Wie Suzuki von Iannones Ducati-Wissen profitiert

Von Ivo Schützbach
Während der Testfahrten auf Phillip Island war MotoGP-Rookie Alex Rins zum ersten Mal stärker als sein Suzuki-Teamkollege Andrea Iannone. Teamchef Davide Brivio erklärte warum.

Um stattliche 2,329 sec steigerte sich Rookie Alex Rins bis zum dritten Tag des Australien-Tests und beendete diesen mit 0,554 sec Rückstand auf den Schnellsten Maverick Viñales (Movistar Yamaha) als ausgezeichneter Sechster.

«Die Steigerung kam hauptsächlich durch die Anpassung meines Fahrstils an das Bike und die Strecke zustande», erklärte Rins, der 0,444 sec schneller fuhr als sein Suzuki-Teamkollegen Andrea Iannone. «Es fiel mir zuerst schwer, die richtigen Linien zu finden. Darauf habe ich mich konzentriert. Auch in den schnellen Kurven gelang uns eine Verbesserung. Ich bin happy, denn wir steigern uns schnell.»

Wie Teamchef Davide Brivio die Entwicklung des 21-Jährigen einschätzt, verriet er SPEEDWEEK.com in Australien im exklusiven Interview.

Davide, in Australien fuhr Rins zum ersten Mal während der Wintertests schneller als Iannone. Hat er dessen Level bereits erreicht oder war das nur eine Momentaufnahme?

Ich glaube nicht, dass er schon auf dem gleichen Level ist, dafür ist es noch zu früh. Wir schätzen aber sehr, wie er sich die letzten zwei Tests entwickelt hat.

In Wirklichkeit war der Sepang-Test sein erster richtiger MotoGP-Test, in Valencia fuhr er nur einen Tag, dann hatte er den schlimmen Sturz. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass er sich wegen der Wirbelverletzungen über den Winter nicht richtig vorbereiten konnte.

Sepang war ein Neustart für ihn, schon damals hat er über drei Tage eine erstaunliche Entwicklung gezeigt. In Australien wieder, ich sehe, wie er sich laufend verbessert. Ich bin sehr zufrieden mit ihm.

Sepang war für Iannone gut, auf Phillip Island strauchelte er, die richtige Richtung zu finden. Andrea hat einige Arbeit vor sich.

Bringt Alex Rins alle Voraussetzungen mit, die es braucht, um in MotoGP erfolgreich zu sein?

Wir werden sehen. Momentan sehen wir, wie er sich schnell entwickelt. Wir sehen, dass er definitiv ein talentierter Fahrer ist. Wie er fährt, wie er mit dem Motorrad umgeht, da sehe ich sehr viele gute Punkte.

Um die Frage final zu beantworten, ist es zu früh. Natürlich denken wir, dass er das Potenzial hat, ein Spitzenfahrer zu werden.

Wieso hatte Iannone auf Phillip Island so große Schwierigkeiten?

Wir haben mit ihm viele Sachen probiert, der starke Wind behinderte uns. Wir haben es auch nicht geschafft, dass er sich auf dem Motorrad wohlfühlt.

Wir müssen unsere Maschine verbessern, allem voran die Elektronik. Iannone weist uns den Weg.

In Valencia und Sepang fühlte er sich gut auf dem Motorrad, in Australien nicht.

Nach der letzten Saison haben wir am Motor gearbeitet und einige Verbesserungen erzielt. Wir haben versucht mehr Leistung zu erreichen, ohne die Fahrbarkeit zu beeinträchtigen.

Wann seid ihr diese neue Motor-Spezifikation zum ersten Mal gefahren?

In der finalen Version im letzten Sepang-Test. Davor ist unser Testfahrer Takuya Tsuda in Japan und Sepang gefahren, er hat alles probiert. In Japan läuft die Entwicklung ununterbrochen, wir bekamen die Motoren für den Sepang-Test Ende Januar.

In Australien seid ihr mit derselben Version gefahren?

Ja, wir haben jetzt den Motor für die Saison 2017 festgelegt. Unsere Motorräder auf Phillip Island sind sehr nahe an denen dran, die wir beim Saisonstart in Katar einsetzen werden.

Zurück zur Elektronik: Wünscht sich Iannone die Funktionsweise anders, als es Viñales letztes Jahr tat?

Nicht anders, aber Iannone hat mehr Erfahrung. Maverick kam als Rookie aus Moto2 zu uns, er hatte keine Erfahrung. Er benützte unsere Elektronik so, wie sie war.

Aleix Espargaró kam von einem Open-Bike, das nur über rudimentäre Elektronik verfügte. Keiner von beiden ist zuvor mit einer ausgefeilten Werkselektronik gefahren, wie Iannone in seinem vorherigen Team. Er kann uns sagen was wir brauchen und wie wir uns verbessern können.

Ist ein erfahrener Pilot immer von Vorteil? Iannone erwartet, dass ihr ihm eine perfekte Elektronik wie bei Ducati hinstellt. Viñales hat einfach Gas gegeben und war erfolgreich.

So ist es. Trotzdem ist es nützlich für unsere Entwicklung, wenn ein Pilot seine Erfahrungen einbringt. Informationen helfen. Das läuft immer so, wenn Fahrer die Hersteller wechseln.

In welchen Bereichen machst du Defizite bei eurem Motorrad aus?

Mit dem Chassis und dem Motor sind wir recht zufrieden. Das größte Verbesserungspotenzial sehen wir bei der Elektronik. Auch unsere Basisabstimmung müssen wir verbessern.

Wenn du eine gute Basis hast, dann hilft dir diese in jedem Rennen.

Yamaha, Ducati und Aprilia haben nach dem Winglets-Verbot neue Verkleidungen entwickelt, um Anpressdruck zurück zu gewinnen. Ihr hat in Australien auch mit innenliegenden Flügeln experimentiert?

Wir haben am Donnerstag erstmals die neue Verkleidung eingesetzt, wir wollen unsere Aerodynamik verbessern. Jeder versucht seine Performance zu verbessern, auch wir. Dabei geht es aber nicht nur um mehr Anpressdruck.

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