Lin Jarvis (Yamaha): «Lieber zwei Patronen als eine»

Von Günther Wiesinger
Michael van der Mark: MotoGP-Debüt in zwei Wochen?

Michael van der Mark: MotoGP-Debüt in zwei Wochen?

Yamaha-Renndirektor Lin Jarvis sagt, es sei kein Vorteil, dass sich Yamaha jetzt ganz auf den Titelfight von Viñales konzentrieren kann. Er schreibt Rossi noch nicht ab.

Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing, wird in den nächsten Tagen den Namen des mutmaßlichen Rossi-Ersatzfahrers für den Aragón-GP (23./24. September) bekannt geben.

Jarvis nannte gestern gegenüber SPEEDWEEK.com vier Kandidaten: Testfahrer Kouta Nozane, Superbike-Ass Katsuaki Nakasuga sowie die Yamaha-Superbike-WM-Piloten Alex Lowes und Michael van der Mark.

Wir haben aber bereits aus zuverlässiger Quelle erfahren: Vielleicht schon am morgigen Montag wird Michael van der Mark als Ersatzfahrer nominiert.

Und wer jetzt meint, der dreifache Suzuka-8h-Sieger (2013 und 2014 mit Honda, 2017 mit Yamaha), sei der erste Niederländer in der Viertakt-MotoGP-Ära, die 2002 begonnen hat, der täuscht sich.

Denn Jürgen van den Goorbergh saß 2005 noch auf der Konica Minolta-Honda des Japan-Italy-Racing Teams (JiR) von Luca Montiron.

Van der Mark wird von Yamaha nur unter dem Vorbehalt aufgeboten, dass Valentino Rossi (Schien- und Wadenbeinbruch am 31. August) in zwei Wochen nicht selber wieder in den Sattel der Movistar-Yamaha steigt.

Macht es Sinn für Rossi, der inzwischen ohnedies keine reellen Titelchancen mehr hat, mit Gewalt ein frühzeitiges Comeback in Aragón anzustreben? Zumal dann zwei rennfreie Wochenenden folgen, ehe die Übersee-Tournee am 15. Oktober in Motegi/Japan beginnt?

«Das ist ein stichhaltiger Punkt. Das wird bei der Entscheidungsfindung sicher eine Rolle spielen», sagt Jarvis. «Niemand kann beurteilen, was in einem einzelnen Rennen passieren kann. Wir kennen das zur Genüge. In Misano wird es heute im Rennen regnen, wenn die Vorhersagen stimmen. Es kommen also ein paar Unwägbarkeiten dazu. Man muss jetzt abwarten, was in Misano passiert. Wenn seine Gegner in Misano nicht stark punkten, kann das für Valentino eine Extra-Motivation für eine frühe Rückkehr in Aragón sein. Warten wir ab. In erster Linie wird es davon anhängen, ob er sich komfortabel und fit fühlt und ob er sich zutraut, den Job in Aragón zu erledigen. Wir üben von unserer Seite als Team keinen zusätzlichen Druck aus. Wir werden es von seiner Fitness abhängig machen.»

Ducati, Honda und Yamaha haben jetzt je einen klaren Favoriten im Titelfight – Dovizioso, Márquez und Viñales. Ist das eventuell ein Vorteil für Yamaha, dass Rossi nur noch Außenseiter ist?

Jarvis: «Ich sehe keinen Vorteil. Es ist besser, wenn man zwei Patronen im Gewehr hat statt einer. Wenn Marc Márquez etwas zustößt, steckt Honda in Schwierigkeiten. Jetzt haben wir erlebt, dass Vale etwas widerfahren ist. Stell’ dir vor, Vale wäre unsere einzige Patrone. Dann würden wir in der Klemme stecken. Deshalb wollen wir am liebsten immer zwei starke Fahrer im Team haben. Klar, manche Leute wenden ein: ‚Ein Fahrer nimmt bei euch dem anderen die Punkte weg.’ Doch das ist völliger Unsinn. Denn in Wirklichkeit kämpft jeder Fahrer gegen jeden. Und für einen Hersteller oder ein Team.»

«Den einzigen Vorteil, den ich in der aktuellen Situation sehe: Wir haben von der neuesten 2018-Chassis-Version nicht sehr viele Exemplare, aber die Verletzung von Vale hat uns erlaubt, davon zwei identische Bikes für Maverick aufzubauen. Er hat ein Chassis von Rossi erhalten. Dadurch hat Maverick an diesem Wochenende in der Box ein deutlich besseres Szenario als wenn er ein Bike mit dem neuen und eines mit dem alten Chassis hätte. Das ist kurzfristig gesehen hier in Misano ein Vorteil für Maverick.»

Tech3-Yamaha-Pilot Johann Zarco ist übrigens alles andere als traurig, dass er als Rossi-Ersatzmann für Misano nie ernsthaft in Betracht gezogen wurde.

«Selbst wenn das möglich gewesen wäre, ich glaube, es ist besser für mich, wenn ich an meinem eigenen Motorrad weiterarbeite», erklärte der Franzose nach dem sechsten Startplatz in Misano. «Ich habe das Training hier am Freitag mit der neuen Verkleidung begonnen. Ich habe rasch gespürt, dass sich dadurch die Stabilität verbessert. Es ist gut, wenn ich mein eigenes Motorrad behalte und weiter daran arbeite. Denn ich nütze dieses Bike immer noch nicht zu 100 Prozent aus.»

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