Shuhei Nakamoto: Wechsel von Honda zur Dorna

Von Günther Wiesinger
Die einstige HRC-Mannschaft: Hattori, Kuwata, Nakamoto und Kokubu, zwei sind jetzt weg

Die einstige HRC-Mannschaft: Hattori, Kuwata, Nakamoto und Kokubu, zwei sind jetzt weg

Nach vier Titelgewinnen in der MotoGP-WM hat sich HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto beim Texas-GP als HRC-Mitarbeiter verabschiedet. Er wird künftig für die Dorna arbeiten.

Beim Red Bull Grand Prix of the Americas nahm der bisherige HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto laut eigener Aussage nur noch «als Gast des Repsol-Teams» teil.

Denn Ende April scheidet er bei HRC aus Altersgründen aus, er hat das 60. Lebensjahr überschritten. In diesem Alter darf man bei HRC keinen Top-Managerposten mehr bekleiden.

Die Nachfolger wurden bereits 2016 beim Valencia-GP vorgestellt, sie haben längst das Kommando übernommen.

Nakamoto versicherte letztes Jahr in Brünn, er sei für alle Jobangebote offen. In Valencia scherzte er dann, seine Frau sei die Chefin im Haus, sie werde entscheiden, wohin die Reise künftig gehe.

Doch inzwischen steht trotz aller Geheimhaltung fest: Nakamoto wird nach einer dreimonatigen Übergangsphase im Juli oder August als Mittelsmann für die Dorna arbeiten, er soll die Geschäfte zwischen der Dorna und Honda sowie HRC für die Talent-Cups in Asien und Großbritannien anbahnen und abwickeln; da geht es in erster Linie um den Kauf der Honda-NSF250RW-Production-Racer.

Nakamoto bedankte sich in Texas freundlich bei allen bisherigen Partnern und den Medienschaffenden, er wirkt entspannt und gut gelaunt, als sei eine riesige Last von ihm abgefallen.

Unter Nakamoto wurden immerhin vier MotoGP-WM-Titel (1x Stoner, 3x Márquez) gewonnen und zwei Fahrer-WM-Titel (Alex Márquez, Kent) in der Moto3. Auch in diesem Jahr dominiert Honda in der kleinsten GP-Klasse mit der NSF 250RW.

Es wurde aber unter der Regie von Nakamoto auch viel Geschirr zerschlagen.

Die Nachwuchsförderung für die MotoGP-WM klappt nicht gerade vorbildlich. Im LCR-Junior-Team fährt der 31-jährige Cal Crutchlow, die Weiterverpflichtung von Pedrosa für 2017 und 2018 stieß in Japan auf wenig Verständnis.

Nakamoto berief sich zwar immer auf seine Ausbildung als Ingenieur, aber er verbockte den Open-Class-Deal für Honda, indem er einen teuren und unbrauchbaren Production-Racer bauen liess, während Yamaha das Reglement aufmerksam las und einfach dem Forward-Team eine Vorjahres-Werksmaschine überließ, mit der Aleix Espargaró 2014 die Open-Class gegen fünf Honda gewann.

Dann sträubte sich Nakamoto gegen die Einheits-Elektronik, er drohte sogar mit dem Rückzug von Honda. Carmelo Ezpeleta, sein künftiger Chef, ließ sich dadurch nicht beeindrucken – und zog den Plan durch.

HRC kümmerte sich dann zu wenig um die nue Magneti-Marelli-Motorensteuerung, die Honda-MotoGP-Fahrer mussten die Suppe 2016 auslöffeln.

Dazu kam das ewige Hin und Her bei den Motoren. Für 2016 kam das neue Triebwerk mit der gegenläufigen Kurbelwelle, für 2017 wurde der Screamer gegen einen Big-Bang getauscht.

Die Fahrer wettern über das Material. «Es wird jedes Jahr schlimmer», schimpfte ein Honda-Fahrer in Texas.

«Miller und Rabat sind bessere Fahrer als Folger und Zarco, das wissen wir aus den kleinen Klassen, aber sie haben mit den Kunden-Honda gegen die Yamaha-Privatfahrer keine Chance», erklärte Cal Crutchlow.

«Ein echter Topfahrer würde 2017 auch mit der Tech3-Yamaha Rennen gewinnen», ätzte ein anderer Honda-Pilot.

Fakt ist: Ohne Überflieger Marc Márquez würde das Honda-Werksteam in der MotoGP-WM seit 2013 ziemlich alt aussehen.

Pedrosa hat jedenfalls seit Beginn der Saison 2013 nur sieben Rennen gewonnen, Márquez hingegen 30. In der WM schaffte Marc die Ränge 1, 1, 3 und 1, Pedrosa war 3., 4., 4. und 6.

Wie auch immer: Bei HRC ist jetzt Tetsuhiro Kuwata der neue starke Mann; er gilt als HRC-Director und General Manager in der Race Operations Management Division. Er ist zuständig für die Verträge der HRC-Fahrer und für die Verträge mit den Sponsoren.

Dazu sollte Naoki Hattori als General Manager bei HRC tätig bleiben, er war als General Manager der Business Support Division unterwegs. Naoki Hattori stiess 2014 zur Honda Racing Corporation. Als Director war er verantwortlich für den Verkauf aller Production-Rennmaschinen, für die Ersatzteilbeschaffung, für Development Management und die Finanzen. Er hat aber seit 1. April eine neue Aufgabe bei Honda Motor in Japan übernommen.

Shinichi Kokubu bleibt bei HRC Chef der Motorenentwicklung und Technical Director für alle GP-Maschinen. Sein offizieller Titel lautet General Manager Technology Development Division. Shinichi Kokubu kam 1986 zur Honda Racing Corporation, er hat an der Entwicklung der 500er, TTF1-Bikes und der TTF3-Maschinen mitgewirkt. Von 1996 bis 2001 agierte er als Project Leader für das NSR500-Chassis. Er war auch Project Leader für die NSR500 im 2002. Ein Jahr später übernahm er die Aufgabe des Projektleiters für das RC211V-Chassis. Von 2004 bis 2007 arbeitete er als Chief Engineer in der MotoGP und in der SBK, dazu als Chassis-Designer. 2008 and 2009 wurde Kokubu zum Project Leader für die RC212V, danach von 2010 bis 2012 Technical Director. Zum Director of Development wurde er 2013 befördert, er baute dann auch die siegreiche NSF 250RW und wurde 2016 bei HRC zum Director und General Manager in der Technology Development Division erhoben.

Wenn heute zum Beispiel Marc VDS Racing mit HRC verhandelt, ist
Kuwata der erste Ansprechpartner für Marc-VDS-Teamchef Michael Bartholemy. Kundenteam-Betreuer Tomonori Sato nimmt an solchen Verhandlungen ebenfalls teil.

Übrigens: An den Tests in Le Mans (2./3. Mai) nimmt Marc VDS nicht teil, denn das Team besitzt keinen Testmotor, so ein Triebwerk würde rund 250.000 Euro kosten. Bei den Montag-Tests wie in Jerez wird normalerweise mit betagten Motoren aus dem GP-Kontingent gefahren, das sieben Motoren umfasst.

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