Pit Beirer (KTM): «Pol Espargaró fährt volle Kanne»

Von Günther Wiesinger
Pol Espagaró hat schon 42 Punkte erbeutet

Pol Espagaró hat schon 42 Punkte erbeutet

KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer hat mit Bradley Smith einige Vier-Augen-Gespräche geführt. «Er ist jetzt körperlich fit und muss das selber regeln.» Von Pol Espargarós Performance ist Beirer begeistert.

Bei Red Bull KTM ist die erhoffte Steigerung in der MotoGP-Weltmeisterschaft längst Tatsache. In acht Rennen hintereinander seit der Dutch-TT in Assen/NL kamen immer ein oder sogar zwei Fahrer auf den Rängen zwischen 9 und 11 ins Ziel.

Pol Espargaró liegt mit 42 Punkten auf dem 17. WM-Rang. Direkt vor ihnhalten sich Baz, Iannone, Redding und Miller, WM-Zwölfter ist Bruder Aleix Espagaró. Alex Rins und Tito Rabat haben weniger Punkte als der KTM-Werkspilot.

Weniger erfreulich die WM-Situation bei Bradley Smith: Er ist WM-23. mit 14 Punkten aus 15 Rennen, Testfahrer Mika Kallio hat in drei Rennen elf Punkte erobert, er ist WM-24 und bekommt für Valencia eine vierte Wildcard.

Pit Beirer, Motorsport-Direktor bei KTM Factory Racing, freut sich über die außergewöhnliche Performance von Pol Espargaró und die Steigerung von Bradley Smith.

Pit, bei Bradley Smith war in Japan ein Aufwärtstrend zu spüren. Aber er kam 2017 langsam in Tritt. Hat er den Druck im Werksteam mit KTM und Red Bull im Hintergrund nicht so rasch verkraftet wie Pol Espargaró?

Naja, der Pol denkt da nicht darüber nach. Wenn er rausfährt, interessiert ihn nichts anderes als volle Kanne Motorrad zu fahren. Er tritt befreiter auf.

Bradley ist kein Luftikus, er ist überlegter in allem, was er tut. Er denkt oft sogar zu viel nach.

Ich weiß, dass ihn das beschäftigt hat. Wir haben in letzter Zeit einige Gespräche unter vier Augen geführt.

Er hat den Job bei uns im November 2016 nach einer schweren Knieverletzung angetreten, er wollte diese Verletzung wegdrücken oder ignorieren, um das neue Team zufrieden zu stellen. Aber er wusste genau, er konnte nicht mal richtig laufen. Er durfte nicht runterfallen, sonst wäre er wieder schwer verletzt gewesen.

Bradley hat durch diese Verletzung von Oschersleben echt einen schweren Projektstart gehabt.

Jetzt ist er körperlich wieder dort, wo er eigentlich beim Saisonstart hätte sein sollen. Deshalb haben wir jetzt mit der Bestätigung seines Vertrags die Uhren auf Null gestellt und ihm Druck weggenommen.

Und natürlich sind die Fahrer bei uns im Werksteam unter Druck.

Wenn du für so große Firmen wie Red Bull und KTM am Start stehst und die ganze Welt berichtet über jeden kleinen Schritt, den wir tun, dann stehst du in der ersten Reihe im Rampenlicht.

Bradley war körperlich in einer schwachen Position, um mit diesem Druck fertig zu werden. In dieser Hinsicht hat er sicher nicht die besten Vorzeichen gehabt.

Er ist ja – abgesehen von seinen sportlichen Fähigkeiten – ein total netter Kerl. Und er will für uns alles geben.

Wenn ich das Gefühl gehabt hätte, er hat keine Lust, er will nicht arbeiten und sich nicht anstrengen, wäre die Diskussion ganz anders geführt worden.

Aber wenn wir ihm sagen, er soll im Red Bull Trainings Centre in Thalgau antreten, dann steht er da. Er gibt alles, um eine ordentliche Leistung zu bringen.

Ich glaube, Bradley ist es jetzt körperlich in der Lage, die erwünschten Erfolge zu bringen.

Jetzt müssen wir schauen, dass er auch mental Unterstützung bekommt.

Muss KTM an der RC16 noch etwas ändern, um Bradley Smith mehr entgegenzukommen? Bei Tech3-Yamaha war er ja drei Jahre lang meist auf Augenhöhe mit Pol Espargaró, manchmal sogar besser. Er hat zwei Podestplätze eingefahren, Pol keinen.

Ja, aber bei Bradley gab es auch bei KTM immer wieder Hinweise, dass nicht viel fehlt. So ist er zum Beispiel in Aragón im Warm-Up Dritter geworden – nach einem schwachen Freitag. Und der siebte Startplatz in Motegi kann sich auch sehen lassen.

Bradley sagt selber: «Das Motorrad passt, da ist alles in Ordnung. Jetzt liegt es an mir.»

Er versucht nicht, den Ball ans Team rüberzuschieben. Bradley weiß, dass unser Paket stark ist und dass er das mit Hilfe von ein paar Kleinigkeiten jetzt selber drehen muss.

Die Piloten fahren mit 300 km/h die Gerade runter und nach einer langen Runde fehlt halt eine Sekunde.

Es ist ja nicht so, dass ihm totale Welten fehlen. Es geht um ein bisschen Wohlbefinden, mit dessen Hilfe er noch in jeder Kurve ein Zehntel rausquetschen kann. Dann ist er dabei.

Das muss Bradley jetzt selber regeln. Das weiß er.

Er sucht jetzt kein anderes Motorrad und keine andere Einstellung.
Es war ja unser Anspruch, dass wir es innerhalb eines Jahres schaffen, den beiden Jungs, Bradley und dem Pol, ein Motorrad hinzustellen, das ein Niveau zulässt, das sie gewohnt waren, als sie vor einem Jahr von ihrer Kunden-Yamaha abgestiegen sind.

Davon sind wir jetzt nicht mehr ganz so weit weg. Das wissen beide Fahrer. Deshalb ist Bradley jetzt sehr entschlossen.

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