Mike Leitner (KTM): «Ich hab uns das nicht zugetraut»

Von Günther Wiesinger
Das Red Bull KTM-Team verblüfft die Gegner und Fans in der MotoGP-WM von Woche zu Woche. Teammanager Mike Leitner hat selbst nicht mit so einer Performance gerechnet.

Das Red Bull KTM Factory Racing Team hat in den letzten neun MotoGP-Rennen immer einen oder zwei Fahrer auf den Plätzen 9 bis 11 ins Ziel gebracht.

In Australien fuhr Pol Espargaró auf Platz 9 über den Zielstrich, er fing seinen wieder erstarkten Teamkollegen Bradley Smith in den letzten Runden noch ab.

KTM glänzte in Phillip Island auch bei den Top-Speed-Werten: Im Qualifying fuhr Pol Espargaró mit 340,4 km/h als Schnellster über die Gerade, Smith schaffte als zweitbester MotoGP-Pilot 338,0.

Auch der Rückstand auf den Sieger am Sonntag fiel respektabel aus: KTM verlor nur 16,2 Sekunden auf Sieger Marc Márquez.
Nicht erst seit dieser Performance findet die KTM-Truppe bei der Konkurrenz viel Anerkennung. «Wir haben gewusst, dass sich KTM auch in der MotoGP gut aus der Affäre ziehen wird», stellte Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti fest. «Sie sind ja in vielen anderen Meisterschaften erfolgreich. Aber dass es so schnell geht...»

Trotzdem hat die Entwicklungsgeschwindigkeit von KTM viele Experten überrascht.

In der Konstrukteurs-WM liegt Newcomer KTM nur noch 6 Punkte hinter Aprilia, dabei sind die Italiener bereits das dritte Jahr dabei, sie haben auch schon mit der 990-ccm-Dreizylinder-Cube MotoGP-Erfahrung gesammelt und haben auch von den Superbike-Erfolgen und die Claiming-Rule-Bikes (ab 2012 im Einsatz) profitiert.

KTM war beim Saisonstart in Katar fast in allen Trainings auf den letzten zwei Plätzen, auch im Quali, es wurden auch am Samstag noch 2 oder 2,2 Sekunden eingebüßt. In Australien war Espargaró in einem freien Training Dritter, und wie in Japan kamen beide Fahrer ins Q2.

Red Bull-KTM-Teammanager Mike Leitner sind die aktuellen Ergebnisse manchmal selbst nicht mehr ganz geheuer.

Mike, du bist selbst manchmal fast sprachlos? Als Heinz Kinigadner im Februar sagte, man müsse in der zweiten Saisonhälfte bei den Top-Ten anklopfen, schien das ein Ding der Unmöglichkeit zu sein.

Ja, wir haben uns damals alle gedacht, «Kini» ist ein Optimist.

Wir haben gemeint, wenn es einmal ein ganz verrücktes Rennen gibt, ein Regenrennen mit vielen Stürzen, dann würden wir da vielleicht mal reinrutschen.

Aber jetzt kämpfen wir konstant um Top-Ten-Plätze, wenn wir das Set-up halbwegs auf die Reihe kriegen, im Trockenen und im Nassen.

Ja, gewaltig.

Auch der Zeitrückstand im Rennen war richtig gut. Das war super.
Aber jetzt stehen wir in den Top-Ten.

Aber jetzt stellt sich die Frage, ob und wann wir den Sprung ganz nach vorne schaffen.

Pol Espargaró lag am Sonntag nach zehn Runen nur 4,9 sec hinter Platz 1.

Ja, das war gewaltig. In dieser Phase sind wir sogar die gleichen Rundenzeiten wie die Spitze gefahren. Ich meine, die haben ein bisschen taktiert da vorne. Aber Gas gegeben hat trotzdem jeder.

Ducati hat am Sonntag elf Punkte einkassiert, Aprilia null, KTM 13. Das hat es bisher noch nie gegeben.

(Er lacht). Ja, das hätte ich mir auch nicht gedacht. Ich weiß nicht, was bei Ducati in Phillip Island los war. Ganz komisch, denn sie sind ja in diesem Jahr bei jedem Rennen gut dabei gewesen.

Dovizioso hat im Turn 1 einmal Zeit verloren.

Das hatten wir auch. Pol ist dort zweimal weit gegangen, Bradley einmal.

Ich habe gedacht, Dovi, Dani und Redding werden unsere Jungs irgendwann einholen. Ich dachte, in der zweiten Rennhälfte werden wir Zeit auf diese Fahrer verlieren. Aber sie haben nicht aufgeholt, im Gegenteil, obwohl sie eigentlich freie Fahrt nach vorne gehabt hätten.

Hat KTM in sechs Monaten soviel Entwicklungsarbeit geleistet, wie man normal in zwei Jahren leistet? Oder habt ihr jetzt einen Speed, den man euch bestenfalls für 2018 zugetraut hätte? 2017 sollte ja ein Lernjahr sein.

Ich muss ganz ehrlich sagen, ich hätte uns das auch nicht zugetraut. Denn in diesem Geschäft sind Prognosen immer schwierig.

Du musst logisch weiter arbeiten. Wir wissen nicht, wie die Reise weitergeht.

Wir haben Ideen, von denen wir glauben, dass das Motorrad damit besser wird. Ob es dann funktioniert, das kann ich jetzt genau so wenig sagen, wie ich in Doha nicht sagen konnte, was wir 2017 noch zustande bringen.

KTM verwendet als einziges MotoGP-Werk WP Suspension und einen Gitterrohrstahlrahmen. Warst du skeptisch, als der Stahlrahmen zur Grundbedingung gemacht wurde? Hast du dir gedacht: Was ist jetzt los?

Nein, das habe ich mir nicht gedacht, weil ich gewusst habe, dass es darauf hinauslaufen wird.

Das Thema Stahlrahmen wurde gar nie zur Diskussion gestellt. Das ist einfach die Strategie von KTM.

Wir sind beim Rahmen komplett anders aufgestellt und bei den Federelementen ebenfalls. Dass wir trotzdem konkurrenzfähig werden konnten, das ist für alle Beteiligten super.

Denn wir können nicht über den Zaun drüber schauen und uns erkundigen, welches Federbein-Setting Suzuki oder sonst wer fährt.

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