... HRC wollte, dass du dein Haus in Sitges aufgibst und in die Nähe von Alberto Puig nördlich von Barcelona übersiedelst. Puig gilt als streng, als Peitschenknaller. Du hast dich erfolgreich geweigert?

Ich bin dann nach Andorra übersiedelt. Ich habe dort ein gutes Trainingsprogramm, ich trainiere viel. Nach der Dutch-TT bin ich in den Niederlanden und in Belgien geblieben, ich bin dort Motocross gefahren.

In Andorra gefällt es mir sehr, ich habe ein paar Freunde dort. Josh Hook und Broc Parkes, dazu ein paar andere Australier, aber auch Leon Camier, Chaz Davies und all diese Jungs. Das ist ein wirklich gutes Umfeld für das Training.

Nach dem Assen-Sieg und Platz 7 in Sachsen schien ein Top-Ten-Platz in der Gesamtwertung 2016 machbar. Dann kamen die Crashs in Spielberg und Misano dazwischen. Du warst wieder verletzt und hast vier Rennen verpasst.

Ja, die 25 Punkte von Assen haben unsere Punkte-Situation natürlich beflügelt. Ohne die Verletzungen wären die Top-Ten möglich gewesen... Es gab dann keine Regenrennen mehr. Aber ich ziehe es sowieso vor, im Trockenen zu fahren.

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