Hervé Poncharal (Tech3): Ein Wechsel zu KTM denkbar?

Von Günther Wiesinger
Erfolgreiches Gespann: Johann Zarco und Hervé Poncharal

Erfolgreiches Gespann: Johann Zarco und Hervé Poncharal

Wenn Valentino Rossi für 2019 ein MotoGP-Team gründen will, muss sich Tech3 eventuell um anderes Material umschauen. Hervé Poncharal schildert seine Situation.

Ursprünglich ging Tech3-Yamaha-Teambesitzer Hervé Poncharal ohne riesige Ambitionen in die MotoGP-Saison 2017. Denn er musste mit Johann Zarco und Jonas Folger auf zwei Rookies zurückgreifen, das erschien ihm angesichts von sechs Werksteams und starken Routiniers wie Crutchlow und Petrucci ein wenig aussichtslos. Er dachte, seine Neulinge würden im ersten Jahr mit den Gebrauchtmaschinen Mühe haben, in die Top-15 zu fahren.

Aber dann landeten Zarco und Folger auf den WM-Rängen 6 und 10, sie heimsten vier Podestplätze ein. Zarco gewann die Rookie of the Year-Trophäe, Tech3 wurde als bestes Kundenteam geehrt.

Und sogar das Movistar-Werksteam wurde mehrmals vorgeführt und besiegt.

Aber jetzt herrscht eine gewisse Verunsicherung. Wenn Valentino Rossi nach der Saison 2018 zurücktritt und ein MotoGP-Team mit Yamaha bilden will, müsste sich Hervé Poncharal womöglich nach 20 Jahren einen neuen Hersteller suchen. Auch der Vertrag mit Sponsor Monster steht am Saisonende zur Verlängerung an.

Hervé, du wirst bereits beim Sepang-Test Ende Januar erste Gespräche mit Yamaha führen. Es geht um einen neuen Zwei-Jahres-Vertrag. Du wirst einen Plan B machen müssen – könnte dieser mit KTM zu tun haben?

Hm, ich habe das schon mehrmals erwähnt: Ich habe eine Menge Respekt vor Herrn Pierer. Ich liebe Entrepreneurs, Unternehmer mit Visionen. Ich ziehe den Hut vor Menschen wie Herrn Mateschitz und Herrn Pierer. Chapeau! Unglaublich.

Was KTM 2017 auf der Piste gezeigt hat, war großartig. Vorläufig ist es in den Händen von Yamaha, sie müssen entscheiden, was sie tun wollen.

Ich bestreite 2018 meine 20. Saison mit Yamaha. Ich habe ein Meeting mit ihnen für Sepang geplant. Da werden die Diskussionen eröffnet.

Ich habe das Gefühl, Valentino wird 2019 noch kein MotoGP-Team betreiben. Außerdem wird mein Eindruck immer stärker, dass uns Yamaha gern weiter behalten will.

Die Priorität ist also, dass ich warte und mir anhöre, welche Position Yamaha uns gegenüber einnimmt.

Die Situation kann sich rasch ändern.

Bisher bekamen wir immer Vorjahresmaschinen. Darüber werden ich mit Yamaha sprechen.

Denn Crutchlow hat jetzt einen HRC-Vertrag, er bekommt super Support von Honda, bei Danilo Petrucci ist es bei Ducati ähnlich.

Wir stehen jetzt in der Mitte eines Zwei-Jahres-Vertrags, wir können also eigentlich nichts ändern, was das geplante Material für meine Fahrer betrifft. Aber ich möchte mit Yamaha darüber reden.

Wir werden vor dem ersten Rennen in Katar viel mehr darüber wissen, welche Zukunftspläne Yamaha mit Tech3 hat.

Denn auch bei Yamaha werden ein paar Veränderungen stattfinden.
Ich werde mir anhören, was sie anbieten können und wie sie den neuen Deal mit uns sehen wollen.

Wenn wir mit dem Angebot happy sind, werden wir unterschreiben. Wenn wir nicht happy sind, werden wir weiterverhandeln und unsere Augen und Ohren aufsperren, um zu erfahren, was sonst noch in der Welt los ist.

Wenn Yamaha Johann Zarco langfristig bei der Stange halten will, sollten sie ihm möglichst rasch ein aktuelles Werksmotorrad geben – am besten schon für 2018.

Ha, ha. Mich musst du von dieser Idee nicht überzeugen, sicher nicht. Du musst Yamaha-Rennchef Tsuji überzeugen.

Lin Jarvis von Yamaha sagt zwar immer, die ideale Anzahl von MotoGP-Fahrern sei vier. Aber Yamaha hat 2014 und 2015 auch ein zweites Kundenteam ausgerüstet – Forward Racing.

Ja. Das ist etwas, das wir besprechen müssen. In der Vergangenheit habe ich bei Yamaha oft gehört, vier Bikes seien das Maximum.

Aber am letzten GP-Wochenende in Valencia habe ich viel mit Yamaha gesprochen. Da hörte ich: «Naja, hm, es könnten vielleicht auch sechs möglich sein.»

Es ist unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, dass Yamaha sechs Fahrer ausrüstet, wenn für die Zukunft ein starkes Interesse von Valentino und von Tech3 besteht.

Denn Ducati ist ein viel kleineres Werk – und sie haben acht Motorräder im Feld.

Es gab sogar Zeiten, da hatte Yamaha sieben oder acht Maschinen im Feld. Das Werksteam, dazu WCM, D’Antin und Tech3. Gut, das war in der Übergangsphase von 500 ccm zu MotoGP. Aber in der MotoGP hatten sie bereits zwei Jahre lang sechs Maschinen.

Du hast jetzt die Antwort zur KTM-Frage sehr wortreich umgangen. KTM will 2019 unbedingt ein Kundenteam, Tech3 und Marc VDS sind die logischen Partner. Wenn dich Yamaha für 2019 nicht beliefert – wäre KTM der erste Ansprechpartner?

(Er schmunzelt). Wie gesagt: Die Priorität ist es, mit Yamaha zu reden und ihnen zuzuhören. Wenn sie mir ein vernünftiges Agreement hinlegen und wir damit happy sind, werden wir unterschreiben.

Wenn ein großer Abstand ist zwischen dem, was wir erwarte und was sie uns geben können, dann werde ich meine Augen und Ohren aufsperren und mich in der ganzen Welt umsehen.

Natürlich muss man sich Optionen offenhalten.

Aber wenn man eine Zusammenarbeit mit einem Partner beginnen will, muss das Interesse auf Gegenseitigkeit beruhen.

Wenn du morgen die Miss World heiraten willst und deine Avancen nicht auf Gegenliebe stoßen, dann wird nichts daraus.

Du verfügst über einen Aktivposten, an dem auch KTM-Chef Stefan Pierer Gefallen gefunden hat – Johann Zarco.

Ja, aber ich bin nicht im Besitz von Johann Zarco. Sein Vertrag mit mir läuft nach der Saison 2018 aus. Im Moment weiß ich nicht, was ich Johann Zarco für 2018 anbieten kann.

Ich würde gern mit Yamaha weitermachen.

Aber es ist alles möglich.

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