Kurt Trieb (KTM): «Seit Juli an Big-Bang gedacht»

Von Günther Wiesinger
Ing. Kurt Trieb, erfolgreicher Konstrukteur der KTM-Werksmotoren, wollte den neuen Big-Bang-Motor erst im August debütieren lasssen. Aber dann wurde das Verfahren beschleunigt.

Der zehnte Platz veon Pol Espargaró im zweiten freien MotoGP-Training beim GP von Spanien war für die Red Bull-KTM-Truppe ein Befreiungsschlag; die Erleichterung war am Freitag in Jerez in der Box überall zu spüren. Es folgte dann im FP4 ein wieteres Top-Ten-Ergebnis. Im Rennen egalisierte dann Bradley Smith mit Platz 14 das bisher beste MotoGP-Ergebnis von KTM, das Pol Espargaró in Argentinien am 23. April erzielt hatte.

Auch nach dem MotoGP-FP3 von Jerez lagen Smith und Espargaró in den Top-18. Sie ließen immerhin Fahrer wie Barbera, Baz, Abraham, Lowes und Tsuda hinter sich. Im Rennen gab Smith Gegnern wie Abraham, Lowes und Tsuda das Nachsehen.

Die neuen Big-Bang-Motoren bewährten sich in Jerez vom ersten Tag an, obwohl sie vorher im Trockenen nur einen halben Tag in Le Mans probegefahren werden konnten.

Und Pol Espargaró hätte im Rennen ohne seinen Sturz in die Nähe von Platz 10 kommen können: Er lag beim Sturz in Runde 6 unmittelbar hinter Bruder Aleix, der Neunter wurde. Und vor Redding, Barbera und Baz, die auf den Plätzen 11, 12 und 13 ins Ziel kamen.

Motoren-Konstrukteur Ing. Kurt Trieb war die Zufriedenheit anzusehen.

Kurt, am Samstagabend beim Katar-GP hast du Ende März gesagt, es werde drei Monate von der Entscheidung zu einem Big-Bang bis zum ersten Rennstrecken-Test dauern. Seither sind keine drei Monate vergangen. Du hast also dieses Konzept schon länger im Auge gehabt?

Ja, ja. Wir haben eigentlich beim Spielberg-Test Mitte Juli 2016 erstmals darüber nachgedacht.

Aber Spielberg ist eigentlich eine Power-Strecke, wo die Nachteile des giftigen Screamers nicht so deutlich zum Vorschein kamen?

Der Unterschied war trotzdem offensichtlich. Da hat man angefangen zu denken.

Honda hat 2016 die Weltmeisterschaft noch mit einem Screamer-Motor gewonnen. Aber du hast gemerkt, die KTM-Piloten können am Kurvenausgang nicht so früh Gas geben wie die Fahrer von Yamaha, Aprilia, Ducati oder Suzuki, die schon 2016 Big-Bang-Konzepte verfolgten?

Ja, die Beschleunigung aus den Kurven raus war vom Anfang an eine Schwachstelle. In Spielberg waren wir zum ersten Mal mit allen Konkurrenten gemeinsam auf der Strecke. Da hat man deutlich gesehen, wie die anders beschleunigen können, vor allem die Ducati.

Wie viel Zeit ist nach dem Spielberg-Test noch vergangen, bis du dich endgültig für die Planung einer Big-Bang-Version entschlossen hast?

Es war irgendwann im Herbst. Da haben wir dann konstruiert und die Teile in Auftrag gegeben.

KTM darf wie Aprilia als Neueinsteiger neun statt sieben Motoren pro Fahrer und Saison verbrauchen. Besteht eine Chance, dass KTM mit diesem Kontingent alle 18 Grand Prix bestreiten kann?

Die offizielle Sprachregelung ist: 2017 ist ein Testjahr für KTM.
Und wir testen jetzt verschiedene Motoren-Konfigurationen.
Aber es ist klar: Wenn sich die Fahrer für etwas entschieden haben, dann macht es Sinn, diesen Weg weiter zu verfolgen.

Bradley Smith sagte am Freitag zuerst, er könne noch nicht genau abschätzen, welche Version die meisten Vorteile bei der Rundenzeit bringe. Eine Minute später sagte er: Der Big-Bang ist die Zukunft. Stimmst du ihm zu? Mit dem Screamer wäre vor allem im kurvenreichen Jerez kein zehnter Platz im FP2 möglich gewesen?

Ja, es sieht so aus, als ob die neue Konfiguration einen Vorteil bringen würde.

Honda hat den ganzen Winter mit sechs oder mehr Fahrern rund 20 Tage lang den Big-Bang getestet und wusste zehn Tage vor dem Katar-GP noch nicht, ob man die Saison mit dem Screamer oder Big-Bang bestreiten soll. Bei euch haben zwei, drei Stunden letzten Dienstag in Le Mans gereicht, um diesen Motor rennreif zu machen?

Nein... (Er lacht etwas verlegen). Es war für alle Überraschung, dass diese Konfiguration ganz gut angekommen ist.

Man sagt dem Big-Bang nach, dass er mehr Sprit frisst.

Ja, das stimmt. Genau, wissen wir das nicht. Vielleicht wird das einen Liter pro Renndistanz ausmachen; es kommt auch auf die Strecke an. Aber grundsätzlich ist es ein weniger effizienter Motor, deshalb braucht er mehr Sprit.

Kann man davon ausgehen, dass KTM jetzt keine neuen Screamer-Motoren mehr baut, sondern nur noch Big-Bang-Versionen baut?

Wir werden jetzt weiterentwickeln und schauen, dass wir auch auf anderen Strecken gut zurechtkommen.

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